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0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

Titel: 0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis
Autoren: Wir sprangen in den Teufelskreis
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uns genau überblicken konnte.
    »Lasst eure Hände auf dem Tisch und bleibt schön ruhig sitzen«, sagte ich. »Nur keine überflüssigen Bewegungen! Das könnte eurer Gesundheit schaden!«
    An dem Tisch saßen fünf Männer und ließen zögernd ihre Pokerkarten sinken. Halbvolle Whiskygläser standen vor ihnen, und der Duft, der von den Gläsern ausging, verriet, dass sie keine schlechte Marke tranken.
    »Was soll denn das Theater?«, fragte einer, der Bartstoppeln wie ein Pirat hatte und eine Stimme wie ein Reibeisen.
    »Ich lese das Programm gleich vor«, erwiderte ich. »Zuerst wollen wir euch mal vom überflüssigen Ballast befreien. Jim, kassiere ab!«
    »Okay, Jerry!«
    Während wir drei die fünf Spieler und den Barmann im Auge behielten, huschte Jim von einem zum anderen und tastete sie rasch, gründlich und geschickt ab. Er förderte ein hübsches Waffenarsenal zutage. Abgesehen von dem Schießeisen, das jeder besaß, kamen noch einige Messer, Totschläger und ähnliche Gebrauchsgegenstände zusammen. Jim versuchte, alles in seinen Taschen zu verstauen, aber es war ein Ding der Unmöglichkeit. Phil musste ihm zu Hilfe kommen.
    So schnell Jim dabei auch arbeitete, es dauerte doch seine Zeit. Und es liegt nun mal in der menschlichen Natur, dass jede Aufmerksamkeit mit der Zeit nachlässt. Jedenfalls merkte keiner von uns die rasche Bewegung, die der Barkeeper ausführte.
    Schlagartig umgab uns tiefe und undurchdringliche Finsternis.
    »Los, Boys, macht sie fertig!«, brüllte die Stimme des Barkeepers.
    »Aber gründlich«, schrie das Reibeisen.
    Und dann ging der Zirkus richtig los…
    ***
    Ich spürte plötzlich am Luftzug, dass eine Faust dicht an meinem Kopf vorbeizischte. Instinktiv warf ich meine Rechte vor und traf irgendjemand irgendwo.
    Rings um mich brandete das leise Lärmen der Schlägerei, die auf einmal ausgebrochen war. Ich tastete vor und fühlte eine Krawatte in meiner Hand.
    Das war geeignet zum Maßnehmen. Ich knallte die Linke dorthin, wo sich der Krawatte nach ein Kinn hätte befinden müssen. Im Dunkeln musste meine Faust ein bisschen zu hochgekommen sein.
    Wo sie landete, war kein Kinn, sondern eine Nase. Der Besitzer war über die Massage nicht entzückt und stieß einen gurgelnden Schrei aus.
    Wir hatten unsere Pistolen zurück in die Schulterhalfter geschoben, um die Fäuste freizuhaben. Wir waren vier, sie sechs, mithin war das Verhältnis nicht so ungünstig, dass wir die Schießeisen gebraucht hätten. Außerdem soll man nicht ins Pechschwarze hineinschießen, wenn Freunde in der Nähe sind.
    Plötzlich steckte ich einen Schlag ein, der mich oberhalb der Hüfte traf. Ich torkelte ein paar Schritte in die Finsternis hinein, bis ich gegen eine Wand stieß. Auf Zehenspitzen schlich ich an der Wand entlang, bis meine Hände die Tür fühlten.
    Ich blieb stehen und tastete die Wand neben der Tür ab. Meine Finger gerieten an den Lichtschalter, ich knipste - und die Festbeleuchtung war wieder da.
    Jim stand in der hintersten Ecke und musste sich gleich gegen drei wehren. Er ächzte ein bisschen. Phil lehnte an einer Wand und suchte vergeblich nach einem Gegner. Zwei-Yards recht von ihm stand einer der Pokerspieler, hielt den Kopf ins Genick und versuchte, mit dem Taschentuch das Blut abzufangen, das aus seiner Nase quoll. Mark tänzelte um den fünften Spieler herum und hatte seine Freude an der unverhofften Trainingsstunde.
    Von Mr. Barkeeper war nichts zu sehen.
    Phil und ich eilten Jim zu Hilfe. Ich sah, dass Phil einen der drei an der Schulter herumwirbelte, und tat es ihm nach.
    Zufällig geriet ich an den Reibeisen-Piraten. Er sah mich tückisch an und knurrte hasserfüllt: »Auf dich hab ich gewartet!«
    »Nett von dir«, erwiderte ich und wich seinem Haken aus.
    Er täuschte links und wollte rechts eine Gerade zur Brustgrube anbringen. Ich schlug ihm die linke zur Seite weg, blockte die Rechte nach unten ab, sodass sie meine kurzen Rippen streifte, und setzte ihm zwei schöne Sachen in die offene Deckung hinein.
    Er schnappte nach Luft, sprang zurück und deckte ab. Ich trat einen Schritt vor und holte aus.
    Diesmal legte er mich rein. Während er so tat, als würde er wieder zurückweichen, riss er mir mit dem Fuß das linke Bein weg. Ich kippte nach vorn und genau in seine Faust.
    Mein Fall nach vorn verwandelte sich in einen Sturz nach hinten. Für ein paar Sekunden hörte ich überirdische Geräusche und sah abstrakte Farbkompositionen vor meinen Augen herumtanzen. Mein
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