Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0055 - Todeszone London

0055 - Todeszone London

Titel: 0055 - Todeszone London
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
lachte. Es war ein freudloses hämisches Lachen. Da er dicht vor mir stand, konnte ich ihn genau erkennen. Quintus Peters war ein ziemlich magerer Mensch. Dazu hoch aufgeschossen, mit einem Geiergesicht, wirren dunklen Haaren und fanatisch blickenden Augen. Er trug einen langen alten Staubmantel, der eher einem Kittel glich und darunter ein Baumwollhemd mit ausgebeulter Hose.
    »Wer bist du?« fragte er mich. »Als höflicher Mensch stellt man sich schließlich vor!«
    »Mein Name ist Sinclair.«
    »Der Geisterjäger, nicht wahr?«
    »Genau.«
    »Und was willst du hier?«
    »Ist das so schwer zu erraten?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Du hast mich schnell gefunden, Sinclair. Wieso, das weiß ich auch nicht, denn meine Tarnung war gut. Aber du hast keine Chance. Alle haben keine Chance. Meine Lieblinge sind stärker.«
    »Warum?« fragte ich. »Warum stürzt du unschuldige Menschen in ihr Unglück?«
    »Unschuldig?« höhnte er. »Es waren die Menschen, die mich abgewiesen haben. Sie wollten mich nicht. Sie lachten über meine großen Leistungen. Ich habe ihnen angeboten, für sie zu arbeiten, doch sie waren zu arrogant und lachten mich aus. Hielten mich für einen Scharlatan, für einen Idioten, aber ich habe es ihnen gezeigt. Mit Schimpf und Schande wurde ich hinausgeworfen, doch nun bin ich zurückgekehrt und koste meine Rache aus. Die Revolution der Flora ist mir gelungen. Die Pflanzen werden zu Killern, um über die Menschen zu herrschen. Ja, die Menschheit wird für das büßen, was sie mir angetan hat. Es gibt kein Zurück mehr. Jetzt bin ich der Herr!«
    Ich wagte ihm nicht zu widersprechen, denn er hatte schließlich bewiesen, daß seine Worte nicht nur leeres Geschwätz waren.
    Ich mußte aufpassen.
    »Aber die Menschen, die Sie schon getötet oder in Lebensgefahr gebracht haben, waren völlig unschuldig. Sie haben mit Ihnen nichts zu tun. Und sie waren auch nicht dabei, als man Sie und Ihre Forderungen ablehnte.«
    Peters schüttelte den Kopf. »Egal. Mensch ist Mensch, und im Prinzip sind sie alle schuldig!«
    »Auch ich?«
    Er lachte wieder. »Du an erster Stelle, Sinclair. Schließlich wußte ich, wer mein Hauptfeind war. Ich habe mich genau erkundigt, bevor ich mich mit einem Mächtigen verbündete.«
    »Mit Mandragore?«
    »Du kennst ihn?«
    »Ich weiß es«, erwiderte ich.
    »Es nutzt dir aber nicht viel. London ist dem Tod geweiht. Aus der Millionenstadt wird ein riesiger Todesgarten. Du, Sinclair, machst mit deinem Tod den Anfang. Dieses Haus wirst du nicht lebend verlassen!«
    Irgendwie ließen mich die Worte kalt, denn das Versprechen hatte man mir schon oft gegeben.
    Bisher war ich noch immer der Sieger geblieben.
    Aber der Gedanke daran, daß sich die Pflanzenpest inzwischen weiter ausbreitete, machte mich fast verrückt. Ich mußte einfach schnell zu einer Entscheidung gelangen. So oder so…
    »Laßt ihn los!« befahl Quintus Peters.
    Die Pflanzen gingen nicht gerade zart mit mir um. Sie ließen mich kurzerhand fallen, und ich prallte höchst unsanft zu Boden.
    Nur mühsam stemmte ich mich hoch.
    »Vorsichtig, Sinclair«, sagte Peters, »sonst verpasse ich dir eine Kugel!«
    Ich glaubte nicht, daß es sich bei seinen Worten um eine leere Drohung handelte. Dieser Mann würde schießen. Auf einen Mord mehr oder weniger kam es ihm nicht an.
    Aber mich wollte er wohl auf eine besondere Art und Weise umbringen, sonst hätte er mir schon längst eine Kugel verpaßt. Es war immer das gleiche. Die meisten genossen es, wenn sie mich in der Falle hatten.
    Quintus Peters ging auf eine Distanz von drei Schritten. Raffiniert gemacht, denn wenn ich sprang, konnte er mich immer noch mit einer Kugel erwischen.
    Den silbernen Dolch hatte ich wieder in die Lederscheide an meinem Gürtel gesteckt. Der herabfallende Jackenschoß verdeckte ihn. Hoffentlich kam Peters nicht auf die Idee, mich zu durchsuchen oder mir zu befehlen, die Waffen abzulegen, dann wurde es böse.
    Zum Glück dachte er in seinem Siegesrausch nicht mehr daran.
    »Geh vor!« kommandierte er.
    Ich schritt an ihm vorbei. Aus dem Dämmer schälten sich die Umrisse einer schmalen Tür.
    »Da hinein!«
    Ich öffnete. Im ersten Moment war ich geblendet. Der Weg führte in einen schmalen Anbau, den ich bei meiner Ankunft nicht bemerkt hatte. Es war mehr eine Bude, aber es herrschten dort die gleichen Temperaturen wie im eigentlichen Treibhaus.
    Unwillkürlich blieb ich stehen, denn mein Blick war auf einen kleinen Teich gefallen, der die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher