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0019 - Die Schreckenskammer

0019 - Die Schreckenskammer

Titel: 0019 - Die Schreckenskammer
Autoren: Susanne Wiemer
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an Farlund Castle vorbei, ohne das Grundstück direkt zu berühren. Jeremy stoppte an der Stelle, an der der Wagen auch vorher bereitgestanden hatte, und die drei Männer stiegen schweigend aus.
    Calgaro blieb zurück. Seine Diener gingen voran, um das Haus zu durchsuchen – ein leeres Haus, wie sie feststellten. Etwa zehn Minuten später tauchten sie wieder auf, und jetzt erst verließ der verbrecherische Arzt sein Versteck, um die Villa zu betreten.
    Jason und Jeremy befahl er, im Wohnzimmer zurückzubleiben.
    Die vier Mädchen waren noch unterwegs. Auch sie mußten irgendwann wieder auftauchen. Calgaro wußte, daß seine Geschöpfe unter allen Umständen zu ihm zurückkehren würden. Und selbst wenn sie es nicht taten – ihm war es gleich, er konnte jederzeit neue Sklavinnen finden. Jetzt gab es andere Probleme, jetzt mußte er sich vor allem schützen. Alban Manie würde nicht aufgeben. Sein Haß war zu groß. Er würde auf der Fährte bleiben, er würde kommen, um seinen Todfeind zu töten, und Calgaro wußte, daß nur noch die Hölle selber ihn vor der Vernichtung retten konnte.
    Er stieg in den Keller hinunter.
    Rasch durchquerte er das Gewirr der Gänge und Gewölbe, den verwüsteten Operationssaal und einen Nebenraum. Zwölf Stufen führten in die Tiefe, endeten vor einer Eichentür mit massiven Eisenbeschlägen. Der rostige Schlüssel steckte im Schloß. Calgaro drehte ihn, und die Tür bewegte sich quietschend in den Angeln.
    Der Raum dahinter hatte keine Fenster und lag im Dunkeln. Nur der Widerschein, der durch die Tür fiel, erhellte ihn schwach, beleuchtete den niedrigen Holztisch, den Jason und Jeremy wieder hierhergebracht hatten, das uralte, verstaubte Buch und die beiden Kerzen, die es flankierten.
    Calgaro lächelte triumphierend.
    Die Furcht fiel von ihm ab. Das Buch war noch da, die Dämonen würden seinem Willen folgen. Gegen diese Ausgeburten der Hölle vermochte Alban Marric selbst in seiner gegenwärtigen Gestalt nichts auszurichten.
    Calgaro zögerte einen Moment, atmete tief durch, und als er den Raum durchquerte und die Kerzen anzündete, sah er mit seinem langen, schwarzen Umhang wie der Priester eines finsteren Kultes aus, der an einen Altar tritt.
    Wieder bewegten sich seine Hände langsam und fast zärtlich, als er den schweren Einband des Buches aufschlug.
    Er fand die richtige Seite sofort.
    Wie in Trance schloß er die Augen. Seine Fingerspitzen berührten das vergilbte Papier, und seine Stimme begann, beschwörend die magischen Formeln zu sprechen…
    ***
    »Chef! He, Chef!«
    Zamorra tauchte nur langsam aus der Bewußtlosigkeit. Sein Magen rebellierte, er spürte immer noch die Nachwirkungen des brutalen Schlages, der ihn an der Schläfe getroffen hatte. Mühsam öffnete er die Augen und sah das blasse, besorgte Gesicht seiner Sekretärin über sich.
    Nicole schluckte.
    »Er ist weg, Chef«, sagte sie heiser.
    Zamorra stemmte sich hoch. Die Erinnerung an das Geschehene mobilisierte seine letzten Kraftreserven. Irgendwie kam er auf die Beine, hielt sich an der Tischkante fest und sah sich um.
    Die beiden toten Mädchen waren verschwunden, das fiel ihm als erstes auf.
    Marric mußte sie mitgeschleppt haben. Claire Coltrane, Maria Benetti und…
    Zamorra riß den Kopf herum.
    Sein Blick glitt in die Runde, streifte Jim Coltrane, der sich gerade an der Wand hochstemmte, erfaßte Jessica Havilland und Anabel Verton. Die beiden Girls waren nur bewußtlos. Sie jedenfalls hatte Marric nicht getötet, sie waren verschont geblieben von seiner Rache – und der Professor atmete erleichtert auf.
    »Claire!« hörte er Jim Coltranes erstickte Stimme. »Er hat sie getö- tet! Er hat Claire umgebracht!« Und nach einer atemlosen Pause:
    »Wer – wer war dieses – Monstrum, Professor?«
    Zamorra erklärte es ihm. Versuchte es jedenfalls. Jim hörte zu, lehnte bleich und erschöpft an der Wand, und in seinen blauen Augen verdichtete sich der Ausdruck fassungslosen Entsetzens.
    »Aber das gibt es doch nicht«, flüsterte er schließlich. »Ich meine nicht in Wirklichkeit! So etwas gibt es doch nur im Film, so etwas…«
    »Leider ist es real, Jim.« Zamorra tastete mit der Rechten nach seinem Hals und vergewisserte sich, daß das Amulett noch an seinem Platz war. »Sie selbst sind doch der erste gewesen, der begriff, daß es bei dem Verschwinden der Mädchen aus Redhorn nicht mit rechten Dingen zuging. Erinnern Sie sich, was Sie mir über das Verhalten Ihrer Schwester erzählten, über die
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