Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0060 - Der Geisterfahrer

0060 - Der Geisterfahrer

Titel: 0060 - Der Geisterfahrer
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
Und wie sieht es bei Conollys aus?«
    Jane Collins war die mit Abstand hübscheste und tüchtigste Privatdetektivin von ganz London. Will Mallmann war über mein Verhältnis mit ihr informiert. Bill und Sheila Conolly waren nach Suko meine besten Freunde. Früher hatte Bill Conolly im Kampf gegen die Dämonen ordentlich zugelangt.
    Aber seit er Vater war, legte ihn seine ebenso hübsche wie energische Ehefrau Sheila oft an die häusliche Kette. Wenn er einen Horrorfilm im Fernsehen sah, seufzte Bill oft sehnsüchtig und dachte an die alten Zeiten.
    »Jane ist okay«, sagte ich. »Und der kleine John, der Nachwuchs der Conollys, krabbelt schon.«
    Ich war der Patenonkel, jeder Fortschritt des kleinen John wurde mir haarklein berichtet.
    Zuletzt hatte Bill mir den Kleinen auf die Schultern gesetzt, und als er mir ein Büschel Haare ausriß, war der Vater außer sich vor Begeisterung gewesen.
    »Siehst du, wie stark er schon ist? Das macht er nur bei Leuten, die er mag.«
    Diese Episode erzählte ich Will Mallmann, und wir lachten herzlich. Wir unterhielten uns auf Englisch. Ich konnte zwar Deutsch, aber Suko nicht. Gutgelaunt zündete ich mir eine Players an und hob das Glas zum Mund.
    Ein zischendes Geräusch ließ mich aufschrecken. Es klang wie das Gezische einer Giftviper. Der Inhalt meines Glases begann heftig zu brodeln. Dabei spürte ich aber keine Hitze, sondern vielmehr eine eisige Kälte.
    Sie drang mir bis ins Mark der Fingerknochen und lähmte meine Hand. Ich konnte das Glas nicht loslassen. Es entwickelte eigene Kräfte, die Glasöffnung richtete sich auf mein Gesicht. Suko und Will Mallmann waren aufmerksam geworden.
    Eine schwarze Wolke schoß plötzlich aus dem Glas hervor, zwei glühende Augen funkelten darin. Das giftige Zischen wurde lauter, die schwarze Wolke hüllte meinen Oberkörper ein. Eiseskälte kroch in meine Adern, und zwei eisige Hände packten mit ungeheurer Kraft meinen Hals.
    Das Glas hing an meiner Hand und hielt sie fest. Das Blut brauste in meinen Ohren, und die Luft wurde mir knapp. Der Spuk war drauf und dran, mich zu erwürgen. Doch die Linke hatte ich noch frei.
    Ich riß mein Hemd auf, daß die Knöpfe absprangen, und tastete nach dem silbernen Kreuz mit den kabbalistischen Zeichen und den Siegeln der vier Erzengel.
    Ich trug es fast immer bei mir. Eine andere Waffe hatte ich im Moment nicht. Suko und Kommissar Mallmann sprangen auf und bemühten sich, die schwarze Wolke zu durchdringen. Doch vergeblich, die dämonische Materie war ungeheuer zäh und von einem satanischen Leben erfüllt.
    Sekunden noch, und sie würde mich töten. Da riß ich das Kreuz vom Hals und stieß es gegen die zwei glühenden Augen. Von den Enden des Kreuzes stachen silberne Lichtstrahlen.
    Ein Heulen ertönte, ein Zischen wie von einer Dampflok. Der mörderische Druck an meinem Hals ließ nach, und die Wolke begann, zusammenzuschrumpfen und immer blasser zu werden. Sie verschwand binnen Sekunden.
    Jetzt konnte ich das Glas loslassen, es zerklirrte am Boden. Der Spuk war vorbei. Ich massierte meinen Hals, an dem die Male von acht Fingern zu sehen waren. Wie von ferne hörte ich die Stimmen meiner beiden Freunde, des Barmixers und der vier Handelsvertreter.
    Ich sank auf einen Stuhl nieder. Zunächst konnte ich nur krächzen. Das silberne Kreuz hatte mir das Leben gerettet. Suko, Kommissar Mallmann, der Barmixer und die vier Vertreter standen bei mir.
    Die Fremden redeten aufgeregt durcheinander. Grauen hatte sie erfaßt, sie wollten nicht glauben, was sie gerade gesehen und erlebt hatten.
    »Was war das?« fragte der eine Vertreter schon zum fünften Mal. »Spukt es hier im Hotel?«
    »So etwas hat es noch nie gegeben, seit ich hier bin«, antwortete der Barmixer, »und das sind schon über fünf Jahre. Sind Sie verletzt, Mr. Sinclair?«
    »Nein«, krächzte ich. »Machen Sie sich keine Gedanken.«
    Ich steckte das Kreuz weg. Ich wollte aufs Zimmer gehen und mich dort weiter mit Suko und Kommissar Mallmann unterhalten. Der Aufenthalt in der Hotelbar war mir nach diesem Zwischenfall verleidet. Wir bezahlten. Der Barmixer und die vier Vertreter sahen uns nicht ungern gehen.
    Nach diesem Ereignis war ich ihnen nicht mehr geheuer.
    Eines wußte ich jetzt: Der Schwarze Tod oder wer immer mein Gegner war, wußte bereits von meiner Anwesenheit. Er war gewappnet.
    ***
    Es war schon dunkel, als wir durch Königstein schlenderten, am Burgberg vorbei zum spärlich erleuchteten Park. Suko, Kommissar Mallmann und ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher