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0012 - Der Dämonenknecht

0012 - Der Dämonenknecht

Titel: 0012 - Der Dämonenknecht
Autoren: Kurt Maurer
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wir ja notfalls verzichten.«
    »Wie bitte?« Zamorra sah ihn verständnislos an. »Aber natürlich«, murmelte er nach kurzem Besinnen. Schon begann er die Trümmer der Sitze aus dem Wagen zu reißen.
    Eine Minute später drehte sich der Zündschlüssel im Schloß, und der Motor sprang leise surrend an.
    Erleichtert atmete Zamorra auf. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, während er sich dem gespannt durch die offene Tür blickenden Amondo zuwandte.
    »Danke, Doktor. Aber meistens kommt man auf das Naheliegende nicht«, murmelte er leicht zerknirscht. Er kroch aus dem Wagen und türmte einige Polsterreste zu einem notdürftigen Fahrersitz zusammen.
    Der Arzt kauerte sich einfach auf den flachen Boden neben Zamorra.
    Die Türen knallten zu, und die Scheinwerfer flammten auf. Zamorra wendete und fuhr denselben Weg zurück, den er gekommen war.
    Zamorra fuhr vorsichtig, krampfhaft bemüht, das Gleichgewicht auf seinem wackeligen Sitz zu halten. Als das Licht der Scheinwerfer die düsteren Mauern des Schlosses aus der Dunkelheit riß, taten ihm sämtliche Knochen weh.
    Dicht vor dem breiten Aufgang hielt der Peugeot. Das Geräusch des Motors erstarb, und die Scheinwerfer verloschen mit einem kurzen Nachglühen.
    Aufatmend lösten Zamorra und Dr. Amondo sich aus ihren unbequemen Stellungen und kletterten aus dem Wagen. Amondos Blick fuhr scheu über die dunklen, vom fahlen Mondlicht beleuchteten Umrisse des Schlosses. Ein sanfter Wind hatte sich erhoben, und nur ein Säuseln unterbrach die um Schloß Santillana lastende Stille.
    Stumm, seine Tasche unter den Arm geklemmt, folgte der Arzt dem Professor die Aufgangstreppe hinauf.
    ***
    In einem Seitenflügel des Schlosses befand sich eine ausgedehnte Halle, deren massive Holztür immer verschlossen war, und die selbst die Mitglieder der Familie Almagro seit vielen Generationen nicht mehr betreten hatten.
    In der Mitte der Halle stand auf einer Empore ein mächtiger Thronsessel, dessen Armlehnen zwei goldene Sonnen aufwiesen.
    Alles in dieser Halle glänzte aus reinem Gold und Silber. Da standen und lagen auf mächtigen Eichenholztischen Gegenstände, deren Metall und Kunstwert jedes menschliche Auge blenden mußte. Neben Götterfiguren in Kindergröße, hergestellt aus reinem Gold, und Herrscherstatuen in der gleichen Größe aus schwerem Silber, gab es Gefäße in den verschiedensten Formen und Größen. Furchterregende Waffen aller Art, Schmucksachen, Sonnen und Monde bedeckten die Wände.
    Dieser Raum war einem Inkaherrscher würdig.
    Auf dem Thronsessel breitete sich mit einem farbenprächtigen Federschmuck angetan die riesige Gestalt des Schloßverwalters aus.
    Einige Kerzen brannten auf den Tischen, und in ihrem flackernden Schein huschten dämonische Spukgestalten hin und her.
    Wie durch Zauberhand öffnete sich plötzlich knarrend die schwere, hölzerne Tür und herein trat Juan Perez, der einarmige Historiker.
    Perez hatte im Hauptgebäude, kurz nachdem Nicole Duval verschwunden war, eine Nachricht erhalten. Eine Nachricht in Form einer dreißig Zentimeter langen und stricknadelstarken Schnur, die er jetzt in seiner Hand hielt. Die Schnur war dreifarbig und besaß mehrere Knoten. Einige viel dünnere und kürzere Schnüre waren an ihr festgeknüpft. Auch diese zeigten verschieden geknüpfte Knoten.
    Ein Quipu!
    Seit seiner Kindheit, ja, seitdem Juan Perez denken konnte, hatte er Kontakt zu Geistern und Dämonen. Er war ihr williger Helfer und Diener, wobei er stets seinen Nutzen aus diesen Verbindungen zog.
    Eines Tages hatte er mitten in seiner höchst menschlichen Tätigkeit des Bartschabens die Bekanntschaft des Geistes Atahualpa gemacht.
    Während er das Messer an seiner Kehle gehalten hatte, hatten sich im Spiegel plötzlich seine Gesichtszüge verändert. Das Gesicht, das ihm jetzt als das des Schloßverwalters José bekannt war, hatte sich aus seinem eigenen gebildet. Durch das Glas des Spiegels war die Stimme Atahualpas gedrungen und hatte Juan Perez die ersten Aufträge erteilt.
    Viel Zeit war seitdem verflossen, und Perez hatte manche schmutzige Arbeit für den Rachegeist der Inkas geleistet. Er hatte Menschen auf das Schloß gelockt, die dann in der Hölle der Geisterstadt verschwanden.
    Er hatte Professor Zamorra und Nicole Duval schon im Zug beobachtet, und er hatte die Pergamentrollen in Zamorras Händen gesehen. Die Schriften, die sich eigentlich im Besitz Don Marcelinos befinden mußten und nun in den Händen des fremden Professors
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