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0024 - Bestien aus dem Schattenreich

0024 - Bestien aus dem Schattenreich

Titel: 0024 - Bestien aus dem Schattenreich
Autoren: Susanne Wiemer
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der sich überlegt habe, dass unter Umständen die ganze Höhle zusammenstürzen und ihre Beute unter sich begraben könne – da blieb er stehen wie festgenagelt.
    Er war ein paar Schritte weiter vorgedrungen als Calmat bei seinem ersten Besuch in der Höhle. Die Taschenlampe leuchtete in eine Nische – und Ricci Tours zuckte erschrocken zusammen.
    Zwei Yards vor ihm war der abzweigende Gang mit Bruchsteinen zugemauert. Die Umrisse einer schweren eisenbeschlagenen Tür zeichneten sich ab. Drei massive Riegel verschlossen sie, und ein großer, verschnörkelter Schlüssel hing an einem Nagel an dem hölzernen Rahmen und blinkte matt.
    Ricci Tours zog die Brauen zusammen.
    »Hey«, knurrte er. »Was soll das denn darstellen?«
    Auch Calmat runzelte die Stirn. Er stand hinter seinem Komplizen und starrte ebenfalls die Tür an. Einen Moment lang verharrte er einigermaßen fassungslos, dann hob er die Schultern.
    »Das Ding war mir bis jetzt überhaupt noch nicht aufgefallen«, sagte er. Und nach einer Pause: »Umso besser! Hinter einer massiven Tür ist die Sore noch sicherer als…«
    »Du spinnst, Jean«, stieß Tours durch die Zähne. »Hast du keine Augen im Kopf? Was du siehst, ist eine Tür in einer Mauer. Das hat jemand gebaut, Mensch! Und bestimmt nicht aus reinem Vergnü- gen.«
    »Na und? Selbst wenn es eine Komfortwohnung darstellen soll – das Ganze ist garantiert ein paar hundert Jahre alt. Heute wird es bestimmt nicht mehr genutzt. Und kein Mensch kennt es…«
    »Bist du sicher?«
    »Nein!«, fauchte Calmat wütend. »Aber in ein paar Minuten werde ich sicher sein.«
    Mit diesen Worten ließ er die Tasche fallen, schob seinen kleinen Komplizen beiseite und machte sich daran, mit erheblichem Kraftaufwand die drei Riegel aus ihrer Verankerung zu lösen.
    Er brauchte etwa fünf Minuten dazu. Seine Flüche hallten von den Wänden wider. Ricci Tours beobachtete ihn beklommen. Calmat griff nach dem Schlüssel, drehte ihn im Schloss – und tatsächlich öffnete sich die schwere Tür mit einem jämmerlichen Knarren.
    Ein kühler Luftzug wehte den beiden Männern entgegen.
    Wie ein Geisterfinger stach der Strahl der Taschenlampe in den dunklen Raum, erfasste feucht schimmernde Wände und eine niedrige Decke. Jean schritt über die Schwelle.
    »Komisch«, brummte er. »Nichts weiter als eine normale Höhle! Was, zum Teufel, soll…«
    Er stockte.
    Ganz deutlich war das leise, drohende Fauchen an sein Ohr gedrungen. Er kniff die Augen zusammen, versuchte, etwas zu erkennen, und im gleichen Moment bewegte Ricci Tours hinter ihm die Taschenlampe nach rechts.
    Helle Punkte glommen auf.
    Gelbe, funkelnde Raubtierlichter…
    Calmat fühlte eiskalten Schrecken, blieb stehen wie festgebannt – und noch ehe er ganz begriffen hatte, lösten sich schon die grauen, zottigen Gestalten aus dem Schatten.
    Wölfe!
    Ein ganzes Rudel Wölfe, deren tiefes, grollendes Fauchen die Höhle erfüllte. Calmat starrte sie an. Er begriff immer noch nicht. Sein Gehirn weigerte sich zu glauben, was seine Augen sahen. Mit hängenden Armen stand er da, gefroren in eisigem Entsetzen, und sah die Bestien an, die aus dem Nichts zu kommen schienen und knurrend die Fänge bleckten.
    »Nein«, flüsterte Calmat. »Nein! Nein, das…«
    Seine Worte schienen einen Bann zu brechen.
    Das Fauchen verstärkte sich.
    Eine der Bestien duckte sich, federte ab, streckte sich zu einem langen Sprung – und drei, vier andere folgten.
    Aus Jean Calmats Kehle kam ein erstickter Laut.
    Er schwankte, nackte Todesangst würgte ihn und schnürte seine Kehle zu. Links und rechts von sich sah er die grauen Schatten vorbeihuschen. Ein krächzender Schrei brach über seine Lippen, er begriff nicht, dass gar nicht er es war, dem der Angriff der teuflischen Meute galt – und erst als er hinter sich das gellende Aufheulen seines Komplizen hörte, warf er den Kopf herum.
    Ricci Tours hatte in allerletzter Sekunde versucht, der tödlichen Gefahr zu entgehen.
    Die Taschenlampe entglitt seiner Hand und zerklirrte am Boden.
    Er warf sich herum. Stolpernd und taumelnd jagte er durch den Gang zurück, der großen Grotte zu – doch schon nach drei Schritten flog ihm einer der massigen grauen Schatten in den Nacken.
    Ricci Tours brüllte, als er vornüberfiel.
    Vom Nacken her raste der Schmerz wie eine Stichflamme durch seinen Körper. Er fiel hart auf das Gesicht, seine Arme flogen hoch, um den unheimlichen Angreifer zu packen, doch es wurde nur eine ziellose, flatternde
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