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0035 - Die Vampirfalle

0035 - Die Vampirfalle

Titel: 0035 - Die Vampirfalle
Autoren: Jason Dark
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urplötzlich Zweige über die Scheiben ratschten, zogen sie hastig und erschrocken ihre Köpfe zurück. Der Nebel war jetzt völlig verschwunden. Beide Scheinwerfer des Busses warfen ihre breiten Lichtspeere auf den Weg und erfaßten die unmittelbare Umgebung. Die Freundinnen kamen sich vor wie in einem Märchenwald. Tannen, Buchen, Eichen standen bunt gemischt. Dazwischen wucherte hohes Farnkraut, und es fehlte nur noch der Elfenreigen, der durch das Unterholz tanzte. »Ich finde es irgendwie gruselig«, sagte Karen Black und schüttelte sich.
    Christine verneinte. »Meiner Meinung nach ist es romantisch. Aber Grusel, nein, den empfinde ich nicht. Obwohl…« Sie sprach plötzlich nicht mehr weiter, sondern starrte angestrengt durch die Scheibe.
    »Was ist?« fragte Karen.
    »Ein Leichenwagen. Ich habe einen Leichenwagen gesehen. Lieber Himmel!«
    Die letzten beiden Sätze schrie sie heraus und preßte dann die Hand gegen den Mund.
    Barry Black bremste. Der Bus senkte sich vorn leicht. Barry war aufgesprungen. »Was ist los?«
    »Christine hat einen Leichenwagen gesehen«, erklärte Karen.
    »Ja, es stimmt.« Christine nickte heftig. Robby kam zu ihr, während Barry sitzenblieb.
    »Wo?« fragte Tisdale.
    »Dort zwischen den Bäumen. Er – er leuchtete, glaube ich. Du mußt mir glauben.«
    »Aber ich sehe nichts.« Auch Robby starrte jetzt angestrengt durch die Scheibe. Doch erkennen konnte er nichts. Hinter den letzten Lichträndern der Scheinwerferstrahlen ballte sich die Finsternis.
    »Du hast dich getäuscht, Christine.«
    »Nein, Robby, ich habe mich nicht getäuscht. Vorhin war er noch da. Wirklich.«
    »Ich steige mal aus«, sagte Barry.
    »Sei vorsichtig.« Christines Stimme klang schrill.
    Robby warf Karen einen zweifelnden Blick zu.
    Barry öffnete die Tür und sprang nach draußen. Er ging um den Bus herum und klopfte gegen die Scheibe, hinter der er die Gesichter seiner drei Freunde sah. Dabei grinste er.
    »Der nimmt das alles viel zu leicht«, flüsterte Christine.
    Barry verschwand im Wald.
    Er hielt sich aber dicht an der Lichtgrenze der Scheinwerfer, als hätte er Angst, von der Dunkelheit verschluckt zu werden.
    »Und außerdem«, sagte Robby, »wo soll denn um diese Zeit ein Leichenwagen herkommen? Und vor allen Dingen, was hat er in dieser Gegend zu suchen?«
    »Genau«, stimmte ihm Karen zu.
    »Vergeßt nicht, daß es hier in der Nähe einen Friedhof gibt«, verteidigte sich Christine. »Mike Farrow hat davon berichtet.«
    »Ja, aber einen plattgewalzten«, antwortete Robby. »Außerdem soll es dort spuken.«
    Robby schaute Christine an. »Du bist ja ganz schön abergläubisch«, lachte er.
    Christine schwieg, und auch Karen sagte nichts. Dann sahen sie Barrys Gestalt wieder innerhalb der Scheinwerferlanzen. Er machte eine verneinende Schulterbewegung, die nur bedeuten konnte, daß er nichts gefunden hatte.
    »Da siehst du es«, sagte Karen. Barry stieg wieder ein.
    Er grinste. »Draußen stehen zwar Bäume, die aussehen wie Leichen, aber einen Wagen habe ich nicht entdeckt. Es gibt wohl noch einen Parallelpfad, der durch den Wald führt.«
    »Und ich habe mich nicht getäuscht!« rief Christine. »Der war auf dem Pfad!«
    Barry tätschelte ihre Schulter. »Ganz sicher, mein Schatz. Du hast recht.«
    Christines Kopf ruckte herum. »Du glaubst mir nicht, wie?«
    »Doch, doch…«, beruhigte Barry sie.
    Robby schlug vor: »Kommt, Kinder, laßt uns weiterfahren. Es ist bestimmt nicht mehr weit bis zu dieser Leichenhalle. Ich mache inzwischen die Kamera fertig und lade die Blitze auf.«
    Barry übernahm wieder das Lenkrad. Und weiter schaukelte der Bus seinem unheimlichen Ziel entgegen. Die beiden Mädchen schwiegen. Jedes hing seinen Gedanken nach. Nur hin und wieder warf Karen ihrer Freundin scheue Blicke zu.
    Robby störte das nicht. Er pfiff ein Lied und kümmerte sich um seine Kamera. Robby war der Fotoexperte der Vierergruppe. Normalerweise waren fünf Meilen keine Strecke. Doch bei einem Bus, der nur im Schrittempo fuhr, konnte diese Entfernung zu einer quälenden Tortur werden.
    Nach zehn Minuten meldete sich Robby. »Die Kamera ist fertig«, sagte er und fügte spöttisch hinzu: »Jetzt können die Monster kommen!«
    Als wäre dies ein Stichwort gewesen, gab es plötzlich einen dumpfen Laut auf dem Dach.
    Hastig trat Barry die Bremse. Vor Schreck würgte er dabei den Motor ab. Es wurde still.
    Niemand der vier sprach ein Wort. Alle hatten die Köpfe erhoben und starrten zum Busdach hoch.
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