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0038 - Die Horror-Reiter

0038 - Die Horror-Reiter

Titel: 0038 - Die Horror-Reiter
Autoren: Jason Dark
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Alvarez. Er lebte nicht in einer dieser Höhlen, sondern in einem normalen Raum mit zwei Fenstern, durch die er einen phantastischen Blick auf die Berge hatte. Ein Fenster wies nach Osten hin, eins nach Westen. Jeden Morgen beobachtete der Abt den Sonnenaufgang und am Abend den Sonnenuntergang.
    Don Alvarez regierte mit eiserner Hand. Früher hätte man ihn als einen Despoten oder Tyrannen bezeichnet. Er war die beherrschende Autorität innerhalb des Klosters, und von ihm gingen auch die geistigen Impulse aus. Und er besaß als einziger den Schlüssel zu den Gewölben! Diese eigene Welt innerhalb des Berges war ihm wohl vertraut. Vor drei Jahren entdeckte der Abt ein altes Buch. Es war stark beschädigt, hatte vergilbte Seiten und einen löchrigen Ledereinband.
    Der Abt nahm das Buch mit. Er studierte es. Seite für Seite. Es war in hebräisch geschrieben, aber Don Alvarez beherrschte diese Sprache wie seine eigene. Er vertiefte sich in den Inhalt. Tag und Nacht las er, und plötzlich wurde ihm bewußt, daß er eine Satansbibel in der Hand hielt. Zuerst meldete sich sein Gewissen, doch das erlosch schnell, denn der Inhalt des Buches war stärker. Er faszinierte ihn.
    Und Don Alvarez lernte. So wußte er plötzlich, daß es innerhalb der Felsen geheimnisvolle Gewölbe gab, die vor Urzeiten entdeckt und dem Bösen geweiht worden waren. Immer wieder tauchte ein Wort in den Schriften auf.
    Aeba.
    Dieser Begriff mußte der Schlüssel zu einem grauenvollen Geheimnis sein. Der Abt forschte und studierte. Er verließ sogar das Kloster, um sich in den ältesten Bibliotheken der Welt umzusehen. Er war im Vatikan, in Indien und in Ägypten.
    In Kairo fand er endlich den Schlüssel. Er entdeckte den magischen Spruch der Königin von Saba, der ihm den Zutritt zu den Gewölben freigab. Don Alvarez wagte es.
    In einer finsteren Nacht schlich er über die alte Leiter zu den Gewölben hin, öffnete die Tür – und stand in einer anderen Welt.
    Das Böse war dort manifestiert. Es schlug ihm als eine unsichtbare Woge entgegen, drang in sein Hirn, erfaßte seine Gedanken und kehrte sie um. Aus dem Paulus wurde ein Saulus. Der Keim des Bösen war gelegt. Aeba hatte gesiegt.
    Doch so auffällig durfte der Abt dies nicht zeigen. Er spielte nach wie vor den gestrengen Seelsorger, doch in den Gesprächen, die er manchmal führte, verunsicherte er seine Padres. Sie wußten nicht, was sie tun sollten. Geistliche Hilfe blieb ihnen verwehrt, da es unmöglich war, das Kloster zu verlassen.
    Sie blieben hinter den dicken Mauern gefangen. Hinter Mauern, die das Böse eingefangen hatten, das schleichend wie Gift in die Gehirne der Mönche drang und die Männer darauf vorbereitete, Aeba zu dienen.
    Noch wußten nur wenige Eingeweihte, was sich hinter Aeba verbarg. Einer der Eingeweihten war Pater Emilio. Und ihm gelang die Flucht. Durch einen zufällig entdeckten Geheimgang verließ er das Kloster und schlug sich bei Nacht und Nebel durch bis in das nächste Dorf. Von dort aus gelangte er auf Umwegen nach England, wo in London der einzige Mann wohnte, dem er noch vertraute.
    Father Hackmann.
    Doch Aeba war ihm auf der Spur. Don Alvarez hatte in einem Wahrtraum erfahren, was geschehen war. Deshalb war er so besorgt.
    Unruhig schritt er in seiner Kammer hin und her. Er hatte sämtliche christlichen Symbole entfernt, nur noch die Möbelstucke standen dort. Der Schrank, der Tisch, die Waschschüssel, das Bett.
    Er lebte komfortabler als seine Brüder. Sie neideten es ihm nicht, sondern erkannten ihn als Führer an. Don Alvarez war ein Mensch von ungewöhnlicher Statur. In der Größe überragte er die meisten. Seine dunklen Augen hatten einen zwingenden Blick, der den anderen sofort unter die Haut fuhr. Das Gesicht war hager. Ein dunkler Vollbart wuchs fast bis auf die Brust. Er trug meistens einen pechschwarzen Umhang mit weiten Ärmeln, in denen er seine Hände verbergen konnte. Wenn er durch die Gänge schritt, setzte er auch die Kapuze auf, so daß er schon vom Aussehen her eine unheimliche Erscheinung abgab. Doch seine Seele war noch schwärzer. Sie gehorchte nur dem Satan – oder Aeba. Auch an diesem Abend schritt er wieder durch die Gänge des Klosters. Draußen war es finster geworden. Sternklar spannte sich der Himmel über dem gewaltigen Gebirgsmassiv. Es gab Frost, und die klirrende Kälte fiel herab wie ein Teppich.
    Längs- und Quergänge durchzogen das Kloster wie das Netz einer Spinne. Wer sich zurechtfinden wollte, mußte schon einige
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