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0054 - Die grüne Hölle von Florida

0054 - Die grüne Hölle von Florida

Titel: 0054 - Die grüne Hölle von Florida
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Flügeln schwebte sie auf die riesige schwarze Öffnung einer unheimlichen Erdhöhle zu. Mit letzter Kraft tauchte sie in das tintige Dunkel ein. Wie ein Trichter lief die Erdhöhle zusammen.
    Zubin Zagarros Versteck. Hierher hatte er sich zurückgezogen, um die Zeiten zu überdauern, während seine Seele in der Gestalt der weißen Fledermaus die Entwicklungen verfolgte. Zuckend und zappelnd wirbelte das Tier bis zum Ende der Erdhöhle. Dort stürzte es auf den Boden und verendete.
    Das Blut der weißen Fledermaus tränkte den Boden.
    Das Tier verging.
    Sein Fleisch löste sich auf. Es lag nur noch das Skelett auf der Erde, doch auch dieses wurde rasch brüchig und zerfiel alsbald zu Staub.
    Zurück blieb ein dunkler Blutfleck, der in die Erde einsickerte und Zubin Zagarro wiederbelebte. Der Vampir würde wiedererstarkt aufstehen und seine schrecklichen Taten fortsetzen.
    Seine Rückkehr war nicht mehr aufzuhalten.
    Die Erde knirschte. Sie wölbte sich, denn eine ungeheure Kraft drückte sie nach oben. Mit einem häßlichen Geräusch brach die Erde sodann auf.
    Ein totenblasses Gesicht leuchtete in der Dunkelheit. Schwarze Augen glänzten unheimlich und starrten mordlüstern.
    Der Mund öffnete sich, und die harten Lippen entblößten weiß schimmernde, lange, dolchartige Augenzähne.
    Der Vampir erhob sich!
    Mit seinen Klauen stützte er sich ab. Majestätisch entstieg er seinem Grab, in das er sich selbst gebettet hatte.
    Er war groß und kräftig. Eine furchteinflößende Erscheinung, vor der die Menschen erzittern würden wie in früheren Zeiten.
    Mit entschlossenem Schritt verließ er die finstere Erdhöhle. Und es drängte ihn mehr denn je nach grausamen Tagen…
    ***
    Lärmend fielen sie in unser Hotel ein: das Quartett und sein Manager. Sie hatten Ed Melville dabei, den Mann, mit dessen Ausflugsboot sie in die Everglades gefahren waren. Melville machte einen geknickten Eindruck. Er sah aus, als könne er sich aus irgendeinem Grund nie mehr wieder seines Lebens erfreuen.
    Als Butch Wooley uns erblickte, schob er seinen dicken Bauch vergnügt grinsend auf unseren Tisch zu.
    »Guten Abend, die Herrschaften. Haben Sie etwas dagegen, wenn wir uns zu Ihnen setzen? Wir haben Ihnen eine lustige Geschichte zu erzählen.«
    Ich sah Rachel March an. Die Journalistin nickte zustimmend. Daraufhin machte ich eine einladende Handbewegung.
    Wooley schob den Nachbartisch heran und bestellte Whisky für alle, ohne zu fragen, ob wir welchen haben wollten. Zu Ed Melville sagte er leutselig: »Sie setzen sich neben mich. Ich glaube, bei Ihnen muß ich einiges wiedergutmachen. Sie dürfen trinken, soviel Sie wollen, Mr. Melville. Geht alles auf meine Rechnung. Ich denke, das bin ich Ihnen auf den Schrecken schuldig.«
    »Was ist vorgefallen?« erkundigte sich die Journalistin, die es so eingerichtet hatte, daß sie neben mir saß.
    Natürlich bedauerte dies niemand mehr als mein Freund Suko.
    »Mr. Melville ist etwas über die Leber gekrabbelt. Vielmehr: geflattert«, sagte Butch Wooley belustigt.
    »Was denn?« wollte Rachel March wissen.
    »Eine weiße Fledermaus!« antwortete der Manager.
    Das alarmierte uns. Suko, das Mädchen und ich blickten Butch Wooley erstaunt an. Dieser begann schallend zu lachen.
    »Menschenskinder«, rief er, »was macht ihr für komische Gesichter. Glaubt ihr etwa ebenfalls an diesen Unsinn?«
    »Es ist kein Unsinn!« stellte Ed Melville kategorisch fest. Er war blaß um die Nase. Jetzt wußte ich, was mit ihm los war. Er hatte Angst. Hundsgemeine Angst!
    »Ach was«, tönte Wooley. »Quatschen Sie nicht, Melville, sondern trinken Sie. Der Whisky wird Ihre flippenden Nerven wieder in Ordnung bringen.«
    Rachel March beugte sich vor. Ihre üppigen Brüste versuchten sich ins Freie zu drängen. Ich hörte, wie Suko neben mir geräuschvoll die Luft einsog.
    »Sie haben die weiße Fledermaus gesehen?« fragte Rachel.
    Butch Wooley leerte sein Glas und nickte dann. »Das Biest hat unsere beiden Mädchen erschreckt. Da habe ich zum Ballermann gegriffen und… Verdammt, ich hätte sie voll getroffen, wenn sich Mr. Melville nicht auf mich gestürzt hätte.«
    »Ist es ihm gelungen?« erkundigte ich mich.
    »Nicht ganz. Einen Streifschuß hat das Luder abbekommen. Es wird viel Blut verlieren und schließlich an Entkräftung sterben.«
    »Mit diesem Schuß haben Sie Zubin Zagarro zurückgeholt«, sagte Ed Melville furchtvoll. »Der Vampir wird sein schreckliches Treiben von neuem beginnen. Mein Gott, Wooley,
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