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004 - Das Wachsfigurenkabinett

004 - Das Wachsfigurenkabinett

Titel: 004 - Das Wachsfigurenkabinett
Autoren: Dämonenkiller
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mit den Schultern. »Seit mehr als zwei Stunden macht er nichts anderes«, erklärte sie. »Ich vermute, daß er uns etwas mitteilen will.«
    Phillip saß jetzt reglos in der Mitte des Zimmers und hielt die Augen geschlossen. Nur seine Lippen bewegten sich, formten Worte, die nicht zu verstehen waren. Dorian stupste ihn an, doch Phillip reagierte nicht. Schließlich widmete der Dämonenkiller seine Aufmerksamkeit den Formen, die der Hermaphrodit auf die Wände und den Fußboden geschmiert hatte. Nachdenklich strich er sich über den Oberlippenbart und sah Coco an. Plötzlich kam ihm eine Idee, und er knipste das Deckenlicht an.
    »Tatsächlich«, meinte er, »Phillip hat überall dort Farbkleckse hingemalt, wo Gegenstände Schatten werfen.«
    Jetzt fiel es auch Coco wie Schuppen von den Augen. Der Dämonenkiller hatte recht.
    Dorian machte die Probe aufs Exempel, packte die Stehlampe und rückte sie etwas zur Seite. Sofort kam Leben in den Hermaphroditen. Er stöhnte auf, kroch über den Boden, packte den Pinsel, tauchte ihn in die Lackdose und zog eine Linie, die genau mit dem Schatten abschloß, den das Bett warf. Dorian veränderte nochmals die Stellung der Lampe. Diesmal zog Phillip einen langen Strich.
    »Es hat etwas mit Schatten zu tun«, sagte Dorian nachdenklich.
    »Und das ist sehr seltsam. Chapman hat die Unterhaltung der Vampire belauscht. Sie sprachen von einem Schatten. Will Phillip uns vielleicht etwas dazu sagen? Aber was?« Er starrte den Jungen an, der wieder ruhig auf dem Boden saß und stumm die Lippen bewegte.
    »Phillip, sag mir, was du uns mitteilen willst«, bat Coco, doch der Junge reagierte nicht.
    »So kommen wir nicht weiter!« meinte Dorian. »Ich rufe den Observator Inquisitor an.« Er hob den Hörer ab, setzte sich aufs Bett und wählte eine Nummer. In kurzen Worten gab er seinen Bericht durch.
    Der O. I. hörte schweigend zu. Als Dorian geendet hatte, sagte er:
    »Ich habe etwas für Sie, Hunter. Fahren Sie ins Grosvenor Hospital.
    Einer meiner Männer wird Sie erwarten. Tony Burnett, Sie kennen ihn bereits. Er wird Ihnen eine Frau zeigen, deren Leiche vor kurzem dort eingeliefert wurde. Ich möchte, daß Sie sich mit dem Fall beschäftigen.«
    »Woran starb sie?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Fahren Sie hin und sehen Sie selbst! Burnett wird Sie unterstützen.« Mit diesen Worten legte der O. I. auf.
    Dorian starrte ratlos den Hörer an, dann legte er ihn auf die Gabel zurück. »Coco, weißt du, was eine Catania-Beschwörung ist?« fragte er nach kurzem Überlegen.
    Sie nickte. »Sie dient dazu, ein Schattenwesen zu vernichten. Man benötigt das Blut eines Esels, besser noch das einer Jungfrau. Weiterhin müssen bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden, soll die Beschwörung Erfolg haben. Man braucht dreizehn Personen, einen völlig dunklen Raum sowie den Schädel eines Mannes, der mindestens hundert Jahre tot ist.«
    »Und was ist so ein Schattenwesen?« fragte Dorian weiter.
    Coco hob die Schultern. »Das ist schwer zu sagen«, meinte sie. »Es gibt unzählige Arten von Schattenwesen. Es kann der Geist eines Ermordeten sein, aber auch ein lebender Mensch, der sich in einen Schatten verwandeln oder andere Menschen zu schattenlosen Wesen machen kann. Ich müßte wissen, welche Art von Schattenwesen vernichtet werden soll.«
    »Ich habe leider selbst keine Ahnung«, sagte Dorian nachdenklich.
    »Phillip überdeckt die Schatten jedenfalls mit schwarzer Farbe, aber ich weiß nicht, was er damit ausdrücken will.« Er wandte sich zur Tür. »Ich werde jetzt erst einmal ins Grosvenor Hospital fahren. Der O. I. will, daß ich mir dort etwas ansehe.«

    Es war kurz nach elf Uhr, als Dorian losfuhr. Eisiger Wind wehte in dieser Januarnacht durch die Straßen Londons, und immer wieder regnete es. Es herrschte wenig Verkehr, und er kam rasch vorwärts.
    So gesehen war ihr Schlupfwinkel in der Baring Road recht günstig gewählt; der Nachteil war nur, daß sich die Villa am Stadtrand von London befand und es einige Zeit dauerte, bis man das Zentrum erreicht hatte.
    Er überquerte die Westminster Bridge, fuhr an den Houses of Parlament vorbei und bog dann in die Millbank Street ein, die parallel zur Themse verlief. Nach einigen Minuten erreichte er die Grosvenor Road und blieb kurz vor dem Dolphin Square stehen. Er stieg aus und eilte das Dutzend Stufen hoch, die zum Besuchseingang des Spitals führten. Neben der Portierloge erwartete ihn bereits
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