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0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

Titel: 0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten
Autoren: Delfried Kaufmann
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verschrieb ich mir euch beide aus New York.«
    Thamp stand auf und stampfte durch das Zimmer.
    »Ich will euch mal was sagen«, fauchte er unter seinem Schnurrbart hervor. »Ich bin selbst ein alter Südstaaten-Mann, und ich denke oft, es ist politisch nicht richtig, was die Washingtoner anstellen, aber hier dreht es sich nicht um Politik, die mit dem Stimmzettel und nicht mit der Kanone entschieden werden soll, sondern um Verbrechen. Denn dieses ganze Gerede, die Räubereien, Erpressungen dienten nur der Ansammlung von Mitteln zur Befreiung des Südens vom ›Schwarzen Joch‹, sind blankes Theater und nur Vorwand für den Mann, der sich auf diese Weise die Taschen füllt. Ich habe ihn den ›Mississippi-Piraten‹ getauft, und ich denke, mit dieser Bezeichnung ist sein Charakter gut getroffen. Es gibt hier im Süden ein untrügliches Zeichen dafür, ob eine Sache politisch ist oder nicht. Ist sie politisch, so geht es hier gegen die Neger, aber seit jenen Anfängen in Basqueville ist nie wieder ein Neger belästigt worden. Das hat einen einfachen Grund. Die Neger am Fluß sind durch die Bank so arm, daß bei ihnen selbst mit vorgehaltener Pistole nichts zu holen ist.«
    Er unterbrach sich selbst. »Unnötig, daß ich euch das erzähle. Ob aus politischen Gründen oder nicht: Raub bleibt Raub, und wenn ihr Burschen dafür sorgt, daß es aufhört, spendiere ich euch eine ganze Flasche von dem Zeug, von dem ich euch jetzt noch ein Glas voll eingieße.«
    Er füllte die Gläser. Dieser Forester B. Thamp war ein prächtiger Mann. Wahrscheinlich war sein Herz voll von den gleichen Ressentiments der meisten Südstaatler, deren Eltern und Großeltern reich und mächtig auf ihren unabsehbaren Besitzungen gesessen hatten, bevor sie durch den Bürgerkrieg arm wurden. Dennoch gab es für ihn nur eine Entscheidung. Ein Verbrechen blieb ein Verbrechen, gleichgültig, aus welchen Motiven es begangen wurde.
    Er hatte sich wieder hingesetzt und schob einen Packen Papiere über den Schreibtisch.
    »Das sind Abschriften aller Protokolle der Vernehmungen von Leuten, die von dem Mississippi-Piraten beraubt wurden, aber es steht fest, daß sich viele Fälle ereignet haben, die uns nicht gemeldet wurden. Er besitzt ein sehr schnelles Boot, das schwarz gestrichen ist und einen starken Scheinwerfer hat. Seine Mannschaft besteht aus fünf bis acht Leuten. Die Angaben der Beraubten schwanken. Im allgemeinen nimmt er nur Bargeld. Jedenfalls wissen wir nichts über den Raub von Waren. Nach unseren Unterlagen stahl er bisher achtzehntausend Dollar, aber wir sind sicher, daß seine Einkünfte ein Vielfaches betragen, denn wir besitzen nur drei Protokolle von Hausbootbewohnern, denen er eine Gebühr abnahm, aber wir glauben, daß praktisch kein Flußanwohner zwischen Cosher und Freebanc ungeschoren blieb.«
    »Wie stellen Sie sich unseren Einsatz vor, Mr. Thamp?« fragte ich.
    Er hob die Schulter. »Das wird sich ergeben, und im übrigen überlasse ich das Ihren Nasen. Der einzige örtliche Beamte, der bisher etwas gegen den Piraten unternommen hat, ist Sheriff Legram in Basqueville. Er organisierte eine Art Bürgerselbstschutz. Seine Leute treiben sich nächtlich auf dem Mississippi herum und hoffen auf den Glücksfall, den Burschen zu stellen, wobei ich persönlich ihre Chancen gering genug einschätze, denn sie verfügen nur über ein asthmatisches Motorboot, und ihre Bewaffnung besteht im wesentlichen aus Jagdgewehren. Immerhin zwingen sie allein durch ihre Anwesenheit unseren unbekannten Freund zur Vorsicht. In Cosher habe ich Anthony Beek stationiert, einen jungen G-man, der viel Schneid besitzt. Ich habe für ihn ein Boot der Flußpolizei von Memphis losgeeist, und ihm stehen zwei Flußpolizisten zur Verfügung, die mit Maschinenpistolen bewaffnet sind. Basqueville ist ohne G-man, seit mein Mann dort seinen patriotischen Koller bekam, und in Freebanc sitzt Peter Quick, mit Leuten und Fahrzeug genau so ausgerüstet wie Beek in Cosher.«
    »Und was für ein Paddelboot bekommen wir?« fragte ich.
    »Tut mir leid. Im Augenblick verfüge ich über keinen Kahn, der einigermaßen etwas taugt. — Sie haben die vorläufige Oberleitung der Aktion ›Mississippi‹. Anthony und Peter sind benachrichtigt, daß sie Ihrem Kommando unterstellt wurden. Damit natürlich auch die Boote.«
    Er grinste kräftig.
    »Bin gespannt, wie eure großstädtische Gescheitheit sich bei uns bewährt, aber kommt mir nur nicht, sobald ihr an der Sache gerochen habt, mit
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