001 - Das Transmitter-Experiment
Lastenraumschiffe, die mit Star Gate-Teilen vom Mond starteten, verbrauchten bei weitem nicht so viel Energie wie ein Start mit Shuttles von der Erde aus.
Fisher wusste definitiv, dass auch bei Flibo in Europa an einem ähnlichen Projekt gearbeitet wurde. Den Informationen seiner Agenten nach lag man dort aber noch hinter Mechanics zurück. Mechanics würde als erste Firma mit einem funktionierenden narrensicheren Star Gate an die Öffentlichkeit treten können.
Und vielleicht war es das, was Flibo unter allen Umständen verhindern wollte? Schon ein Sabotageakt wie dieser konnte die Serienreife des Star Gates um Wochen verzögern. Wochen, die Flibo zugute kamen, in denen sie ihre eigene Entwicklung voran treiben konnten.
Fisher wandte sich um, als der Interkom summte.
»Gespräch angenommen«, sagte er laut. Der Interkom reagierte und schaltete sich ein. Ein Sensor peilte die Schallquelle an, erkannte, dass Fisher am Panoramafenster stand und das flache Gerät schwang um die Hochachse und drehte Fisher den Bildschirm und die Aufnahmeoptiken zu. Vor dem Bildschirm entstand ein halbräumliches Laserbild.
Der grauhaarige Frascati wurde sichtbar.
Lino Frascati, oberster Chef von Mechanics, hob die Hand. »Was geht am Star Gate vor, Mister Fisher? Warum kommen Ihre Leute mit den Ermittlungen nicht voran? Und warum ist das Gerät auf dem Mond abgeschaltet worden? Wissen Sie, was uns das kostet, es neu zu zünden? Wir haben schon viel zuviel Verrechnungseinheiten in das Projekt gesteckt. Ich bin nicht gewillt, die Unkosten höher als unbedingt nötig ansteigen zu lassen und …«
»Warum erzählen Sie das mir, Mister Frascati?«, fragte Fisher kühl. »Sagen Sie es Holmes. Vielleicht erreichen Sie ihn noch, ehe er die Erde verlässt.«
»Was soll das heißen?«
Frascati lächelte dabei. Nichts in seinem Gesicht verriet, was er wirklich dachte, ob er verärgert oder nur so besorgt war, wie er sich gab. Frascati war ein Meister der Gesprächsführung. Er konnte jemandem die Kündigung mitteilen und dabei väterlich besorgt wirken, so dass der Gefeuerte den Eindruck hatte, Frascati habe ihm noch einen Gefallen getan.
Fisher war einer der wenigen, die seinen obersten Chef durchschauten. Er fiel niemals darauf herein.
»Holmes fliegt zum Mond. Er hat das dortige Gerät abschalten lassen, um es genauestens zu untersuchen. Er ist der Ansicht, dass der Fehler dort liegt. Ich sehe keinen Grund, ihm zu widersprechen. Aber ich habe ihm ein paar Spezialisten aus meiner Abteilung mitgegeben, die auf dem Mond unsere gesamte Niederlassung umkrempeln werden. Wenn der Saboteur auf dem Mond ist, werden wir ihn finden.«
»Und wenn er hier in Detroit steckt?«
»… finden wir ihn auch. Sogar wenn er an Ihrem Schreibtisch sitzt, Mister Frascati.«
Der zuckte zurück, wie von der Natter gebissen. »Fisher, Sie glauben, dass jemand aus der Chefetage …?«
»Es liegt doch nahe, nicht? Die Tarnung wäre perfekt, niemand würde den Saboteur verdächtigen und zusätzlich käme er an alle Geheimunterlagen heran«, sagte Fisher mit boshaftem Lächeln. »Wenn Sie der Saboteur sind, geben Sie es ruhig zu. Es passiert Ihnen nicht viel mehr als eine Verhaftung.«
»Sie sind ja verrückt«, keuchte Frascati bestürzt.
»Ich bin nur vorsichtig«, sagte Fisher. »Ich kann nicht einfach eine Möglichkeit ausschließen, nur weil sie mir oder Ihnen unangenehm ist. Wir haben hier alles unter Kontrolle. In drei Tagen haben wir den Saboteur – spätestens.«
»Große Worte, Fisher.«
»Sie kennen mich. Wenn Sie noch mit Holmes sprechen wollen, sollten Sie sich beeilen. Sein Raumer startet in wenigen Minuten.«
Kommentarlos schaltete Frascati sich aus der Verbindung. Fisher lächelte dünnlippig. Seine Verdächtigung war nicht ganz ernst gemeint. Es war so gut wie ausgeschlossen, dass jemand aus der Konzernleitung ein Verräter war. Und doch …
Der Schatten eines Verdachtes war stets vorhanden.
Clint Fisher wusste genau, was er wollte. Er sorgte für Verunsicherung. Das half, den Gegner zu entlarven. Fisher hatte bis jetzt noch jeden erwischt.
*
Auf Phoenix zeigte sich die Natur von ihrer freundlichen Seite. Jetzt, da der Regen vorbei war, klarte der Himmel auf und zeigte eine gleißende Sonne, die auf den ersten Blick der irdischen ähnelte. Zumindest war kein Farbunterschied festzustellen, weil niemand es riskieren konnte, in diesen Feuerball hineinzusehen. Näheres würde sich erst zeigen, wenn sie am Abend unter den Horizont
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