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0010 - Ich gegen alle

0010 - Ich gegen alle

Titel: 0010 - Ich gegen alle
Autoren: Delfried Kaufmann
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der Hütte?«
    »Zumindest ein Teil seiner Helfer.«
    Er straffte sich. »Na, dann wollen wir mal«, sagte er und griff nach seinem Revolver.
    Ich hielt seinen Arm fest. »Hören Sie mal einen Augenblick lang zu.« In wenigen Sätzen erklärte ich ihm, was alles geschehen war. Er hörte schweigend zu, dann tat er die wenigen Schritte bis zur Tür und trat frei in die Öffnung.
    »Kommt heraus, ihr Stinktiere!« brüllte er zu Vanboughts Haus hinüber. »Aber schnell, verdammt schnell!«
    Ich wußte, daß die Royal Canadian Mounted Police einen guten Ruf hat, hatte aber keine Ahnung, daß der Respekt vor ihr allen Leuten tief in den Gliedern steckte, auch dem Rest jener Gelegenheitsgangster, die sich mit Vanbought verbündet hatten. Der Anblick des Scouthutes schien mehr Wirkung zu haben als alle unsere gutgemeinten Bemühungen.
    »Wir ergeben uns, Sergeant«, antwortete eine klägliche Stimme, und dann tröpfelten sie der Reihe nach aus dem Gebäude, alle waffenlos und die Arme über dem Kopf erhoben.
    McDonald marschierte zu ihnen hinüber.
    »Ihr seid alle verhaftet«, schnauzte er sie an. »Die anderen sollen auch aus ihren Löchern kommen!« brüllte er über das ganze Camp hinweg. »Alle Leute hier stehen unter Arrest, bis geklärt ist, wer beteiligt war und wer nicht.« Er holte Luft, und dann sagte er ruhiger: »Und jetzt will ich wissen, wo der Anführer ist.«
    Einer der Männer drehte sich um. Sein Arm wies zu den schweigenden Gipfeln der Sun-Valley-Berge.
    »Dorthin?« vergewisserte sich McDonald. »Es gibt einfachere Methoden des Selbstmordes, aber wir werden ihn uns trotzdem holen. Freezer, Brews, Carstens, Baker, ihr kommt mit. Macht das Zeug fertig. Ein oder zwei Übernachtungen in den Bergen einrechnen. Lesward, Sie halten zusammen mit dem G-man die Bande hier im Schach.«
    »Ich möchte auch mit«, meldete ich mich.
    Er sah mich an. »Haben Sie nicht ein bißchen Ruhe nötig?«
    »Ich habe gesehen, wie Hughs erschossen wurde«, antwortete ich. »Darum will ich mit.«
    Er nickte. »Baker, dann bleiben Sie hier. Richten Sie Ihre Sachen für den G-man her.«
    McDonald klärte mich auf. Er hatte sich über das Ausbleiben der allmorgendlichen Meldung gewundert, war in seine Kiste geklettert, um nachzusehen. Er erkannte sofort, daß etwas faul war, flog zurück, beschlagnahmte kurzerhand Collins Flugzeug, das zufällig in Fort Epson war, und flog mit seinen Leuten her.
    Ich unterrichtete ihn, daß Collin mit Vanbought unter einer Decke stecke, und er schwor tausend Eide, dem Burschen sämtliche Knochen zu brechen, sobald er nach Epson zurückkäme.
    Es war eine Kleinigkeit, Vanboughts Spur zu halten. Der Schnee war zwar hart gefroren, aber er zeigte doch die Abdrücke. Wir marschierten an die drei Stunden, und sicher holten wir in dieser Zeit einiges von dem fast vierstündigen Vorsprung auf, den Vanbought hatte, aber wir erreichten ihn nicht. Als die Nacht hereinbrach, befanden wir uns schon hoch im Gebirgsmassiv.
    McDonald befahl, das Lager aufzuschlagen. Schnell bauten die Cops ein kleines doppelwandiges Zelt auf, kochten auf Hartspiritus Tee und wärmten Konserven. Wir aßen und krochen dann allesamt in unsere Schlafsäcke im Zelt. Das war zwar eng, aber so wärmten wir uns gegenseitig.
    Gegen Morgen, als es schon langsam hell zu werden begann, weckte uns ein deutlich hörbarer Schuß, dessen Echo von den Felswänden widerhallte. Wir richteten uns alle auf. Ich blickte fragend auf McDonald.
    Er lauschte mit offenem Mund, aber er gab keine Erklärung. Er befahl nur, das Lager abzubrechen.
    Das Frühstück fiel aus. In der grauen Morgendämmerung, die uns die Fußspuren nur schlecht erkennen ließ, stiegen wir weiter. Erst das volle Tageslicht zeigte uns, daß wir den Fuß der völlig verschneiten und vereisten Felswände erreicht hatten. Die Spur bog scharf nach Westen ab und führte in die Geröllhalden.
    »Das geht nicht lange so weiter«, knurrte John. »Über dem Sun-Valley-Tal hören die Halden auf und gehen in Abstürze über. Dann wird’s gefährlich.«
    »Sergeant«, sagte einer der Polizisten, »dort vorn kommen ein paar Männer.«
    Jetzt sahen auch wir sie. Sie tauchten zwischen den riesigen Blöcken der Halde auf und verschwanden wieder dahinter. Dann gerieten sie voll in unser Blickfeld, sahen uns, stutzten einen Augenblick, behielten aber die Richtung bei und kamen auf uns zu.
    Es waren zwei Männer, die einen dritten trugen. Ein vierter Bursche ging hinterher. Wir gingen ihnen entgegen,
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