0040 - Einer von uns?

Unterschrift Pete Labow, Schiffsagentur und Schiffsausrüstungen.
    Natürlich war das Unternehmen nur eine Tarnung für die anderen Geschäfte, die Pete Labow im Hafen besorgte.
    Im Wesentlichen unterhielt er einen schwunghaften Schmuggel von Zollgütern, die er auf die verschiedenste Weise von den einlaufenden Schiffen herunterzubekommen verstand. Die Zöllner 36 hatten Pete seit langem in Verdacht, und sie hatten mehr als eine für ihn bestimme Ladung aufgebracht, aber da in den Gesetzen einfacher Schmuggel nur sehr gering, Bandenschmuggel aber sehr schwer bestraft wird, leugneten die Gefassten immer, irgendetwas mit Labow zu tun zu haben oder überhaupt zu einer Bande zu gehören.
    Die Boote, die immer auf Labow zugelassen waren, wurden kurzerhand für gestohlen erklärt, und so konnte man Labow nie beweisen, dass er der Kopf der Schmuggler-Gang war.
    Pete Labow hielt es nicht für nötig, seinem Unternehmen für Schiffsausrüstung den echten Glanz mithilfe von Stenotypistinnen und klappernden Schreibmaschinen zu verleihen. Im staubigen Hauptraum lümmelten sich ein paar Männer herum, die auf unsere Frage nach dem Chef nur mit dem Daumen über die Schulter zeigten.
    In dem Hinterzimmer trafen wir den Boss selbst. Pete war ein untersetzter, breitschultriger Mann mit dünnem Haar und einer gebrochenen Nase.
    Mit sicherem Blick erkannte er unseren Beruf.
    »Cops?«, fragte er.
    »G-men«, antwortete ich.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte er mit einer Handbewegung und deutete auf zwei wacklige Stühle und einen altersschwachen Sessel. Er trug ein Hemd ohne Krawatte, hatte die Daumen hinter die Hosenträger gesteckt und rollte eine dicke Zigarre im Mund.
    »Wird es Ihnen im Hafen zu feucht, Pete?«, fragte ich.
    »Wieso?«, knautschte er hinter seiner Zigarre hervor.
    »Wir hörten, dass Sie auf das feste Land streben. In die Bronx zum Beispiel.«
    »Reden Sie klar«, knurrte er. »Haben Sie ’ne Schlinge, von der Sie glauben, dass sie über meinen Kopf passt, dann sagen Sie es.«
    »Labow, kannten Sie Al McCookie?«
    »Nein.«
    »Labow, haben Sie schon mal etwas von Tonbändern gehört? Wir besitzen ein Tonband von einem Gespräch, das Sie mit McCookie geführt haben.«
    Er rollte die Zigarre in den anderen Mundwinkel.
    »Ich habe nie mit ihm gesprochen«, erklärte er gleichgültig.
    Anthony ergriff das Wort. »Sie machen es sich ein wenig zu leicht, Pete. Wenn Tonbänder vor unseren Gerichten Beweiskraft hätten, dann hätten wir bei unserem Besuch einen Haftbefehl gleich mitgebracht.«
    »Ich habe nie mit einem Menschen namens Al McCookie gesprochen«, erklärte er mit unerschütterlichem Gleichmut. »Nehmen Sie das gefälligst zur Kenntnis und flöten Sie mir eine andere Melodie vor.«
    »Kennen Sie Wels Trevor?«, fragte Phil.
    »Nein.«
    »Und Rocco Rewers?«
    Wir alle merkten das kurze Stocken, bevor er wieder mit »Nein« antwortete.
    »Pete, Sie sollten vorsichtiger mit Ihren Aussagen sein«, sagte Anthony freundlich. »Wir haben die Zeugenaussagen eines Mister Trevor vorliegen, in dem Sie ziemlich unfreundlich mit ihm reden und ihm undeutliche, aber böse Dinge androhen, falls er eine gewisse Terry Bar nicht aufgibt.«
    »Welche Sprache reden Sie eigentlich?«, fragte er. »Ich verstehe kein Wort.« , »Wir werden jetzt sehr deutlich miteinander sprechen«, erklärte ich. »Es wurden einige Gangster erledigt. Es fing an mit Al McCookie, den Sie nicht zu kennen vorgeben, setzte sich fort mit zwei Brüdern, den Dorianis, von denen der eine wiederum einen gewissen Tony Deliano erschoss und ging weiter mit dem Unglück von Rocco Rewers, das auch alles andere als ein Unglück gewesen sein kann. Wir vermuten, dass hinter all diesen Verbrechen ein Mann steht, der sich bemüht, durch Ausschaltung anderer zu so etwas wie einem Überboss zu machen. Mister Labow, wir haben den begründeten Verdacht, dass Sie dieser Mann sind.«
    Wie eine Rakete flog die Zigarre aus Petes Mund, haarscharf an Phils Hosen vorbei. Labows Kopf lief rot an. Er sprang auf. Mit seiner Ruhe war es vorbei. Seine Halsmuskeln schwollen an und er brüllte: »Mich haben Sie im Verdacht? Dass ich nicht lache! Da kann man mal wieder sehen, was das FBI wert ist. Nicht einen Cent von den Steuern, die wir für euch blechen müssen, verdient ihr zu Recht. Ausgerechnet ich soll der Mann sein, der Übergangster? Ich soll Rocco auf dem Gewissen haben. Mann, G-man, ich bin froh, dass Rocco mich nicht auf dem Gewissen hät. Ich weiß nicht, ob Rewers diesen