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0057 - Der Höllenschlund

0057 - Der Höllenschlund

Titel: 0057 - Der Höllenschlund
Autoren: Michael Hrdinka
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der Wand, das wieder schief hing.
    »Martha«, flüsterte er nach einigen Sekunden, ohne den Blick von dem Porträt seiner Mutter zu nehmen. »Ich habe das Bild gerade gehängt, vor wenigen Minuten, jetzt ist es wieder schief!«
    »Du wirst dich getäuscht haben, Frank! Komm jetzt!«
    »Martha, fühlst du nichts? Hier stimmt etwas nicht.«
    »Was soll schon los sein. Sag, Frank, hast du getrunken?«
    »Keinen Schluck, mein Ehrenwort!«
    »Daddy hat recht, Mama, ich habe auch Angst!«, mischte sich Willy ein.
    »Hörst du nicht das Rumoren, Martha?«, fragte Coburn seine Frau.
    Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit.
    »Es donnert eben!«
    »Aber der Donner nimmt kein Ende!«
    »Na und? Das braucht uns doch nicht zu stören. Ein Gewitter, nichts weiter! Du schmökerst in zu vielen Horrorromanen!«
    Willy verschwand in seinem Zimmer.
    Coburn stand unschlüssig da.
    »Daddy! Daddy! Komm rasch! Ich glaube, das Gepolter kommt vom Haus des alten Barrow!«
    »Was, von dem komischen Professor?«, sagte Martha belustigt, während Frank in Willys Zimmer eilte. Er blickte durch das tropfenbedeckte Fenster. Tatsächlich schien die alte Hütte zu zittern, leicht zu wanken.
    Coburn rieb sich die Augen.
    »Aber das kann doch nicht wahr sein!«, stöhnte er gequält auf.
    Auch Willy blickte mit aufgerissenen Augen auf Barrows Haus.
    »Lasst mich einmal sehen! Komm, Willy, geh zur Seite!«
    Martha warf einen Blick nach draußen.
    »Großer Gott, Frank!« rief sie aus.
    »Das muss ein Erdbeben sein«, wollte sich Willy wichtig machen.
    »Ja, wahrscheinlich, mein Junge!«, versuchte der Vater seinen Sohn zu beruhigen, obwohl er ganz genau wusste, dass es etwas anderes war.
    »Du legst dich jetzt schön brav nieder! Sei ein guter Junge!« Martha musste Willy vom Fenster wegzerren.
    Frank öffnete das Fenster. Eiskalter Wind, vermischt mit Regentropfen, peitschte ihm ins Gesicht. Plötzlich brach das Rumoren ab.
    Dann war nur noch das Toben des Sturmes draußen zu vernehmen.
    Coburn schloss das Fenster wieder.
    Willy zog sich die Decke über den Kopf. Die Eltern verließen das Zimmer.
    »Sag, Frank, was ist eigentlich mit dem Bild da los?«
    »Als ich den Korridor betrat, hing es schief. Ich weiß hundertprozentig, dass ich es gerade gehängt habe, Martha! Seltsam.« Der Mann hob die Schultern. Dann sagte er: »Komm, lass uns wieder ins Bett gehen.«
    Doch die beiden konnten in dieser stürmischen, geheimnisvollen Nacht keinen Schlaf mehr finden.
    ***
    »Ethel! Ich habe dich ausgegraben! Sag mir, was ich nun tun soll!«, raunte Professor Jonathan Barrow beschwörend.
    Der Sturm riss eines der mit dicken Jalousien verdunkelten Fenster auf. Schneidender Wind pfiff augenblicklich durch das Zimmer, der eisige Luftzug löschte die Flammen der Kerzen.
    Das ganze Haus wurde wie von einer Riesenfaust gepackt und durchgerüttelt. Dachziegel wurden im hohen Bogen davon geschleudert, Verputz prasselte von der Decke und den Wänden.
    Die Skelette schienen gespenstisch zu tanzen, schlenkerten mit Armen und Beinen.
    »Ethel, Charles! Kehrt zurück!«, brüllte Jonathan Barrow, so laut er konnte, obwohl er noch immer in tiefer Trance war.
    Genau dort, wo das Bild des Dämons hing, zuckte eine gewaltiger Feuerblitz hernieder und formte sich zu einem gelbzuckenden Kreis, der etwa einen Meter im Durchmesser haben mochte.
    In der Mitte des Kreises begannen bläuliche Flämmchen auf- und abzutanzen, ein siedendheißer Sog fauchte durch den kleinen Raum.
    Der Luftzug riss Jonathan Barrow vom Sessel, zog ihn mit ungeheuren Kräften in die Nähe des Loches.
    Tisch und Sessel wurden durch den Raum gefegt, rasten schließlich auf das Zeitloch zu. Aber anstatt gegen die Wand zu knallen, verschwanden sie dort, wo sich der Dämonenschädel befand, ins Nichts.
    Barrow schrie panisch auf.
    Die Ränder des Zeitloches bewegten sich dauernd, der strahlende Feuerkranz, der sie umgab, wurde größer und kleiner, zuckte, pulsierte.
    Gieriger Feueratem sog Professor Jonathan Barrow an. Dieser rutschte, mit den Händen hilflos um Halt rudernd, über den Boden.
    Soeben verschwanden die Skelette von Ethel und Charles in der Wand.
    Barrow schrie wie am Spieß. Er erreichte das von ihm beschworene Zeitloch.
    Mit letzter Kraft schnellte er sich zur Seite weg. Mit der einen Hand knallte er gegen die brüchige Mauer, mit der anderen griff er in den wabernden Dimensionskreis. Es sah aus, als würde er in eine frisch betonierte Mauer fassen und dabei im Zement versinken.
    Das
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