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005 - Nachts wenn die Toten kommen

005 - Nachts wenn die Toten kommen

Titel: 005 - Nachts wenn die Toten kommen
Autoren: Larry Brent
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Ungetüm zwischen den Stämmen. Dunkelglühende Augen starrten
ihnen entgegen, und Fernandez Cruzco lachte. »Ein Pferd! Wie kommt das denn
zwischen die chromblitzenden Vehikel?«
    »Miss Patsy huldigt dem Reitsport«, antwortete der Makler gemessen. »Sie
wohnt hier ganz in der Nähe, sie kommt immer mit ihrem Pferd zu den Veranstaltungen.«
    Sie gingen auf den Turm zu. Ein schmaler Weg führte steil abwärts in eine
Senke neben dem schiefen Turm, doch eine schmale, schwarze Tür versperrte ihnen
den Weg hinein.
    Mr. Jonathan löste einen grauen Stein im Gemäuer, schob ihn einfach
beiseite und fasste nach dem kleinen Handrad in der Vertiefung. Ein
elektrischer Impuls wurde ausgelöst, der die schwarze Tür leise aufgleiten
ließ. Fernandez Cruzco zeigte sich erstaunt.
    »Nur die Eingeweihten kennen diesen Mechanismus«, erklärte der Makler. »Der
Zirkel muss sich schützen, besonders gegen zwielichtige Gestalten, die in
dieser abgelegenen Gegend reichlich auftauchen.«
    Sie betraten den dunklen Gang. Mr. Jonathan schloss die Tür wieder. Eine
einsame Fackel brannte am Ende des Ganges und erleuchtete den Weg, den die
beiden Männer gingen, nur spärlich. Fernandez Cruzco blieb seinem Führer dicht
auf den Fersen. Sie stiegen eine schmale Wendeltreppe hinab, die in ein
Kellergewölbe mündete.
    Eine riesige Nische befand sich in der Wand, es sah ganz so aus, als ob
dort vor langer Zeit einmal ein gigantisches Fass gelegen hätte.
    Mr. Jonathan bog um die Ecke. Ein kleiner, kahler Raum lag vor ihnen. In
ihm brannten mehrere Fackeln. An Haken in der Wand hingen schwarze Umhänge. Auf
einem klobigen Schemel in einer Ecke saß, kaum wahrnehmbar, eine vermummte
Gestalt, das bedeckte Gesicht in den Händen vergraben.
    »Der Meister«, wisperte Mr. Jonathan, griff nach den schwarzen Umhängen und
reichte auch dem Südamerikaner einen.
    Der Meister hatte sie gehört. Er
löste den Kopf aus den Händen. Hinter den kleinen Augenschlitzen funkelten zwei
Augen.
    »Ein Besucher in unserer Stadt«, sagte Mr. Jonathan leise. »Er interessiert
sich für unseren Zirkel. Fernandez Cruzco ist ein einflussreicher Mann, und es
sieht ganz so aus, als käme er auch bald in den Besitz dieses Grundstückes. Für
einen solchen Fall wäre es gut, einen weiteren Freund in unseren Reihen zu
wissen. Einen Freund, der uns versteht und Verständnis für unsere Belange hat.
Ein Freund – der uns Herberge gewährt, wenn dieser Besitz einmal ihm gehören
sollte.«
    Der Meister erhob sich. Er war
ein wenig größer als der sportliche Cruzco.
    »Freunde sind uns immer willkommen, auch Skeptiker, die zu Freunden werden
können«, fügte er mit leiser Stimme hinzu und reichte Fernandez Cruzco seine
behandschuhte Rechte. Die Stimme des stattlichen Mannes klang ruhig und
besonnen, und es war unvorstellbar, dass diese Stimme hart und bösartig klingen
konnte. »Gehen Sie hinüber, ich komme gleich nach. Ich habe mich noch ein wenig
gesammelt, um den schwierigen Anforderungen gerecht zu werden, die mich in
dieser Nacht erwarten.«
    Fernandez Cruzco folgte dem Beispiel seines Begleiters Jonathan, zog den
schwarzen Umhang an und schob sich die Kapuze über den Kopf.
    Mr. Jonathan schob einen Vorhang beiseite. Fernandez Cruzco sah zum ersten
Mal in seinem Leben einen Raum, in dem sich Spiritisten zum Anruf der Toten
versammelt hatten.
    Sie saßen um einen runden, erleuchteten Glastisch und wirkten wie Statuen.
Ihre Hände lagen auf dem Tisch, dessen Milchglasscheiben mit fremdartigen
Symbolen bedeckt waren. Sie hatten die Finger gespreizt, so dass einer den
kleinen Finger des anderen berührte. Sie bildeten einen einzigen Kreis und
waren eins in dieser Stunde, wo der Meister die Toten zurückrufen wollte.
    Die beiden Neuankömmlinge nahmen stillschweigend Platz. Fernandez Cruzcos
Blicke schweiften über den Tisch. Genau ihm gegenüber saß eine blutjunge und
sehr hübsche Frau. Sie trug eine große schwarze Kapuze, aber unter dem
schattigen Rand war das ebenmäßige, schmale Gesicht zu erkennen, die glänzenden
Augen, die seinem Blick standhielten.
    Mr. Jonathan, der den Blick des Südamerikaners bemerkte, schluckte. »Das
ist Patsy, sie ist hübsch. Aber Sie sind nicht hierhergekommen, um den Casanova
zu spielen. Sie sind hier, um mit den Toten zu sprechen.«
    »Ein lebendiges Mädchen hat aber auch seine Reize«, entgegnete Fernandez
Cruzco leise und wandte nicht seinen Blick von den Augen, die ihn musterten,
ab.
    Dann kam der Meister und brachte
das Medium
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