Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0032 - Der Schädeljäger

0032 - Der Schädeljäger

Titel: 0032 - Der Schädeljäger
Autoren: A.F. Morland
Vom Netzwerk:
verlassen. Sie mußte dazu gezwungen worden sein.
    Aber von wem?
    Zamorra nahm sich einen Whisky.
    »Auch einen?« fragte er Rovel, der sich immer tiefer in Nicoles Manuskripte hineingrub.
    »Ja, bitte.«
    »Man kann besser nachdenken«, sagte Zamorra, während er den Whisky durch die Kehle rinnen ließ. Dann stellte er das Glas weg.
    Plötzlich war ihm, als stünde jemand in der Tür. Er hatte eine vage Bewegung aus den Augenwinkeln wahrgenommen.
    Er wandte sich mit einem schnellen Ruck um.
    »Darf man fragen, was Sie hier suchen?« fragte ein schwarzhaariges Mädchen. Sie hatte die Fäuste in die Seiten gestemmt und die Augenbrauen zusammengezogen.
    Sie hatte englisch gesprochen, deshalb gab Zamorra englisch zurück: »Wer sind Sie?«
    »Sally Hancock. Ich wohne hier in der Nähe. Und wer sind Sie?«
    »Ich bin Professor Zamorra. Und dieser Herr ist Monsieur Rovel.«
    »Der Chefredakteur?« fragte Sally und trat lächelnd ein.
    »Sie kennen ihn?«
    »Nicole hat oft von ihm gesprochen. Und von Ihnen auch, Professor. Ich weiß alles über Sie beide. Monsieur Rovel soll Nicole mal ihre Zöpfe abgeschnitten haben. Mit einem Taschenmesser. Das hat ein großes Gejammer gegeben, nicht wahr, Monsieur?«
    Der Chefredakteur nickte schmunzelnd.
    »Ja, das stimmt.«
    »Und Sie sind Professor für Parapsychologie«, sagte Sally zu Zamorra. »Wissen Sie, daß Nicole eine Schwäche für Sie hat?«
    »Hat sie das gesagt?«
    »Braucht sie doch nicht. Ein Mädchen wie ich hört so etwas zwischen den Silben heraus. Was tun Sie hier? Nicole hat mir nicht gesagt, daß Sie kommen.«
    »Wann haben Sie Nicole zuletzt gesehen?«
    »Vor ein paar Tagen. Warum?«
    »Monsieur Rovel und ich… wir machen uns Sorgen um sie. Rovel hat sie x-mal anzurufen versucht. Sie ist nie an den Apparat gegangen. Es hat den Anschein, als wäre sie seit ein paar Tagen nicht mehr in diesem Haus gewesen.«
    »Unsinn. Wohin sollte sie denn gegangen sein? Es gefällt ihr doch hier gut. Ich war öfter mal bei ihr. Wir mögen uns. Nicole ist ein Prachtmädchen. Mein Vater handelt hier mit Kautschuk. Er würde sich bestimmt freuen, Sie beide kennenzulernen.«
    »Hat Nicole nicht mal erwähnt, sie würde eine kleine Rundreise durch Thailand antreten?« fragte Professor Zamorra besorgt.
    »Sie hat kein Sterbenswort zu mir gesagt. Deshalb glaube ich auch nicht, daß sie von hier fortgegangen ist«, erwiderte Sally Hancock.
    Plötzlich stockte sie.
    Sie setzte sich unaufgefordert, schlug die langen Beine übereinander, starrte zu Boden.
    »Was ist?« fragte Jean-Paul Rovel nervös.
    »Mir ist da eben etwas in den Sinn gekommen…«, antwortete Sally gedehnt.
    »Was?« fragte Rovel schnell. »Was denn?«
    »Kennen Sie Norman Shagger?«
    »Nein«, sagten Zamorra und Rovel gleichzeitig.
    »Ist’n verkrachter Schriftsteller. Engländer. Bildet sich einen Haufen darauf ein, daß er in London geboren und aufgewachsen ist. Er wohnt nicht weit von hier entfernt in einem netten kleinen Haus. Will ein Buch schreiben. Wenn Sie mich fragen, das gelingt dem nie. Er säuft einfach zu viel. Der hat niemals ‘nen richtig klaren Kopf. Und den braucht man doch, wenn man ein Buch schreiben will. Also dieser Mr. Shagger hat eine Nichte namens Mia. Ich bin mit ihr befreundet…«
    Sally schüttelte den Kopf.
    »Reden Sie weiter!« verlangte Rovel.
    »Eigenartig«, sagte Sally Hancock.
    »Was ist eigenartig?«
    »Diese Duplizität.«
    »Von welcher Duplizität sprechen Sie, Sally? So reden Sie doch. Sehen Sie nicht, daß wir uns um Nicole Sorgen machen?« ächzte Rovel.
    »Mia Shagger ist auch seit ein paar Tagen spurlos verschwunden. Vorhin war ich bei dem Alten, um ihn nach seiner Nichte zu fragen. Er war so unfreundlich wie immer und sagte, daß Mia noch nicht aufgetaucht wäre. Sie ist etwa genauso lang weg wie Nicole…«
    »O Gott!« stöhnte Rovel.
    Zamorra ließ sich von Sally den Weg zu Norman Shagger beschreiben.
    Sie erbot sich, ihn hinzufahren, doch der Professor lehnte dankend ab.
    »Ich werde mir einen Leihwagen kommen lassen«, meinte er.
    Sally hob die Hand.
    »Hierzulande fährt man links. Nicht vergessen, sonst kracht es.«
    »Ist mir schon aufgefallen«, gab Zamorra zurück. Er begab sich nach nebenan und telefonierte mit der Leihwagenfirma. Die Sache war schnell geregelt.
    Rovel hatte dem Mädchen inzwischen einen Martini eingeschenkt.
    Sie nippte daran.
    Rovel stand mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihr und nage an seiner Unterlippe.
    »Mia Shagger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher