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001 - Der Gott aus dem Eis

001 - Der Gott aus dem Eis

Titel: 001 - Der Gott aus dem Eis
Autoren: Jo Zybell
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den höchsten Punkt der Kuppelwölbung. In der Mitte der Höhle stand ein quaderartiger Stein. Der König der Bestien schien ihn als Thron zu benutzen.
    Matt fühlte sich wie in Trance. Er rang um Fassung und musste all seine Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht schreiend davonzulaufen.
    Er riss sich zusammen. Wenn es noch eine Chance für ihn geben sollte, dann nur, wenn er wieder einen halbwegs kühlen Kopf gewann.
    Ihm wurde die zweifelhafte Ehre zuteil, auf dem Thronstein Platz nehmen zu dürfen. Man brachte ihm einen schmutzigen Krug mit Wasser. Schneereste schwammen darin. Und eine Schüssel mit Nahrung wurde ihm vorgesetzt. Grünlich und schleimig sah das Zeug aus. Matt rührte weder Wasser noch Essen an.
    Es fiel kein Tageslicht in die Höhle. Matt hatte sein Zeitgefühl längst verloren. War die Nacht angebrochen? Oder schob sich draußen schon wieder der verwaschene Sonnenfleck über die Schneegipfel? Wie lange durchlebte er diesen Alptraum schon, von dem ihm die Logik sagte, dass es ein Traum sein musste, die Realität aber unleugbar war.
    Hatte er sich im Lager der Barbaren noch an die Möglichkeit geklammert, in einem von der Zivilisation vergessenen Gebiet gelandet zu sein, so ließen die Bestien die Riesenratten und Monsterheuschrecken, das Eulenwesen und die fremdartigen Geschöpfe in der Grube nur einen Schluss zu: Er befand sich nicht mehr auf der Erde. Oder nicht mehr in der Zeit…
    Jetzt endlich begann Matthew Drax zu akzeptieren, was sein Geist sich so lange zu glauben geweigert hatte. Und er würde die Erkenntnis mit in den Tod nehmen. Schon sehr bald. Auch daran zweifelte er nicht mehr.
    Der Weißpelz umkreiste den Stein und redete in unverständlichen Kreisch und Fauchlauten. Irgendwann begann Matt zu verstehen, was Rraar von ihm wollte. Es war so simpel, dass Matt sich fragte, warum er es erst jetzt begriff.
    Rraar verlangte, dass Maddrax ihm mit seiner göttlichen Macht im Kampf gegen die Erzfeinde half. Gegen diese schuppengepanzerten Eulenwesen. Schließlich war er ein Gott, allmächtig in seinen Möglichkeiten.
    Matthew Drax befürchtete den Rattenkönig enttäuschen zu müssen. Und er fragte sich mit Grauen, welche Konsequenzen das wohl für ihn selbst haben würde…
    ***
    Der Frekkeuscher rührte sich nicht mehr. Auf die Knie des vorderen Beinpaares gestützt, hatte er seinen langen Kopf in den Schnee gesteckt.
    Er war erschöpft.
    Vollkommen erledigt. Wahr- scheinlich würde er sterben.
    Am gestrigen Vormittag hatte Aruula das Tier bestiegen, um durch das Eisgebirge zu reiten, erst zum Höhlenversteck der Taratzen, dann zum Feuervogel und wieder zurück. Jetzt löste sich gerade die milchige Sonnenscheibe des neuen Tages von den Berggipfeln.
    Den schweren Behälter, den Aruula aus dem Thron des Feuervogels geborgen hatte, hatte sie mit Lederriemen am Sattel des Frekkeuschers festgebunden. Nun hängte sie ihn sich über die linke Schulter und ein Seil über die rechte.
    Unter einem vereisten Fels- vorsprung ließ sie sich im Schnee nieder und zog die Felle um sich zusammen. Sie legte den Oberkörper auf die Schenkel und lauschte.
    Rasch drang sie durch das Gewimmel der Fress und Mordbilder unter ihr bis zu Maddrax' Geist vor. Er fühlte sich müde und erschöpft an: Aber nicht wie ein Geist, der sich in unmittelbarer Todesgefahr befand.
    Aruula atmete auf. Ihr Verdacht bestätigte sich mehr und mehr: Rraar wollte Maddrax als Verbündeten gewinnen. Ganz gewiss war es so. Vielleicht würde Maddrax zum Schein darauf eingehen. Vielleicht konnte er Zeit gewinnen. Aber Rraar war schlau. Er würde schnell merken, dass Maddrax weder ein Gott war, noch daran dachte, seine grausamen Jagdzüge zu unterstützen.
    Maddrax Stunden waren gezählt. Aruula musste zu ihm gelangen. Irgendwie. Sie musste ihm die fremdartigen Dinge bringen, die sich in dem flachen, dunkelgrünen Kasten befanden. Dinge, die ihm Macht und Kraft verleihen würden.
    Ratlos stand sie später vor dem Bergrücken. Sollte sie einfach in einen der Gänge vordringen? Das erschien ihr ziemlich aussichtslos. Sie drehte sich um und betrachtete den erschöpften Frekkeuscher. Eine Idee blitzte in ihrem Hirn auf. Ein verwegener Einfall so verwegen, dass ihr schwindlig wurde…
    Sie deponierte ihr Schwert hinter einem Felsen und zerrte den Frekkeuscher hinter sich her. Seine Flügel hingen zitternd am grünen Körper herab. Schleim schillerte in seinem feinen Pelz. Immer wieder knickte eines der sechs Beine ein. Doch schließlich
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