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0047 - Der Alptraum-Garten

0047 - Der Alptraum-Garten

Titel: 0047 - Der Alptraum-Garten
Autoren: Jason Dark
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den Wellen gegen den Strand geschoben, wobei der Kiel über harten Kies glitt.
    Schon umspülten die anlaufenden Wellen ihre Füße. Bis zu den Knöcheln wurden sie naß.
    Pierre Balmain sprang als erster ins Boot und hätte fast das Gleichgewicht verloren, als der Kahn von einer Welle hart zurückgeschoben wurde.
    Balmain schimpfte und hielt sich an der Verkleidung fest. Er nahm seinen Rucksack ab und legte ihn vor die kleine Sitzbank am Heck. Er winkte Tom zu. »Steig schon ein!«
    Jeffers blieb noch stehen. »Willst du es dir nicht überlegen?«
    »Nein, zum Teufel!« Ein scharfer Windstoß riß Pierre die Worte von den Lippen. »Wenn du Schiß hast, fahre ich allein rüber. Die Alte wird mich schon nicht fressen. Wenn wir sie interviewen, hat sie bestimmt einen anständigen Schnaps für uns.«
    »Um den zu trinken, begebe ich mich aber nicht in Lebensgefahr«, sagte Tom, allerdings so leise, daß sein Freund nichts verstand. Dann bestieg er das Boot.
    Er fühlte sich unwohl auf den schwankenden Planken, sagte aber nichts. Pierre Balmain ließ den Motor an.
    Balmain nickte zufrieden. »Das ist Musik, was?« rief er und lachte mit blitzenden Zähnen. Die Leine hatten sie inzwischen gekappt, und Pierre gab Gas. »Noch zehn Meilen bis Buffalo!« schrie er, auf ein altes Gedicht anspielend.
    Das Boot nahm Fahrt auf. Pierre stellte den Wischer an, der sofort seine Halbkreise über die gebogene Scheibe zog.
    Schon nach wenigen Yards packte sie der Sturm. Er rüttelte das Boot regelrecht durch. Der Bug glitt über die kleineren Wellen, schnitt aber tiefer ein, wenn quer laufende Wellen gegen den Rumpf klatschten.
    Tom Jeffers stand neben seinem Freund. Er hatte die Zähne zusammengebissen und starrte auf die grauschwarze, sich hin- und herbewegende Wasserfläche, bei der nur die Wellenkämme ab und zu aufblitzten.
    Rasch verschwand das Ufer im Dunst des Regenvorhangs. Das kleine Boot wurde von Pierre nur so über die Wellen gescheucht. Es schaukelte beängstigend. Spritzwasser gischtete über, klatschte gegen die breite Frontscheibe und wurde vom Fahrtwind nach oben und seitlich weggedrückt. Der Wind heulte und pfiff um das kleine Boot, drang in den offenen Unterstand ein und ließ den Regen gegen das Armaturenbrett prasseln.
    »Fahr doch langsamer!« rief Tom Jeffers, dessen Gesicht bereits eine leicht grünliche Farbe angenommen hatte.
    »Warum?« Sein Freund lachte. »Ich…«
    Er sprach nicht mehr weiter, denn eine Querwelle hob das Boot förmlich hoch, und der in derselben Sekunde zupackende Windstoß drückte es nach Backbord über, daß beide Männer gegeneinander gepreßt wurden und Pierre das Steuer hastig losließ, um sich nicht den rechten Arm auszurenken.
    »Das hast du davon!« brüllte Jeffers gegen das Toben der Naturgewalten.
    Pierre stieß ihn von sich. »Scheiße!« Er packte das Steuer und ging mit dem Gas runter.
    Die Fahrt wurde besser. Zwar schüttelten Wind und Wellen die Nußschale noch immer durch, aber die beiden Männer brauchten nicht mehr die große Angst vor dem Kentern zu haben.
    Stockfinster war es. Die dicken, dunklen Wolken ließen keinen Stern sehen. Sie wurden über den Himmel gewirbelt wie fantastische Gebilde, um im nächsten Augenblick wieder neue Formen anzunehmen. Dazu fegte der Regen als schräger Vorhang über die Wasserfläche des Sees. Immer öfter klatschte er, wie aus Eimern geleert, gegen die Frontscheibe, wo der Wischer sich vergeblich bemühte, der Wassermassen Herr zu werden.
    Tom Jeffers Magen schien sich selbständig machen zu wollen. Er stieg der Kehle immer näher entgegen, während Pierre die lebensgefährliche Schaukelei wohl nichts ausmachte. Im Gegenteil, sein Grinsen klebte fest in beiden Mundwinkeln.
    Tom hockte sich nieder. Vielleicht half gegen die Übelkeit eine Zigarette. Es war ein Problem, das Stäbchen anzuzünden, auch mit einem Sturmfeuerzeug.
    Erst beim dritten Mal fing der Tabak Feuer. Der Engländer rauchte in der hohlen Hand.
    »Ist denn von der verdammten Insel immer noch nichts zu sehen?« fragte er. Der in den offenen Unterstand hinein pfeifende Wind riß ihm den Rauch von den Lippen, und der Regen näßte das Zigarettenpapier.
    »Nein, noch nicht. Ist dir schlecht?«
    »Mir ist es noch nie so gut gegangen«, erwiderte Tom Jeffers laut.
    Pierre Balmain lachte.
    Er jagte weiter über die aufgewühlte Wasserfläche, gab ein wenig mehr Gas, und prompt wurde das Boot von hart auflaufenden Wellen stärker durchgeschüttelt. Plötzlich schrie Pierre
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