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0055 - Todeszone London

0055 - Todeszone London

Titel: 0055 - Todeszone London
Autoren: Jason Dark
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jeweiligen Wegseiten gedreht und sich über dem Gang zu einem regelrechten Dickicht verflochten. Es war mir unmöglich, dort durchzukommen.
    Das sah ich sofort.
    Und dann hörte ich die höhnische, triumphierende, aber auch farblose Stimme.
    »Ja, ja, sie mögen Fremde nicht, meine kleinen Lieblinge. Sie hassen sie sogar und töten sie, wenn sie unbefugt hier eindringen. Menschen sind Feinde für sie. Todfeinde, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Und ob ich verstand.
    Es war ein regelrechtes Meer, das sich vor mir bewegte. Immer mehr Pflanzen trafen sich in der Mitte über dem Weg, und die grünen Wogen näherten sich unaufhaltsam.
    Ich mußte zurück.
    Hinter mir, das heißt, jetzt wieder vor mir, war der Weg noch frei. Dort sollte ich hergehen, und wer wußte schon, was am Ende auf mich lauerte.
    Längst war ich in Schweiß gebadet, aber auch ungeheuer konzentriert, und das war mein Glück.
    Mir entging nicht, daß sich neben mir plötzlich eine Pflanze in die Höhe wand und dabei ihren phantastischen roten Blütenkelch öffnete. Die Farbe erkannte ich trotz der Dunkelheit.
    Sie war wunderschön, aber auch gefährlich.
    Das wurde mir in der nächsten Sekunde klar, denn die Pflanze sah nur ein Ziel.
    Meinen Kopf!
    Sie wollte ihren Kelch wie eine große Haube darüber stülpen.
    Eine teuflische Art, jemandem die Luft abzuschnüren. Blitzschnell ging ich in die Knie, und zog noch in der Bewegung meinen silbernen Dolch.
    Dann kamen die Schnitte. Rechts, links – links, rechts. Ich zerfetzte den Blütenkelch, und das magische Silber sorgte dafür, daß das Zeug verdorrte.
    »Gar nicht schlecht, Mister«, hörte ich wieder die Stimme. »Jetzt weiß ich wenigstens, daß Sie so unbedarft nicht sind. Und daß Ihr Besuch kein Zufall ist.«
    Er hatte recht.
    Ich lauschte der Stimme nach und hoffte, daß ich den Standort des Sprechers herausfinden konnte. Das ging jedoch nicht, die Blumen schluckten den Schall. Ich wußte nur, daß die Stimme irgendwo vor mir aufklang.
    Leider brannte kein Licht, und ich war einmal mehr auf meine Augen angewiesen. Den silbernen Dolch hielt ich weiterhin mit der rechten Hand fest. Sollte ein ähnlicher Angriff erfolgen, würde ich sofort zurückschlagen.
    Irgendwie schienen die verdammten Pflanzen vor mir Respekt bekommen zu haben. Sie wogten zwar noch hin und her, aber sie attackierten mich nicht mehr.
    Ich blieb stehen. Meinem Gefühl nach zu urteilen hatte ich etwa die Hälfte der Treibhauslänge geschafft. Irgendwo vor mir lauerte dieser Quintus Peters.
    Er mußte mich gut sehen können, denn er fragte: »Warum gehen Sie nicht weiter, Mister?«
    »Kommen Sie doch«, erwiderte ich.
    »Nein, Sie wollen etwas von mir. Aber wenn Sie nicht mitspielen, dann lasse ich Sie holen.«
    Schon im nächsten Augenblick war es soweit. Plötzlich war ich von Pflanzen eingekreist. Ich spürte die tentakelartigen Arme an meiner Kleidung, hackte mit dem Messer zu, doch wenn ich zwei abschlug, wuchsen sofort drei nach.
    Aber ich merkte, daß mir die Pflanzen überhaupt nicht ans Leben wollten. Sie hatten nur die Aufgabe, mich zu ihrem Meister zu bringen. Und das auf eine wirklich außergewöhnliche und raffinierte Art.
    Auf einmal wurde mir das rechte Bein weggezogen, und sofort auch das linke.
    Bevor ich fallen und auf den Boden schlagen konnte, griffen die nächsten Arme zu und hielten mich fest.
    Kniehoch über dem Boden blieb ich liegen.
    Ich wippte in der Pflanzenfalle wie auf einer Matratze. Sie hielten meinen Oberkörper mit mehreren Tentakeln umspannt. Ich war nur froh, daß sie mir nicht die Luft abdrückten, mein Hals lag zum Glück frei.
    Sekundenlang dauerte dieser Schwebezustand an.
    Dann wurde ich hochgehoben. Die Pflanzenarme bewegten sich aufwärts und trugen mich wie eine Kette von tausend Händen.
    Immer weiter dem Ziel entgegen.
    Ich hatte die Augen weit aufgerissen. Längst war ich in Schweiß gebadet. Das lag nicht nur an der kühle Luft, sondern auch an der Ungewißheit, in der ich mich befand.
    Was hatte dieser Peters vor?
    Schon sah ich das Ende der langen Blumenreihe, und aus dem Dämmer schälte sich eine Gestalt.
    Mensch oder Dämon?
    Ein Mensch.
    Quintus Peters!
    Und er war bewaffnet. In seinen Händen hielt er ein Sturmgewehr, wie es die NATO-Truppen benutzten.
    »Bleibt ruhig!« befahl er, und die Horror-Pflanzen stoppten ihre Bewegungen.
    Ich blieb in der Luft hängen, und Peters trat einen Schritt auf mich zu.
    Die Mündung des Gewehres zeigte dabei auf meinen Kopf. Der Mann
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