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0064 - Der Hexer von Paris

0064 - Der Hexer von Paris

Titel: 0064 - Der Hexer von Paris
Autoren: Jason Dark
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den Tod gebracht hatten. [3]
    Suko und ich waren so in Gedanken versunken, daß wir die Gefahr erst bemerkten, als es zu spät war. Ich vernahm hinter mir noch das Schaben, dann aber spürte ich zwei kalte Totenfinger im Nacken, die sofort zudrückten…
    ***
    Paris – Stadt der Liebe, Stadt der Mode – Stadt der Lebensfreude. Wer Frankreich meinte, der dachte an Paris. An die Seine, an Montmatre, an den Place de la Concorde, an den Louvre und nicht zuletzt an den Eiffelturm.
    Auch Roger Dolain, dachte an nichts anderes. Er kam aus der Nähe von Colmar im Elsaß und war zum erstenmal in Paris. Seine Arbeitskollegen – vor allen Dingen die älteren – hatten ihm von der Stadt vorgeschwärmt und ihn fast verrückt gemacht.
    »Da mußt du hin, Roger. Da sind die Weiber scharf wie Rasierklingen. Und noch schärfer.«
    Roger hatte mit glänzenden Augen und offenem Mund zugehört und immer nur genickt.
    Ja, er wollte nach Paris.
    Doch vor das Vergnügen haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt. Roger war genau das Gegenteil von einem Millionär, und eine Reise nach Paris kostet ihr Geld. Also mußte er sparen. Und das nicht zu knapp.
    Aber Roger hatte Ehrgeiz. Franc für Franc legte er zur Seite. In den einheimischen Bars und Gasthäusern sah man ihn nicht mehr, und die Dorfschönen hänselten ihn, weil es sich inzwischen herumgesprochen hatte, daß er nach Paris wollte.
    Roger aber ließ den Spott an sich abprallen wie an einer Mauer. Die waren sowieso nur neidisch.
    Schließlich hatte er es geschafft. An seinem einundzwanzigsten Geburtstag kaufte er sich eine Fahrkarte, setzte sich in den Zug und fuhr los.
    Er stieg am Gare de l’Est aus. Zum erstenmal atmete er Pariser Luft und war enttäuscht.
    Er roch nichts von Liebe und Laster, sondern nur Auspuffgase, die verdammt konzentriert waren. Er kam sich etwas verloren vor mit seinem kleinen Handkoffer, als er sich von der Menschenmenge aus dem Bahnhof treiben ließ.
    Die Taxis schnappte man ihm vor der Nase weg, da er sich nicht durchsetzen konnte.
    Er ging dann zu Fuß. Manch mitleidige Blicke trafen ihn, da die Pariser schnell erkannten, welch einen Spezi sie da vor sich hatten. Am Boulevard Hausmann schließlich faßte er sich ein Herz und hielt ein Taxi an.
    Der Fahrer beugte sich aus dem alten Renault. »Wohin?« fragte er.
    Das wußte Roger Dolain auch nicht. Er sagte kurzerhand: »Eiffelturm.«
    »Steig ein!«
    Roger warf sich in den Fond. Der Fahrer, ein alter Profi, grinste. »Tourist, nicht wahr?«
    »Ja, Monsieur.«
    »Hast du schon ein Hotel?«
    »Nein, Monsieur.«
    »Dann werde ich dich erst einmal zu einer Bleibe fahren. Ich kenne da einen netten kleinen Laden, gar nicht teuer. Das ist genau das Richtige für dich, sonst kommst du mir noch unter die Räder, Kleiner.« Er lachte.
    »Danke, Monsieur«, sagte Roger.
    Er sah wirklich aus wie ein schüchterner Junge mit seinem blassen Gesicht, den zahlreichen Sommersprossen und der dicken Hornbrille. Roger trug einen braunen Anzug, dessen Hosenbeine viel zu kurz waren, und sein Hemd war vor drei Jahren modern gewesen. Es zeigte noch die Flecken vom letzten Essen im Speisewagen.
    Der junge Mann machte einen provinziellen Eindruck. Er schaute aus dem Fenster, sah zur linken Hand den gewaltigen Komplex der Pariser Oper und weit vorn schon den Are de Triomphe, auf den der Fahrer den Wagen zulenkte, jedoch nicht bis zu dem Platz hinfuhr, sondern schon vorher nach links abbog und in Richtung Seine steuerte.
    Der Knabe hinter ihm war genau das richtige »Opfer« für Madame Rosa. So hieß die Besitzerin der kleinen Pension, die die Vermittlungsgeschäfte des Fahrers gut honorierte. Und einen Blick auf den Eiffelturm hatte man von Madame Rosas Haus auch.
    Was wollte der Knabe mehr?
    »Wie lange dauert es denn noch, Monsieur?« erkundigte sich Roger Dolain schüchtern.
    »Wir sind gleich da. Nur keine Panik, Freund.«
    Die großen, breiten Straßen hatten sie verlassen und gondelten durch das Gassengewirr am Seineufer. Längst war es dunkel geworden. Vor den kleinen Bars und Restaurants schaukelten die Lichter im Abendwind.
    Die Pension lag an einer schmalen Kreuzung in einem Eckhaus. Der Fahrer stoppte hinter einem alten 2 CV.
    »Wir sind da.«
    Roger stieg aus. Er schaute an der Fassade hoch und fürchte skeptisch seine Stirn. Das Gebäude sah aus, als würde es jeden Augenblick zusammenfallen. Aber so wirkten in Paris viele Häuser. In Parterre war ein Schnapsladen untergebracht. Aus der Destille stank es
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