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0005 - Atom-Alarm

Titel: 0005 - Atom-Alarm
Autoren: Kurt Mahr
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als Ihr ganzes morsches Imperium. Ich habe kein Interesse daran, in Ihrem Reich einen mehr oder wenigen wichtigen Posten zu bekleiden. Meine Sorgen gelten einzig und allein der Erde. Wissen Sie, warum?"
    Er drehte sich auf den Absätzen herum. „Wir brauchen nur noch ein bißchen zu warten - drei- oder vierhundert Jahre vielleicht, was ist das schon auf dem langen Weg, den wir seit der Steinzeit gegangen sind -, dann bekommen wir, wir sage ich, den Schutthaufen von Ihrem Imperium für ein Butterbrot! Ich will nicht derjenige gewesen sein, der den Arkoniden die Tricks beigebracht hat, mit denen sie den Vormarsch der irdischen Menschheit stören können - nicht aufhalten, nur stören."
    Er kam ein, zwei Schritte auf sie zu. In ihr stieg kalter Zorn auf. Sie wollte sich abwenden, hinausgehen und ihn seinem eigenen Redestrom überlassen, aber seine Stimme hielt sie fest. Zum erstenmal und ohne, daß er es wußte, legte Rhodan ihr gegenüber in seine Worte die überzeugende Kraft, die das Erzeugnis der Hypno-Schulung war. „Sehen Sie", setzte er von neuem an: „Was wird geschehen, wenn es uns nicht gelingt. Ihre Robotschiffe zurückzuschlagen? Sie werden die Erde angreifen und sie vernichten. Aber ein paar Menschen werden übrigbleiben - hundert, tausend, zehntausend oder eine Million. Sie werden niemals vergessen, was ihren Mitmenschen angetan wurde, und sie werden darauf bedacht sein, daß ihnen oder ihren Nachkommen Ähnliches nicht mehr passiert. Sie kennen unsere Energie nicht! In zweitausend Jahren wird die Erde wieder so sein, wie sie jetzt ist, nur das galaktische Imperium, ohnehin schon morsch bis in das Innere seiner Knochen, hat dann die Erde zum Feind, zum erbitterten Feind. Es ist keine Frage, wie diese Gegnerschaft enden wird. Soweit wir uns zurückerinnern können, haben wir gekämpft, bis die Bedrohung beseitigt war. Es wird in diesem Fall nicht anders sein, und die Führung der Galaxis wird in unsere Hände übergehen."
    Sie raffte all ihre Kraft zusammen und wollte gehen. Aber bevor sie das Schott erreichte, begann er wieder zu sprechen und bannte sie auf den Fleck. „Aber noch ist es nicht soweit. Sie wissen ebenso gut wie ich, daß wir eine reelle Chance haben, die Robotschiffe zu vernichten. Sie werden uns eine Weile für harmlose Überlebende der Kreuzer-Explosion halten, uns vielleicht sogar an Bord nehmen, bevor sie die Erde angreifen. Das verschafft uns die Möglichkeit, die wir brauchen. Nein, die Erde ist noch nicht verloren, noch lange nicht!"
    Sie tat zwei weitere Schritte und hatte das Schott fast erreicht, als er sie anschrie: „Bleiben Sie stehen!"
    Die brutale Energie seiner suggestiven Stimme verursachte ihr Kopfschmerz. Sie wirbelte herum. Zu ihrem Erstaunen lächelte er. „Hier auf der Erde haben wir ähnliche Fälle wie den Ihren. Junge Mädchen, die in einem wohlbehüteten, reichen Haus aufgewachsen sind und eines Tages zu ihrem Entsetzen erfahren müssen, daß es außer solchen Leuten, die ebenso leben wie sie und ihre Eltern, auch noch eine Menge anderer gibt, die arm sind und um ihre Existenz kämpfen müssen. In Wirklichkeit sind Sie nicht anders. Nur weil wir jünger sind als Ihr Volk, glauben Sie, Sie müßten uns verachten. An demselben Tag, an dem Sie zu mir kommen, um mir zu sagen, wie närrisch und dumm Sie sich in den vergangenen Wochen benommen haben, werde ich Ihnen eingestehen, wie sehr ich Sie liebe!"
    Das verwirrte sie maßlos. Sie verschwendete kostbare Sekunden, um sich darüber klarzuwerden, ob sie ihm darauf antworten solle oder nicht.
    Schließlich siegte ihr Stolz. Sie wandte sich mit einem Ruck ab und ging hinaus.
    Seine Andeutung hatte sie weitaus mehr schockiert, als sie sich selbst eingestehen mochte. Auf Arkon hatten sich im Laufe der Jahrtausende die Spielregeln der Liebe den Geboten des Verstandes untergeordnet. Auf Arkon wäre es ein Symptom von Geisteskrankheit gewesen, hätte ein Mann einer Frau eine Erklärung gemacht, nachdem er sie kurz zuvor beschimpft oder beleidigt hatte.
    Sie sah ein - trotz ihres Zorns -, daß man denselben Maßstab hier nicht anlegen konnte. Sie verstand, daß Rhodans Erklärung zu diesem Zeitpunkt ein Teil seines Manövers war, und sie fühlte sich hilflos gegenüber dieser Art gezielter Unlogik.
    Zum erstenmal erkannte sie in aller Deutlichkeit und mit aller Furcht, die diese Deutlichkeit hervorrief, wie entsetzlich jung die irdische Kultur war und welche erstaunlichen, erschreckenden Kräfte sich hinter dieser Jugend
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