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0032 - Der Schädeljäger

0032 - Der Schädeljäger

Titel: 0032 - Der Schädeljäger
Autoren: A.F. Morland
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der Rumpf rannte auf das Feuer zu und verkroch sich in der Glut.
    »Hab Dank für die Hilfe! Hab vielen Dank!« ächzte der Voodoopriester erschöpft.
    Die Schlange in seiner Hand verlosch.
    Sie löste sich in Nichts auf.
    Der Zauber begann ab nun zu wirken.
    ***
    Norman Shagger, Mia Shaggers Onkel, trug eine rostbraune Hausjacke, darunter ein blütenweißes Hemd, das am Hals offenstand.
    Das weiße, leicht gewellte Haar war ein wenig zerzaust. Die langen Finger der Rechten hielten eine Zigarette, von der der Rauch aufstieg. Ein dunkles Feuer brannte in Shaggers Augen.
    Er war wieder einmal betrunken.
    Er war es fast immer. Wer ihn nach seinem Beruf fragte, dem antwortete er, er wäre Schriftsteller.
    In gewisser Weise stimmte das auch. Er war mal Schriftsteller gewesen. Ein recht guter noch dazu. Doch plötzlich hatte er gedacht, nicht gut genug zu sein.
    Er griff zum Alkohol, um sich zu stimulieren, um noch besser zu werden.
    Es ging nur eine Zeitlang gut. Dann forderte das Trinken seinen Tribut.
    Heute zitterte Norman Shagger, wenn er nichts trank. Er war gereizt und unausstehlich, wenn er keinen Alkohol bekam. Und er lebte von dem Geld, das von seinen früheren Werken immer noch eintröpfelte.
    Er war nach Bangkok gekommen, um ein neues Buch in Angriff zu nehmen, doch über die Vorbereitungen war er noch nicht hinausgekommen, obwohl er schon seit drei Monaten hier wohnte.
    Ellery Peabody war bei ihm vorbeigekommen.
    Der Mann war Engländer wie Shagger und vierzig Jahre alt. Er hatte eine spiegelnde Glatze, abstehende Ohren und eine hohe Stimme. Er war Kunsthändler und hatte sehr oft in Thailand zu tun.
    Mia, die Nichte von Shagger, gefiel ihm sehr gut.
    Shagger kippte einen Scotch.
    »Noch immer nichts von Mia gehört, Mr. Shagger?« fragte Peabody, während er sich langsam über die breite Glatze fuhr.
    »Nein!« knurrte der Schriftsteller angewidert.
    Er sprang auf und rannte im Raum hin und her.
    »Wie lange ist sie nun schon verschwunden?«
    »Heute ist der vierte Tag.«
    »Machen Sie sich denn keine Sorgen um das Mädchen?«
    »Sorgen? Ich soll mir Sorgen um diese verdammte kleine Nutte machen? Pah. Daß ich nicht laut lache. Ich sage Ihnen, Peabody, es war ein ganz großer Fehler von mir, dieses verdorbene Ding nach Bangkok mitzunehmen. Ich hätte besser daran getan, sie in London zu lassen.«
    »Ohne Aufsicht?«
    »Warum denn nicht? Sie ist zwanzig. Sie sehen ja, was sie treibt. Haut einfach ab. Läßt sich vier Tage nicht blicken. Schlimmeres hätte sie in London auch nicht anstellen können. Da hätte ich es wenigstens nicht gewußt.«
    »Vielleicht sollten Sie mal die Polizei…«
    Shagger trank den nächsten Scotch.
    »Sie sind verrückt, Peabody. Denken Sie, ich mache mich lächerlich? Denken Sie, ich gehe zur Polizei, und zwei Tage später kommt die kleine Nutte wieder nach Hause, wie eine streunende Katze, die von ihrem Kater genug hat! O nein. Das darf niemand von Norman Shagger verlangen. Wenn sie sich nicht wohl fühlt in meinem Haus, dann soll sie doch hingehen, wo der Pfeffer wächst. Dann kann ich wenigstens endlich arbeiten. Sie hat mich sowieso immer gestört. Und wenn ich getrunken habe, um mich in Stimmung zu bringen, hat sie mir Vorhaltungen gemacht. Das kleine, unverschämte Gör. Mir! Mir hat sie Vorhaltungen gemacht. Ich wäre ein Säufer hat sie mal gesagt. Ist das nicht verdammt frech für ein Mädchen von zwanzig Jahren? Ich sage Ihnen, ich wäre froh, wenn mein Bruder noch lebte. Wenn er nicht bei diesem Zugunglück ums Leben gekommen wäre, hätte ich ein unbeschwertes, sorgloses Leben. So aber sitzt mir andauernd dieses blonde Biest im Nacken und will mir sagen, was ich zu tun habe…«
    »Ich finde Mia trotzdem sehr nett.«
    »Ja. Natürlich. Sie finden sie nett, weil Sie nicht ihr Onkel sind. Als Mann würde ich sie auch nett finden. Sie hat eine schöne Figur. Sie hat ein hübsches Gesicht. Sie muß einem Mann gefallen, das ist klar. Ich aber sehe sie als ihr Onkel. Und als solcher kann ich nichts Gewinnendes an ihr feststellen.«
    »Meinen Sie, daß sie mit einem Kerl… umherzieht?«
    Shagger nickte.
    »Davon bin ich überzeugt. Die hat doch immerzu der Hafer gestochen.«
    Ellery Peabody wurde rot.
    »Ist das wirklich wahr, Mr. Shagger?«
    »Was für einen Grund sollte ich haben, Sie zu belügen, Peabody. Möchten Sie noch einen Scotch haben?«
    »Ja. Vielen Dank.«
    Sie tranken.
    Shagger warf die halb gerauchte Zigarette zum Fenster hinaus.
    »Vielleicht ist sie in einem
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