Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0062 - Die blauen Zwerge

Titel: 0062 - Die blauen Zwerge
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ein.
    „Na und? Besser dreißig Stunden verloren, als sich in der Hitze zu Tode gehetzt."
    „Recht hast du. Also, was jetzt? Können wir einen Schluck trinken?"
    Er griff nach der Feldflasche, die er am Gürtel hängen hatte. Harper winkte ab.
    „Mach keinen Unsinn! Wir brauchen das präparierte Wasser noch nötig genug. Der Fluß kann nicht weit entfernt sein, wir müssen dort hinüber!" Cislarczik sah ihn böse an. „Was schert mich das präparierte Wasser?" fragte er grob. „Ich bin durstig und will keinen Schritt mehr gehen. Also trinke ich aus meiner Flasche!"
    „Tu's nur!" sagte Harper.
    Cislarczik kannte Harper erst seit ein paar Tagen. Er wußte nicht, wie es in Harper aussah, wenn er so leise und ruhig sprach. Er schnallte die Feldflasche vom Gürtel ab, schraubte den Verschluß ab und setzte die Flasche an.
    Er war gerade dabei, den ersten Schluck zu tun, als Harpers Faust ihn von links her in das Gesicht traf.
    Cislarczik ließ mit einem Schrei die Flasche fahren und taumelte zur Seite.
    „Warte, du ...!" knirschte Cislarczik.
    Der Schmerz machte ihn fast wahnsinnig, und Cislarczik hatte eine Zeitlang zu tun, bis er wieder ein klares Bild vor Augen sah.
    Dann stürzte er vor. Er war ein hochgewachsener, breitschultriger Mann; er war sicher, daß er den kleinen Harper im ersten Anlauf würde zu Boden reißen können. Aber Harper besaß eines, was Cislarczik nicht kannte: kühle Überlegung. Er sprang zur Seite und ließ den Breitschultrigen einen halben Schritt an sich vorbei. Blitzschnell packte er ihn am Kragen, zog ihn ein Stück zurück und setzte ihm mit harten Schlägen die rechte Handkante zwischen die Schulterblätter.
    „Die Flasche!" schrie Glannon, der anscheinend erst jetzt wieder zu sich kam. „Sie läuft aus!"
    Harper sah sich um. Cislarcziks Flasche lag ein paar Schritte weit abseits im Gras, und ihr Inhalt floß langsam auf den trockenen Boden. Harper hob sie auf, hielt sie mit dem Hals nach unten und ließ sie vollends auslaufen.
    „Er braucht keine Konditionierung mehr", sagte er trocken.
    Glannon schluckte. „Du hast Papier und Schreibzeug?" fuhr ihn Harper an. „Los, schreib ihm ..." er zog einen kleinen Kompaß hervor, richtete ihn aus und betrachtete ihn „... daß wir nach Nordnordwest gegangen sind, um zum Fluß zu kommen."
    Glannon tat, was ihm geheißen war. Erst, als er den Zettel neben dem bewußtlosen Cislarczik ins Gras legte, getraute er sich zu sagen :„Aber er hat keinen Kompaß! Wie soll er wissen, wo Nordnordwest ist?" Harper zuckte mit den Schultern.
    „Das ist seine Sache. Warum benimmt er sich wie ein Narr?"
    Sie brachen auf, ohne sich weiter um den Bewußtlosen zu kümmern. Glannon, wesentlich zarter besaitet als Harper, machte sich Sorgen. Harpers Schläge waren hart und mitleidlos gewesen. Wenn Cislarczik länger liegenblieb, als das Gras brauchte, um sich über ihren Spuren wieder aufzurichten, blieb ihm nichts mehr anderes übrig, als den Hang hinunter nach Greenwich zurückzumarschieren. Und selbst dabei war es noch die Frage, ob er an der kleinen Stadt nicht vorbeigehen würde.
    Harper schritt kräftig aus, als bedrückte ihn die Hitze nicht. Glannon hatte Mühe, ihm zu folgen. Es war der Gedanke an das kühle Wasser des Flusses, der ihm ein wenig Auftrieb gab.
    Nach einer knappen Stunde hörten sie vor sich dumpfes Brausen. Eine Weile später sahen sie einen dunklen Strich weit voraus, der sich durch das Gras zog, und nach abermals zehn Minuten entdeckten sie die flimmernde Wasserwolke, die aus dem tiefeingeschnittenen Bett des wilden Flusses aufstieg und in die Luft einen schmalen, langgestreckten Regenbogen malte.
     
    2.
     
    Sie hatten Glück gehabt. Fraudy und Mullon hatten, während Milligan und Pashen noch mit den Zelten beschäftigt waren, einen weiten Rundgang um den Lagerplatz gemacht und dabei inmitten des dichten Busches einen kleinen Weiher entdeckt. Er wurde von zwei Bächen gespeist, die von der westlichen Bergwand herunterkamen. Es gab jedoch keinen Abfluß - was bedeutete, daß allein Verdunstung und Versickern dem ständigen Zufluß die Waage hielten.
    Der Weiher lag nicht weiter als ein paar Schritte von den Zelten entfernt. Einzelne Bäume wuchsen am Ufer und streckten ihre breiten Kronen so weit über das Wasser hinaus, daß sie sich in der Mitte trafen.
    Das war der Grund, warum Mullon den Weiher vom Helikopter aus nicht gesehen hatte.
    Als die Zelte aufgeschlagen waren, verteilte Mullon die Frühstücksrationen. Dazu gab es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher