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0068 - Todeswalzer

0068 - Todeswalzer

Titel: 0068 - Todeswalzer
Autoren: Friedrich Tenkrat
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ein, wie sie gekleidet gewesen war, als das Skelett sie überfallen hatte: Sie hatte nur ihr durchsichtiges Nachthemd am Leib gehabt. Doch nun trug sie ein Kleid. Der Knochenmann mußte es ihr angezogen haben.
    Auf Zehenspitzen huschte Jane durch die Dunkelheit.
    Sie stieß gegen einen Mauervorsprung und unterdrückte nur mit Mühe einen Schmerzenslaut.
    Einige Yards legte sie humpelnd zurück. Dann ging es wieder einigermaßen. Der Schmerz hatte nachgelassen.
    Eine Treppe!
    Sie führte nach oben. Jane Collins überlegte nicht lange. Das war der Weg in die Freiheit. Sie mußte ihn gehen. Je schneller sie von hier fortkam, desto besser.
    Sie legte keinen Wert darauf, noch einmal mit dem Knochenmann zusammenzugeraten. Jane dachte an John Sinclairs Spezialkoffer. Wenn sie wenigstens eine der darin befindlichen Waffen zur Verfügung gehabt hätte.
    Aber sie hatte gar nichts in Händen. Und mit nichts gegen ein Skelett zu kämpfen, das von der Macht der Hölle gestärkt wurde, konnte nicht gutgehen.
    Flink lief die Detektivin die Stufen hinauf.
    Sie erreichte wieder eine Tür, die zum Glück auch nicht abgeschlossen war. Jane öffnete die Tür lautlos und trat in eine helle Diele.
    An den Wänden hingen häßliche Gemälde. Sie schienen von einem Stümper geschaffen worden zu sein.
    Jane Collins versuchte sich zu orientieren. Wo war die Haustür? Sie wandte sich nach links.
    Plötzlich vernahm sie hinter sich ein leises Knirschen. Wie von der Tarantel gestochen fuhr sie herum.
    Da stand Jacko. Mit ausgebreiteten Armen. Sein Totengesicht grinste gemein. Jane stockte der Atem. Sie hatte begriffen, daß hiermit ihr Fluchtversuch gescheitert war.
    ***
    Chris Rhodes lachte haßerfüllt. Er funkelte mich mit seinen Augen an. Es freute ihn, daß ich zu ihm gekommen war. Denn er wollte mich – oder zumindest meine Seele – dem Schwarzen Tod ausliefern.
    Aber diesem Plan wollte ich einen Riegel vorschieben. Blitzschnell griff ich nach meiner mit geweihten Silberkugeln geladenen Beretta.
    Ich wollte dem Maler damit einen Schrecken einjagen und ihn zwingen, mir zu sagen, wo er Jane Collins versteckt hatte.
    Doch zu meinem Leidwesen entwickelten sich die Ereignisse völlig anders.
    Ich vernahm den spitzen Schrei eines Mädchens.
    Jane! schoß es mir durch den Kopf.
    Im selben Augenblick wurde eine Tür aufgestoßen – und dann sah ich das Skelett, das uns mit seiner magischen Violine in der vergangenen Nacht in den Tod zu spielen versucht hatte.
    Der Knochenmann war nicht allein.
    Er schleppte Jane Collins mit sich, preßte sie wie einen lebenden Schild vor sein Gerippe und stieß ein schauriges Hohngelächter aus.
    Jane sah erschreckend aus. Ihr rotes Haar – ich hatte es ihr längst verziehen – war zerzaust. Sie wirkte bleich. Ihre Augen waren furchtgeweitet.
    Das Skelett legte seinen knöchernen Unterarm um die Kehle meiner Freundin. In meinem Kopf begann eine Wut zu pochen, wie ich sie selten erlebte.
    Ich wollte die Detektivin aus ihrer furchtbaren Lage befreien, deshalb riß ich mit Schwung meine Beretta heraus.
    Mit dem Daumen entsicherte ich die Waffe. Ich glaubte, in dieser kritischen Situation doch noch eine Möglichkeit entdeckt zu haben, die es mir erlaubte, das für Jane und mich ungünstige Blatt zu wenden.
    Ein Sprung.
    Ich war bei Chris Rhodes, riß ihn genauso an mich, wie der Knochenmann es mit meiner Freundin gemacht hatte, und setzte dem teuflischen Maler meine Pistole an die Schläfe.
    »Jacko!« stieß Rhodes verdattert hervor. Er schien zu ahnen, daß sich in meiner Waffe keine gewöhnlichen Kugeln befanden.
    Der Schwarze Tod hatte ihm zwar ewiges Leben garantiert, doch diese Garantie konnte man mit geweihtem Silber jederzeit wieder aufheben.
    »Laß Jane Collins los, Jacko!« schrie ich. »Wenn du nicht augenblicklich tust, was ich sage, stirbt dein Herr!«
    Ich dachte, ich hätte das Skelett damit in der Hand. Ich glaubte, Jacko würde nicht wollen, daß seinem Herrn etwas zustieß.
    Aber ich mußte erkennen, daß ich mich in diesem Punkt geirrt hatte. Es war Jacko vollkommen egal, was aus Chris Rhodes wurde.
    Das sagte er mir auch mit hohntriefender Stimme: »Auf diese Weise kannst du mich nicht erpressen, Sinclair! Ich nehme zwar von Chris Rhodes Befehle entgegen und spreche ihn mit ›Herr‹ an. Aber mein wahrer, mein einziger Herr, dem ich ganz gehöre und dem ich bis an mein Ende dienen werde, ist… der Schwarze Tod! Töte Rhodes! Es macht mir nichts aus! Sobald du ihn umgelegt hast, stirbt deine
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