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0032 - Der Turm der 1000 Schrecken

0032 - Der Turm der 1000 Schrecken

Titel: 0032 - Der Turm der 1000 Schrecken
Autoren: Friedrich Tenkrat
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diesen Dingen versteht sie absolut keinen Spaß.«
    »Was ich durchaus begreifen kann«, sagte Carla. »Ob es in diesem alten Kasten eine Toilette gibt?«
    Odetta lachte. »Denkst du, das mußten die Leute früher nie?«
    Cedric Knight führte den kunterbunten Haufen auf das riesige Tor zu. Eine Brücke aus schweren alten Bohlen lag über dem Burggraben, der früher mit Wasser gefüllt gewesen war.
    Heute wucherte mannshohes Unkraut darin. Fliegenschwärme surrten. Bienen summten von Blüte zu Blüte. Ein leises Rauschen ging durch den Wald. Ansonsten herrschte wohltuende Stille.
    »Ist das nicht ein herrliches Plätzchen zum Wohnen«, sagte Cedric Knight, als er das Burgtor erreicht hatte. Er sog die Luft tief in seine Lungen. »Ich sage euch, solange es auf unserer schönen britischen Insel noch solche idyllische Plätze gibt, ist die Welt noch in Ordnung.«
    Er griff nach dem eisernen Türklopfer und hämmerte damit mehrmals gegen das dicke Holz.
    Danach wandte er sich um und sagte: »Vielleicht ist eine Warnung angebracht, Freunde. Wenn jetzt gleich das Tor geöffnet werden wird, macht euch nicht in die Hosen. Der Burgverwalter, der gleichzeitig auch die Führungen macht, ist nicht gerade ein Adonis, aber er ist ein herzensguter Mensch, vor dem ihr keine Angst zu haben braucht.«
    »Auf den bin ich neugierig«, sagte Roy Walker.
    »Wahrscheinlich sieht er aus wie der Ur-Ur-Enkel von Frankensteins Monster«, sagte Jerry McCann, und alle lachten nervös.
    Sie verstummten, als ein schwerer Riegel mit lautem Knall zur Seite geworfen wurde. Dann wurde ein Schlüssel klackend herumgedreht. Und schließlich öffnete sich das Tor mit einem gespenstischen Knarren.
    Odetta und Carla hielten unwillkürlich den Atem an, als sie den Verwalter erblickten.
    »Herrschaften, das ist Mr. Herb Scatwell!« rief Cedric Knight. »Mr. Scatwell, dies sind meine Kegelfreunde. Ich habe ihnen so viel von Ihrer schaurigschönen Burg erzählt, daß sie ganz verrückt danach sind, sich unter Ihrer geschätzten Führung da drinnen umsehen zu dürfen.«
    Herb Scatwell nickte. »Treten Sie ein«, sagte er mit einer hohlen Grabesstimme. Er war ein knorriger Riese, dessen Alter sich nicht bestimmen ließ. Sein Gesicht war von vielen Falten überzogen, doch er hielt sich aufrecht wie ein Mann in den besten Jahren.
    Die Wangen waren eingefallen, die Lippen blutleer und dünn. Die Augen dagegen waren blutunterlaufen und näßten ständig. Scatwells Blick war stechend. Es schien, als könne er durch jeden Menschen hindurchsehen. Eine erschreckende Feindseligkeit lag in seinen Zügen.
    Carla Berg hatte den Eindruck, als würde dieser unheimliche, häßliche Mann die ganze Welt hassen. Er hatte Hände, die wie Schmiedehämmer aussahen. An seinem Kinn leuchtete eine rote wulstige Narbe, und aus seinem langen Hals traten die Sehnenstränge weit hervor.
    »Dem möchte ich nicht einmal am Tag allein begegnen«, flüsterte Odetta ihrer deutschen Freundin zu.
    »Ich auch nicht«, sagte Carla. Sie zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen, als sie merkte, daß Scatwells stechende Augen auf sie gerichtet waren. Wenngleich Cedric Knight auch etwas ganz anderes von diesem Mann behauptet hatte, Carla hätte Scatwell jede Gemeinheit zugetraut.
    Sie glaubte, instinktiv fühlen zu können, daß der Verwalter ein durch und durch böser Mensch war.
    Carla gruselte sich so sehr vor diesem großen Mann, daß sie einen weiten Bogen um ihn machte, als sie hinter den anderen die Burg betrat. Herb Scatwell schloß hinter Angela Scott das Tor.
    Der dumpfe Knall ließ die Mädchen zusammenfahren. Sie konnten sich alle des Eindrucks nicht erwehren, von diesem Augenblick an Scatwells Gefangene zu sein. Der hünenhafte Verwalter führte die kleine Gruppe durch den Burghof. Mit kräftiger Stimme sprach er über die Burg und ihre ereignisreiche Geschichte.
    Er erzählte von den Geschlechtern, die hier gelebt hatten, zeigte die Gemälde, die diese Personen darstellten, führte die Kegelgruppe in den Festsaal und von da in weitere Prunkräume, deren Decken mit herrlichen Fresken und imposanten Motiven versehen waren.
    Die jungen Leute blieben nach Möglichkeit dicht beisammen. Nicht nur die Mädchen fanden es hier drinnen unheimlich. Keiner wollte das Schlußlicht sein. Deshalb gab es hintennach immer eine Drängelei.
    Carla war im Augenblick die letzte. Sie schaute mit gemischten Gefühlen über die Schulter zurück. Ihr war eigenartig zumute. Sie fühlte sich beobachtet und
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