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0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

Titel: 0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten
Autoren: Delfried Kaufmann
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Kaffee! Und dann hau ab! Wir haben dienstlich zu sprechen.« Seine Handbewegungen waren ein wenig fahrig, aber als der Wirt in ein kleines Loch hinter der Theke geschlurft war, wo sich offenbar eine Art Küche befand, .schüttelte Beek den Kopf und sagte mit einem kleinen, verlegenen Lächeln:
    »Sie haben völlig recht. Für die frühe Stunde habe ich etwas zu viel getrunken, aber ich verspreche Ihnen, ich werde mich zusammenreißen.«
    »Fein«, antwortete ich. »Wie steht’s hier, Anthony?«
    Er gebrauchte ein reichlich kräftiges Wort. »Was glauben Sie, warum ich hier sitze, trinke und mein Gehalt beim Pokern verliere? Als der Chef mich herschickte, legte ich mich groß ins Zeug. Ich pendelte zwischen Cosher und Basqueville hin und her, traf mich mit Quick aus Freebanc und dem Sheriff Legram, und wir organisierten die Sache. Ich machte mich auf die Socken und besuchte die Leute am Fluß, die vom Piraten und seiner Bande ausgenommen worden waren. — Es war, als renne ich gegen eine Mauer. Entweder hatten sie wirklich nichts gesehen unter diesen lächerlichen Cu-Clux-Clan-Kapuzen, oder sie sagten aus Angst nichts, oder sie glaubten gar an diesen Unsinn von der Befreiung des Südens. Ich kniete ihnen auf der Seele, um eine Beschreibung der Schuhspitzen zu bekommen, die doch unter den Kaftanen hervorgeguckt haben müssen, oder die Art der Waffen, die sie in der Hand hielten. — Nichts! Niemand wollte etwas gesehen haben. Alle Informationen erhielt ich praktisch nur von ortsfremden Besatzungsmitgliedern der Schiffe, die der Mississippi-Pirat angehalten hat. Nachdem ich mir zwei Monate den Schädel eingerannt hatte, wurde ich moralisch weich und gab es auf, diesen dickschädeligen Flußbewohnern zu ihrer Nachtruhe zu verhelfen. Seitdem beschränken wir uns auf die Überwachung des Flußverkehrs.«
    »Wie geht das vor sich?«
    Beek schien sich nüchtern geärgert zu haben. Er lachte kurz auf. »Fragen Sie Sergeant Peters. Jeden Abend bei Einbruch der Dunkelheit machen wir uns auf die Strümpfe und gondeln bis Basqueville herunter. Quick kommt von Freebanc bis Basqueville hoch, und Legram und seine Leute patrouillieren ein Stück flußauf- und ein Stück flußabwärts, so daß wir vor Basqueville eine dreifache Patrouille fahren. Dabei hoffen wir, daß ›er‹ uns vor die Flinte kommt.«
    »Schon etwas von ihm gesehen?« Wieder das kurze Lachen.
    »Vor sechs Wochen tuckerten wir gegen Mitternacht an einen Dampfer heran, der gestoppt lag. Als wir auf fünfhundert Yards heran waren, löste sich von seiner Flanke ein schlankes Motorboot, drehte mit schäumender Heckwelle und raste stromabwärts. Sergeant Peters schnappte es sofort mit dem Scheinwerfer, Dan Wyne, der andere Mann, drückte den Gashebel hinein, und ich griff mir die Kugelspritze und jagte einen Rahmen nach dem anderen hinterher. Obwohl wir auf volle Touren liefen, ließen sie uns einfach stehen. Der schwarze Schatten im Scheinwerfer wurde schwächer und schwächer. Dann sahen wir nichts mehr von ihm. Wir kreuzten die ganze Nacht, oft mit ausgeschaltetem Motor, um die Geräusche zu kontrollieren, aber wir hörten nichts. Wahrscheinlich war er längst in seinen Unterschlupf gesteuert.«
    »Wurden Sie beschossen?«
    »Dazu waren der Mississippi-Pirat und seine Leute viel zu hochmütig. Sie gaben Vollgas, und das genügte völlig, um uns restlos zu blamieren.«
    Ich rieb mir das Kinn. »Er hat also ein ungewöhnlich schnelles Boot. Besteht keine Möglichkeit, herauszubekommen, wer hier entlang des Flusses ein solches Boot besitzt?«
    Sergeant Peters meldete sich mit seiner korrekten Beamtenstimme: »Wir haben uns in dieser Richtung bemüht, Sir. Im allgemeinen werden auf dem Fluß keine Boote zugelassen, die schneller als die Polizeifahrzeuge sind. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Boot, das nicht gemeldet und das vermutlich erst lange nach dem Kauf durch Umbau auf die Geschwindigkeit getrimmt wurde, die es vorlegen kann.«
    »Ich kann nicht verstehen, daß ein Versteck nicht herauszubekommen sein soll«, sagte Phil. »Der Mississippi ist doch schließlich kein Ozean.«
    »Wenn Sie sich darüber unterrichten wollen, so fahren wir am besten zu Franc Legram«, antwortete Beek. »Er wird Sie schnell eines Besseren belehren.«
    Phil und ich verständigten uns mit einem Blick.
    »Warum nicht? Wir müssen die Akteure dieses Theaterspieles kennenlernen. — Wie kommen wir hin?«
    »Fahren wir mit dem Boot hinunter«, schlug Beek vor. »Wenn Sie nichts dagegen
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