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0068 - Hetzjagd durch die Dimensionen

Titel: 0068 - Hetzjagd durch die Dimensionen
Autoren: Unbekannt
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sah uns vom ersten Landeplatz starten, aber er konnte uns hier nicht landen sehen. Denn die Landung am zweiten Platz war eine kausale Folge des Starts vom ersten Platz... und gerade die Kausalität ist durch die überlichtschnelle Bewegung verlorengegangen.
    Für uns war das anders: Wir bewegten uns mit der lächerlichen Geschwindigkeit von fünfzehntausend Metern pro Sekunde. In unserem Raum ist das nur ein Zwanzigstel der Lichtgeschwindigkeit. Wir starteten, und kurze Zeit später landeten wir auch. Kausaler Zusammenhang.
    Die Verwirrung entstand erst, als die Druuf aus ihren vier Schiffen ein Spiegelfeld auf die Oberfläche von Solitude projizierten und gleichzeitig sowohl uns auf die fremde Zeitebene warfen als auch ein paar von ihren Robots in unsere, die schnellere Eigenzeit herüberschleuderten. Denn damit waren wir zu Beobachtern geworden, für die die K-238 durch ihren überlichtschnellen Flug den Rahmen der Kausalität gesprengt hatte und für die sie zwar vom ersten Platz gestartet aber am zweiten noch nicht gelandet war. Sie war also gar nicht da, als wir nach ihr suchten ... konnte gar nicht da sein. Anders für die schnellen Druuf-Robots: Sie hatten nun unseren Platz eingenommen, sahen die K-238 dort stehen und stahlen sie."
    An dieser Stelle würde Bull wahrscheinlich einwenden: „Wie war das doch mit der Lampe, die schon brannte, als der Mann am Schalter drehte? Bedeutet nicht der Verlust der Kausalität: Die Wirkung tritt vor der Ursache ein? Sollte das für einen Solitude-Beobachter nicht heißen, daß die K-238 am zweiten Platz schon auftauchte, bevor sie vom ersten startete?"
    Und er, auf diese Frage gefaßt, würde ihm antworten: „Vertauschung von Ursache und Wirkung ist nur eine mögliche Ausdrucksform eines akausalen Vorgangs... unter vielen anderen. Dazu ein Beispiel: Eine Gewehrkugel, die auf den Mittelpunkt einer Zielscheibe zufliegt, die Zielscheibe infolge der Einwirkung unbekannter Kräfte aber nicht erreicht, sondern kurz vor der Zielscheibe verschwindet und hinter ihr wieder auftaucht, um weiterzufliegen, handelt zweimal wider die Kausalität: Erstens entfällt die Wirkung, nämlich das Durchschlagen der Zielscheibe, die nach der Ursache, nämlich dem zielgerechten Abschuß, zu folgen hat. Zweitens tritt eine Wirkung auf, nämlich das Verschwinden und Wiederauftauchen der Kugel, ohne, daß eine Ursache dazu vorhanden ist."
    Darauf würde Reginald Bull vor sich hin brummen, das sei ein närrischer Vergleich, aber immerhin...
    Und er selbst würde fortfahren: „Um einen ähnlichen Vorfall handelt es sich bei der K-238. Die Wirkung, die nach der Ursache, dem Start, zu erwarten war, nämlich die Landung, trat nicht ein. Offenbar müssen wir in der Theorie der verschiedenen Zeitebenen aber die Folgerung aufstellen, daß, über längere Zeiträume betrachtet, die Summe aller Ursachen der Summe aller Wirkungen immer gleich sein muß obwohl die Kausalität ausgeschaltet ist. Zu der ersten Ursache, der die Wirkung fehlte, mußte also eine Wirkung kommen, die keine Ursache hatte: die tatsächliche Landung der K-238, wie sie von Gorlat und mir beobachtet wurde, zu einem Zeitpunkt, zu dem niemand das Schiff erwartete. Zu dieser Wirkung gibt es keine Ursache. Die K-238 war für einen Beobachter des Solitude-Raumes eine Zeitlang einfach verschwunden.
    Na schön, jetzt ist sie also wieder da als Endeffekt eines akausalen Vorgangs oder besser zweier Vorgänge. Der Zeitpunkt, zu dem auf eine wirkungslose Ursache eine ursachenlose Wirkung folgen muß, läßt sich errechnen. Es stellt sich dabei heraus, daß der Betrag, um den die höchstzulässige, also die Lichtgeschwindigkeit während der Bewegung überschritten wurde, ein Maß für die Akausalität des Begleitvorgangs ist. Aus dem Wert der Geschwindigkeit, mit der die K-238 sich während der Überführung vom ersten zum zweiten Landeplatz bewegte, konnte ich errechnen, wann sie für einen Beobachter im Solitude-Raum hier auftauchen würde. Natürlich war es nur ein Versuch, aber, wie du siehst, ist er geglückt."
    Was würde Bull dann tun? Er würde sich geräuschvoll am Kopf kratzen, dem Geist der Wissenschaft ein Schnippchen schlagen und die Frage stellen, die er eigentlich nicht stellen durfte: „Was, zum Donnerwetter, ist aber mit der K-238 passiert, die die Druuf-Robots gestohlen haben?"
    Auf diese anschauliche Frage nach anschaulichen Dingen hieß die Antwort: „Das kommt darauf an, von welchem Standpunkt aus man die Sache betrachtet. Für
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