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002 - Der Safe mit dem Rätselschloß

002 - Der Safe mit dem Rätselschloß

Titel: 002 - Der Safe mit dem Rätselschloß
Autoren: Edgar Wallace
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wußten selber nicht, was sie denken sollten.
    Bat Sands, ein Mann von ungesundem Aussehen - er machte den Eindruck, als habe er eben eine lange Krankheit hinter sich -, war neugierig. Vinnis - kein Mensch wußte seinen Vornamen - war ebenfalls neugierig; und die Frage n dieser beiden Leute ließen sich nicht einfach überhören.
    Vinnis richtete seine stumpfen Fischaugen auf Connor und sprach mit großem Nachdruck.
    »Connor, was ist das für ‘ne Sache mit dem Mädel? Kommen wir da auch ran?«
    Connor kannte seine Leute zu gut, um zu zögern.
    »Ihr kommt ran, wenn’s überhaupt was wird«, sagte er langsam.
    Bats kurzgeschorener roter Kopf beugte sich vor.
    »Is da Geld zu holen?« fragte er.
    Connor nickte.
    »Viel?«
    Connor holte tief Atem. Es lag keineswegs in seiner Absicht, der »Bande« Anteil an seiner Beute zu geben. Wäre sein Helfershelfer nicht so ein Tolpatsch gewesen, so hätten sie von der Anwesenheit des Mädchens gar nichts erfahren. Aber auch nur der Verdacht der Treulosigkeit war gefährlich. Er kannte seine Leute, und sie kannten ihn. Keiner hätte bei der geringsten Andeutung von Verrat auch nur einen Augenblick gezögert, ihn unschädlich zu machen. Aufrichtigkeit war immer noch das Beste und Sicherste.
    »’s ist ziemlich schwer, euch ‘nen Begriff davon zu geben, warum ich das Mädel hier habe, aber es ist ‘ne Million da zu holen«, begann er.
    Er wußte, daß sie ihm glaubten. Er erwartete nicht, daß ihm mißtraut würde. Verbrecher vom Schlage dieser Männer besitzen auch eine gewisse Großzügigkeit. Sie gehörten nicht zum großen Haufen der »kleinen Diebe«, die sich gegenseitig belügen und betrügen.
    Nur der aufmerksame, gespannte Ausdruck der Gesichter ließ darauf schließen, wie die Nachricht aufgenommen worden war.
    »’s ist das Geld vom alten Reale«, fuhr Connor fort; »den ganzen Batzen hat er vieren von uns vermacht. Massey ist tot, also bleiben drei.«
    Es bedurfte keiner Erklärung, wer Reale oder Massey war. Noch vor einer Woche hatte Massey in diesem Zimmer gesessen und mit Connor über den geheimnisvollen Vers geredet, der im Testament des alten Mannes eine so seltsame Rolle spielte. Er war sozusagen Ehrenmitglied der › Stadtbande ‹ gewesen.
    Connor erzählte weiter. Er sprach langsam, denn er hoffte auf eine gute Eingebung. Eine geschickte Lüge konnte die Situation retten. Aber es kam ihm keine Erleuchtung, und so mußte er die Wahrheit sagen.
    »Das Geld ist in einem Safe aufbewahrt. Du brauchst kein solches Gesicht zu machen, Tony, ebensogut wie den Kasten könntest du die Bank von England aufknacken. Jawohl, er hat jeden Pfennig von einer und drei viertel Million in festes, solides Bargeld umgewechselt -Banknoten und Gold. Das hat er in den verfluchten Safe getan und zugeschlossen. Und er hat in seinen testamentarischen Bestimmungen einen Schlüssel hinterlassen.«
    Connor war ein Mann, dem das Sprechen nicht leichtfiel. Jedes Wort kam langsam und zögernd heraus, als ob der Erzähler sich nur sehr ungern von der Geschichte trennte. »Hier ist der Schlüssel«, sagte er langsam. Durchs Zimmer ging eine Bewegung gespanntester Erwartung, als er mit der Hand in die Westentasche fuhr; aber als er seine Finger wieder herauszog, hielten sie weiter nichts, als ein sorgsam gefaltetes Stückchen Papier.
    »Das Schloß am Safe ist so ‘ne Erfindung vom alten Reale; es läßt sich mit keinem anderen Schlüssel öffnen als mit dem da.« Er schwenkte das Papier vor ihren Augen, und dann schwieg er. »Na«, ließ sich Bat ungeduldig vernehmen, »warum öffnest du denn da den Safe nicht? Und was hat das Mädel damit zu tun?«
    »Sie hat auch einen Schlüssel oder kriegt morgen einen. Und Jimmy -«
    Ein Lachen unterbrach ihn. Gurt Goyle hatte aufmerksam zugehört, bis Jimmys Name fiel, dann zerschnitt sein rauhes, häßliches Lachen das gespannte Schweigen.
    »Soso, der Lord James hat auch damit zu tun? Wenn’s nach mir geht, bleibt Jimmy aus dem Spiel.« Er stand auf und reckte sich, den Blick fest auf Connor gerichtet. »Und wenn ihr wissen wollt, warum, sollt ihr’s hören. Jimmy ist für meinen Geschmack ‘n bißchen zu wählerisch und gibt sich zu gern mit der Polente ab für meinen Geschmack. Wenn wir hier mitmachen, hat Jimmy da nichts zu suchen.« Die anderen murmelten beifällig.
    Connors Gedanken arbeiteten fieberhaft. Er konnte ohne Jimmy fertig werden, aber die Hilfe der »Bande« ließ sich keinesfalls entbehren. Er hatte ein ganz klein wenig Angst
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