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0054 - Der Zweikampf

Titel: 0054 - Der Zweikampf
Autoren: Unbekannt
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jählings in das weite Meer vorgestoßen. Ehe ich mich versah, wurde das feste Panzerplastverdeck bereits von schaumigen Fluten überspült.
    Ich achtete kaum auf die wütenden Elemente. Da der Wind von links kam, mußte ich die volle Motorkraft aufbieten, um das Boot nicht sofort abtreiben zu lassen. Ich wollte mich, soweit es eben ging, vom Ufer entfernen, um möglichst die in düstere Schwärze gehüllte Strommitte zu gewinnen. Es wäre verwunderlich gewesen, wenn man mich dort noch radartechnisch geortet hätte.
    Es dauerte nur wenige Sekunden, bis das stampfende und schlingernde Gefährt dem Windschutz des Ufers entronnen war. Ich konnte nichts mehr sehen. Ringsum brodelten und kochten die sonst so ruhigen Fluten des Hondo, als wären unsichtbare Ungeheuer dabei, das Flußbett aufzureißen.
    Nach einigen Augenblicken begann ich zu hoffen, den sicherlich gelandeten Streitkräften entronnen zu sein. Nachdem ich den Gedanken eben gefaßt hatte, brach hinter mir die Hölle los.
    Das tiefe Dröhnen der Abschüsse konnte ich in dem unablässigen Heulen des Orkans nicht hören, wohl aber sah ich die sonnenhellen Energiebahnen, die rechts und links des wild tanzenden Bootes in das Wasser peitschten, wo sie dampfende, gischtende Strudel erzeugten.
    Ich blieb absolut ruhig und ausgeglichen. Arkoniden aus meiner Entwicklungsepoche geraten nicht mehr in Panik, wenn ein erwartetes Ereignis eintritt. Ich bemühte mich lediglich, das ohnehin kaum zu bändigende Boot noch wilder tanzen zu lassen.
    Sekunden später schoß man schon weit vorbei. Anscheinend waren treibende Baumstämme von den automatischen Zielortern ausgemacht worden.
    Nach dem letzten Aufblenden wußte ich, daß ich mich ungefähr in der Flußmitte befand. Ich überließ das Boot der reißenden Strömung, die mich im Einklang mit dem von hinten kommenden Sturmwind sehr schnell aus der Gefahrenzone entfernte. Es war schwierig, die Fahrt annähernd zu schätzen. Hier und da schrammte der flache Kiel über Hindernisse hinweg. Der Hondo besaß zahlreiche Untiefen, denen zu entgehen ich nur hoffen konnte.
    Ich schaltete das kleine Infrarot-Bildgerät ein, um wenigstens einen geringen Überblick zu gewinnen.
    Der Strom glich einem kochenden Riesentopf. Ich befand mich nun in relativer Sicherheit, da Rhodan sicherlich sehr genau wußte, daß seine Flugmaschinen während des Sturmes nutzlos waren. Also hoffte ich auf ein weiteres Anhalten des Orkans, obwohl die bereits stoßartig kommenden Böen auf eine baldige Erschöpfung der Naturgewalten hinwiesen.
    Die berühmten Marshall-Fälle sollten acht Meilen stromab liegen. Dort stürzten die Wasser des Hondo fast drei Meilen tief in das Tal hinunter. Es war klar, daß ich mich auf einen solchen Luftsprung nicht einlassen konnte.
    Ich hatte die Fahrt des kleinen Bootes unterschätzt. Ehe ich meine Planung exakt durchgedacht hatte, klang ein anschwellendes Tosen auf, das das des abklingenden Sturmwindes noch übertönte.
    Weit voraus schoben sich zackige, scharfkantige Felsen aus dem Strombett heraus. Dicht hinter ihnen begann das Wasser zu stürzen. Die Abdrift des Bootes war gewaltig, weshalb ich sofort damit begann, das noch ferne Ufer anzusteuern.
    Es gelang mir im letzten Augenblick, dem reißend werdenden Sog zu entgehen. Der Kiel schrammte sehr hart und mit einem unheilverkündenden Bersten auf. Anscheinend war ich ausgerechnet auf felsigem Ufergelände gelandet.
    Ich schaltete das Triebwerk aus und versuchte, nach draußen zu lauschen. Weit östlich begann sich der Himmel bereits aufzuhellen, soweit das in der Zwielichtzone überhaupt möglich war. Es wurde allerhöchste Zeit, wenn ich die Düsternis und die letzten Böen noch für mein Vorhaben ausnutzen wollte.
    Ehe ich das Kabinenluk öffnete, legte ich das Einmann-Fluggerät an. Es handelte sich um zwei dreiblättrige, gegenläufige Kleinstrotoren, die von den entstehenden Drehungs-Zentrifugalkräften entfaltet wurden.
    Zur Zeit bildeten die hochelastischen Rotorblätter ein kleines Päckchen, das unscheinbar auf dem Rückentornister mit dem winzigen Reaktortriebwerk ruhte.
    Nachdem ich ausgestiegen war, wurde ich vom Wind empfangen. Der Sturm war noch viel stärker, als ich es in meiner geschützten Kabine hatte annehmen können. Ich drehte das Boot mit dem Bug stromwärts, kippte weit vorgebeugt den Schalter des Staustrahlmotors auf volle Leistung und ließ es dann ins Wasser schießen.
    Nachdenklich sah ich dem mit hoher Fahrt davonbrausenden Fahrzeug nach.
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