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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Haus wurde geräuschlos umstellt.
    Mr. High, Phil, zwei G-men und ich gingen zum Männereingang. Ich läutete nicht. Ein Stück Eisen, ein Meißel, zwei Griffe, und die Tür sprang knackend auf.
    Das alte Fräulein hinter dem Spendenkarton mit dem Schlitz starrte uns offenen Mundes an. Einer der beiden G-men blieb zurück und beschäftigte sich mit ihr.
    Ich führte unseren kleinen Trupp durch den langen Gang, der vor dem schwarzen Vorhang endete. Etwas bewegte sich dort, etwas, das genauso schwarz war wie der Vorhang, so daß ich es kaum wahrnehmen konnte.
    »Was wollen Sie?« fragte eine rauhe Stimme.
    »Das«, sagte ich und schlug in das Schwarze hinein. Ich traf ein Kinn oder einen Magen oder auch nur die Brust. Jedenfalls stieß er ein Stöhnen aus, und der Mann mit dem schwarzen Umhang und der schwarzen Kapuze wand sich zu unseren Füßen. Der zweite G-man blieb zurück, um ihn sicherzustellen.
    Ich schlug den Vorhang auseinander. Wir schlüpften durch den Spalt.
    Sekundenlang standen wir und starrten das Bild an. Die Sitzung schien auf ihrem Höhepunkt. Einige Kerzen brannten. Geisterhaft schwebte etwas wie eine Gestalt auf der Mitte des Tisches. Wie von fern sprach eine undefinierbare Stimme leise Worte: »… als ich diese Welt verließ, wurde ich glücklich, sehr glücklich, sehr glücklich.« Undeutlich schimmerten die Gesichter von Menschen, von Männern und Frauen, die die Erscheinung mit aufgerissenen Augen anstarrten, die jedes Wort in sich hineintranken. Hinten thronte die weiße Gestalt, die das alles hier regierte.
    »Licht!« sagte ich, und die drei starken Taschenlampen, die jeder von uns in der Hand hielt, flammten auf.
    Ein Sekundenbruchteil des lähmenden Erschreckens, dann vielstimmige Schreie aus Männer- und Frauenkehlen.
    Im kalten Licht der Handscheinwerfer verwandelte sich die Erscheinung auf der Tischmitte in ein Stück mit Leuchtfarbe getränkte Gaze, das von einem Faden gehalten von der Decke hing.
    »Ruhe!« schrie ich. »FBI! Niemand rührt sich von seinem Platz.«
    Ich ging um den Tisch herum, stieß einen dicken Mann, der mir im Weg stand, vor den Bauch.
    Der ›Weiße‹ saß wie gelähmt auf seinem Stuhl. Ich faßte das Ende seiner Kapuze, riß sie ihm herab, faßte seine Haare und drehte seinen Schopf. Aus weit aufgerissenen Augen starrte mich Frederic Blussock an.
    »Wo ist der Lichtschalter?« herrschte ich ihn an.
    »Dort«, stammelte er und zeigte mit einem bebenden Finger. Phil ging hinein und fand den Schalter zwischen zwei Vorhangfalten. Ein nüchternes graues Licht fiel von der Decke, zerstörte den letzten Rest der geheimnisvollen Atmosphäre.
    Ich erwischte den zweiten der Männer in schwarzen Gewändern, der sich eben aus dem Raum drücken wollte. Ich war mit zwei Schritten bei ihm und zog ihn zurück. Er hob sofort die Arme über den Kopf.
    Ich benutzte selbst den Ausgang, der wie alle hier durch die dichten Falten der Vorhänge nicht zu erkennen war. Es kam ein kleiner Gang, der selbst wieder vor einem Vorhang endete. Ich griff in den Stoff und tastete nach dem Spalt, fand ihm, entdeckte dahinter eine Tür und drückte die Klinke nieder.
    Es war ein anderer Eingang zu dem Chefzimmer, das ich nun zum drittenmal betrat. Nur auf dem Schreibtisch brannte eine Lampe. In ihrem Schein sah ich eine kleine Gestalt, einen Telefonhörer am Ohr, und ich hörte seine Stimme.
    »… Sie sind da. Sie haben die Sitzung gesprengt. Sie werden uns verhaften, was…«
    Mit lautlosen Schritten hatte ich mich dem Mann genähert. Eine Hand legte ich ihm auf den Mund, mit der anderen nahm ich ihm den Hörer aus der Hand.
    Oh, ich kannte den Burschen. Jack Smith, der sich ›Forscher‹ nannte. Er drehte den Kopf zur Seite und starrte mich an. Ich sah ihm drohend in die Augen. Er rührte sich nicht. Ich hielt ihn fest und hörte seine Stimme: »Laßt euch nicht einschüchtern. Sie können nichts beweisen. Haltet euch an meine Anordnungen.«
    Er stutzte, weil er keine Antwort bekam. »Hallo, Jacky!« rief er. »Hallo!« Dann knackte es. Er hatte eingehängt.
    Langsam legte ich den Hörer auf die Gabel. Ich ließ den ›Forscher‹ los. Er drehte sich und wich gegen den Schreibtisch zurück.
    »Mit wem hast du telefoniert?« fragte ich ruhig.
    »Ich — ich weiß nicht«, sagte er töricht. Er war ein kleiner Mann, auch nicht mehr jung, aber er war die rechte Hand eines unheimlichen Mörders.
    »Mit wem hast du telefoniert?« wiederholte ich meine Frage.
    Mit zitterndem Handrücken wischte er
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