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0064 - Sieben standen gegen uns

0064 - Sieben standen gegen uns

Titel: 0064 - Sieben standen gegen uns
Autoren: Sieben standen gegen uns
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heranzuschieben, indem ich mich wie eine Schlange über den Boden wand. Phil murmelte ununterbrochen sinnloses Zeug vor sich hin, damit ich hören konnte, wo er lag. Endlich stieß ich gegen etwas Weiches.
    »Vielen Dank«, brummte Phil. »Das war nur mein Bauch.«
    Ich wälzte mich bin und her, bis ich mit meinen vor den Magen zusammengebundenen Händen Phil so weit abgetastet hatte, dass ich seine Handfesseln gefunden hatte.
    Ich tastete mit schmerzenden Fingern über Knoten, Phils Hände und stramm gezogene Lederriemen. Schwitzend zerrte ich an Verschlingungen. Endlich gab ein Stück nach. Offenbar hatte ich das Ende eines Riemens erwischt. Ich verfolgte seinen Verlauf mit den Fingerspitzen und zog dieses Ende immer wieder durch straff gespannte Schlingen.
    Phil keuchte manchmal. Gelegentlich musste ich ziemlich hart an seinen Fesseln zerren. Und da sie ohnehin schon tief ins Fleisch schnitten, konnte es kaum ein Genuss für ihn sein.
    »Jetzt!«, stöhnte er plötzlich. »Jetzt, Jerry! Sie werden locker!«
    Mein Atem ging genauso keuchend wie Phils, als ich die letzten mühsamen Handgriffe tat.
    Dann jubelte er plötzlich: »Geschafft, Jerry! Geschafft!«
    Ich hörte ein paar leichte Geräusche von ihm, als er sich den Sack über den Kopf zog und die Fußfesseln losband. Es gibt eine alte Regel für solche Fälle: Ein völlig ungefesselter Mann ist kampffähiger als zwei halb gefesselte. Deshalb befreite Phil sich auch erst völlig, bevor er sich an meine Fesseln machte.
    Endlich standen wir beide wieder frei auf unseren Füßen. Ich sah auf die Armbanduhr. Es war zehn Minuten nach drei.
    »In zwanzig Minuten finden unsere Kollegen ein verlassenes Nest vor«, murmelte ich.
    »Dafür sind wir anscheinend mitten im Fuchsbau«, sagte Phil, während er sich die blutunterlaufenen Hände rieb.
    »Ja«, nickte ich. »Nur leider ohne jede gescheite Waffe gegen wer weiß wie viel schwer bewaffnete und absolut skrupellose Gangster.«
    Phil schleuderte seine Arme durch die Luft, um die Muskeln zu lockern.
    »Unbewaffnet, ja«, sagte er. »Aber erstens bewegungsfähig und zweitens zusammen, Jerry.«
    Er sah mich an. Sein Gesicht war gerötet von den Anstrengungen, aber in seinen Augen stand die Kampfbereitschaft des echten G-man.
    Auch ich lockerte meine Muskeln. Jetzt konnten wir uns auf unsere Gewandtheit und auf unsere Fäuste verlassen. Gegen Schusswaffen ist das reichlich wenig. Trotzdem sagte ich: »Okay, Phil. Was meinst du? Sollen wir uns die Burschen ansehen oder sollen wir lieber versuchen, hier rauszukommen?«
    Phil schüttelte den Kopf.
    »Selbst wenn es uns gelänge, hier das Haus zu verlassen, ist es fraglich, wo wir das nächste Telefon finden. Wir haben ja keine Ahnung, wo wir sind. Bis unsere Kollegen hier sein können, haben die Halunken sicher das Feld geräumt. Ich bin für den ersten Vorschlag.«
    Ich nickte.
    »Okay. Also sehen wir uns die Burschen an!«
    ***
    Sie saßen mit ausgezogenen Jacketts rings um einen großen Tisch, auf dem ein wahrer Berg von Geldscheinen lag.
    Sie sortierten und teilten ihre Beute. Ihre Habgier und ihr Misstrauen gegeneinander hatte es zustande gebracht, dass uns niemand bewachen wollte, während sie das Geld teilten.
    Wir sahen sie durch das Schlüsselloch einer hohen, dunklen Tür, die wir als vierte auf der Suche nach den Gangstern gefunden hatten. Vorher hatten wir schön eingerichtete Wohnräume und kleine Salons durchquert. Leider war in keinem ein Telefon zu finden gewesen.
    Ich richtete mich wieder auf.
    »Sieben«, raunte ich Phil ins Ohr.
    »Wie?«, raunte er zurück.
    »Sie sitzen um einen sehr großen runden Tisch und verteilen die Beute.«
    »Das Geld?«
    Ich nickte stumm.
    »Dann haben wir ja den besten Beweis, den wir brauchen können!«, triumphierte Phil, wenn auch sehr leise.
    »Ja«, hauchte ich. »Nur leider haben wir die Gangster selber noch nicht.«
    »Bewaffnet?«
    Ich nickte wieder.
    »Jeder von ihnen trägt ein Schulterhalfter mit Pistole. Sie haben ihre Jacken ausgezogen und werden also ihre Kanonen verdammt schnell in der Hand haben.«
    Phil rieb sich nachdenklich übers Kinn. Ich sah mich im Flur um. Rechts von uns stand auf einem Tisch eine große Blumenvase. Sie war knapp einen Meter hoch und musste ein ganz beachtliches Gewicht haben.
    Mir kam die rettende Idee.
    »Phil!«, sagte ich.
    Er sah mich fragend an. Ich deutete auf die Vase. Er grinste.
    »Zerschlage vorn, wo wir waren, eine andere Vase oder irgendetwas, was gehörig Krach macht. Dann
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