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0031 - Teufelstrank um Mitternacht

0031 - Teufelstrank um Mitternacht

Titel: 0031 - Teufelstrank um Mitternacht
Autoren: Jason Dark
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nie von innen gesehen, und deshalb reizte sie der Ausflug besonders.
    Es wurden keine alten Möbel versteigert, sondern Wein. Kostbare, uralte Weinflaschen aus den besten europäischen Lagern. Kenner zahlten dafür ein Vermögen. Auch Janes Klient, Sir Randolph Norfolk, wollte sich seine Sammlerleidenschaft etwas kosten lassen.
    Sein Geld verdiente er mit Schnellimbissen und Snackbars. Als Schaschlik-König von England hatte ihn bereits die Presse tituliert. Dabei verkaufte er auch Hamburgers, Pommes frites, kleine Steaks, Hähnchenschenkel und vieles mehr. Alles zu vernünftigen Preisen, die auch ein Normalverbraucher zahlen konnte. Daß bei diesem Geschäft etwas hängenblieb, verriet Norfolks Schloß in der Grafschaft Essex. Dort lebte und residierte er wie ein französischer Monarch aus dem achtzehnten Jahrhundert. Seine Diener liefen noch in der entsprechenden Kleidung herum, trugen Perücken und hatten ein altertümliches Gehabe an sich.
    Doch das störte Jane nicht. Sie wußte von Norfolks Leben nur aus Presseberichten.
    Für neunzehn Uhr hatte sich ihr Klient angesagt. Dreißig Minuten zuvor stand Jane noch vor dem Spiegel und legte letzte Hand an ihr Make-up.
    Sie hatte es eigentlich nicht nötig, sich zu schminken. Jane Collins war nicht nur die erfolgreichste, sondern auch die hübscheste Privatdetektivin Londons. Das ährenblonde Haar berührte die Schultern. Über den blaugrauen Augen besaßen die Wimpern genau den richtigen Schwung. Der Mund unter der schmalen Nase war voll und lud zum Küssen ein. Nur mit ihrer Figur war Jane Collins persönlich in den letzten zwei Tagen nicht mehr zufrieden.
    Sie hatte ein wenig zugenommen. Es stand ihr zwar ausgezeichnet, aber Jane nahm sich doch vor, die kleinen Pfunde wieder abzuhungern. Das war eine Sache von drei, vier Tagen.
    Für die Auktion schlüpfte sie in ein schlichtes schwarzes Kleid mit modischem Überwurf. Das Kleid war raffiniert geschnitten und der Ausschnitt so angefertigt, daß Männer wohl etwas ahnen, aber nichts sehen konnten.
    Da die Oktoberabende bereits ziemlich kühl waren, wählte Jane als wärmende Kleidung ein kleines Nerzcape, das sie sich erst vor kurzem gekauft hatte. Auch dieser Abend sollte ihr zweihundert Pfund bringen, nebst Spesen natürlich.
    Und irgendwie freute sich Jane auf den Job. Christie’s war eine andere Welt. Wer dort verkehrte, gehörte zur High Society.
    Jane sollte ihren Klienten nur bewachen. Ein Leibwächter war Sir Randolph zu auffällig. Vielleicht wollte er sich auch nur einmal mit einer schönen Frau zeigen. Das wußte wahrscheinlich nur er selbst.
    Längst war es draußen dunkel geworden. Jane betrat den Living-room und schaute aus dem Apartmentfenster. Die Fahrzeuge unten auf der Straße fuhren Stoßstange an Stoßstange. Ihre Lichter wirkten wie große, helle Augen. Die Reklamen der Geschäfte spiegelten sich auf dem Autolack wider.
    Jane nahm in einem bequemen Sessel Platz, streckte die Beine aus und trank einen Wermut. Dabei rauchte sie eine Zigarette.
    Pünktlich um neunzehn Uhr schellte es. Durch die Sprechanlage erfuhr Jane Collins, daß ihr Klient unten stand.
    »Ich komme sofort, Sir«, sagte die Detektivin.
    Vor dem Haus erwartete sie der Chauffeur. Der Mann war in eine rote Livree gekleidet, hielt die Mütze in der linken Hand und öffnete mit der rechten die Fondtür eines dunkelblauen Rolls-Royce.
    Jane nahm in der Luxuskarosse Platz.
    Sir Randolph Norfolk schaute sie zwei Sekunden an und beugte dann den Kopf zu einem Handkuß.
    »Wenn ich Ihnen sage, daß ich noch nie in so zauberhafter Begleitung gefahren bin, halten Sie das sicherlich für übertrieben, meine Gnädigste.«
    Jane Collins lächelte nur.
    Er war Junggeselle, das heißt, zwei Ehen hatte er hinter sich. Und mit zweiundfünfzig Jahren überlegt es sich ein Mann, ob er zum drittenmal heiraten soll.
    Sir Randolph Norfolk trug einen perfekt sitzenden dunkelblauen Nadelstreifenanzug, eine silbern schimmernde Krawatte dazu, an die eine kostbare Perle geheftet war. Sein schmales Gesicht war sonnenbraun, das schlohweiße Haar hatte er nach hinten gekämmt.
    Der Rolls fuhr an. Jane merkte es kaum. Die Klimaanlage arbeitete hervorragend, und auch die Bar im Wagen war gut bestückt, wie Jane sehen konnte.
    »Möchten Sie etwas trinken, Miß Collins?«
    »Nein, danke.«
    Sir Randolph lachte. »Bei Christie’s ist die Luft sehr trocken, Miß Collins.«
    »Dann ein Tonic water.«
    »Bitte sehr.«
    Jane bekam das Glas. Das bittersüße Getränk
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