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0054 - Die grüne Hölle von Florida

0054 - Die grüne Hölle von Florida

Titel: 0054 - Die grüne Hölle von Florida
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Rückstand.
    Mein chinesischer Freund und Partner Suko und ich reisten nach Fort Lauderdale, um da mal so richtig auszuspannen. Als einzige Stadt in Florida hat Fort Lauderdale einen zehn Kilometer langen öffentlichen Strand. Mit Venedig wird diese Stadt wegen der vielen Kanäle verglichen, die sie kreuz und quer durchziehen.
    Wir wohnten im Baltimore Hotel auf dem Atlantic Boulevard.
    Und wir hatten bereits eine nette Bekanntschaft gemacht.
    Ein Glück, daß Jane Collins nicht in der Nähe war, denn die Journalistin Rachel March war eine echte Konkurrenz für meine Freundin.
    Rachel war honigblond, und ihrer natürlichen Schönheit mußte kaum mit kosmetischen Raffinessen nachgeholfen werden. Sie unterstützte ihr gewinnendes Aussehen lediglich mit einem einfachen, jedoch sehr ansprechenden Make-up. Suko war nicht wiederzuerkennen.
    Er war ganz aus dem Häuschen, seit wir Rachel March kennengelernt hatten. Der Hüne mit dem Pfannkuchengesicht und dem schwarzen, schütteren, in der Mitte gescheitelten Haar schien seine letzte Eroberung fast vergessen zu haben.
    Er führte sich auf wie ein Primaner, der zum erstenmal in seinem Leben hinter einem Weiberrock herläuft. Vergeblich.
    Ich! Ich hatte es ihr angetan – obwohl ich nicht das mindeste dazu getan hatte.
    Zum ersten aus Rücksicht auf Suko.
    Zum zweiten aus Rücksicht auf Jane Collins.
    Wir saßen in der Polo longue unseres Hotels beisammen, und Suko schaute die Journalistin wieder mit Glubschaugen an.
    Rachel trug ein Kleid aus stoffweichem Rauhleder. Der Ausschnitt hatte anfangs sogar mir den Atem genommen. Inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt. Ich versuchte, darüber hinwegzusehen. Aber das war bei Gott nicht einfach.
    Wir hatten Long Drinks vor uns stehen. Mit sehr viel Eis. Und mit lustig gestreiften Trinkhalmen. Beim Trinken warf Rachel mir einen Blick zu, der Suko in der Seele wehtun mußte. Sie sagte mir mit den Augen, daß sie gern mit mir allein gewesen wäre, aber das konnte ich meinem Freund nicht antun.
    Nachdem sie getrunken hatte, griff sie nach ihrer Handtasche und entschuldigte sich für einen Augenblick.
    Suko blickte ihr wehmütig nach.
    Dann musterte er mich kopfschüttelnd und meinte verständnislos: »Sag mal, John, was hast du an dir, was ich nicht habe?«
    »Charme«, gab ich zurück.
    »Den hatte ich schon, als du noch in den Windeln gepfiffen hast.«
    »Vielleicht machst du irgend etwas falsch.«
    »Ja. Ich sollte mich nicht mit dir an einen Tisch setzen«, brummte Suko grimmig.
    Rachel kam zurück. Ihre Lippen leuchteten verführerisch rot. Sukos Blick heftete sich darauf und blieb daran kleben. Die Journalistin war nach Fort Lauderdale gekommen, um für ihr Blatt, das in Tampa herausgebracht wurde, über den Sängerwettbewerb zu berichten.
    Nebenbei wollte sie einer anderen Sache auf den Grund gehen, wie sie uns erzählte.
    Einer Legende.
    Der Legende von Zubin Zagarro.
    Sie erzählte uns davon: »In dieser Gegend soll vor vielen, vielen Jahren einmal ein Vampir sein Unwesen getrieben haben.«
    Ich horchte auf. Die Geschichte interessierte mich auf Anhieb. Ich bat Rachel, uns mehr darüber zu berichten.
    »Sein Name«, fuhr das blonde Mädchen fort, »war Zubin Zagarro. Er tötete viele Menschen. Seine Grausamkeiten versetzten die Menschen, die hier wohnten, in Angst und Schrecken. Eines Tages verschwand er. Spurlos.«
    »Was heißt das?« fragte Suko, der sich für diese Story gleichfalls interessierte.
    Rachel sog wieder an ihrem Trinkhalm. Dann hob sie die Schultern. »Niemand hat Zubin Zagarro getötet. Niemand hat ihn vertrieben. Er stellte sein grausiges Treiben selbst ein und ließ die Menschen fortan in Ruhe.«
    »Das heißt, er könnte jederzeit wieder auftauchen«, sagte Suko.
    »Es könnte passieren«, sagte die Journalistin. »Die Legende sagt: Wenn jemand die weiße Fledermaus tötet, die in den Everglades lebt, dann kommt Zubin Zagarro zurück.«
    Suko leckte sich die Lippen. »Da kann ich nur sagen: Möge die weiße Fledermaus tausende von Jahren alt werden.«
    ***
    Sie starb!
    Sie torkelte durch die Luft. Mehr und mehr verließen sie die Kräfte. Doch sie hatte ihr Ziel noch nicht erreicht. Verzweifelt kämpfte sie gegen das vorzeitige Ende an. Ihre weißen Flügel flappten. Sie sank tiefer, quälte sich wieder hoch, überflog den düsteren Sumpf, während laufend Blut aus der tödlichen Schußwunde tropfte.
    Es war nicht mehr weit.
    Die weiße Fledermaus spürte es.
    Sie hatte es bald geschafft.
    Mit zuckenden
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