Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0002 - Ich stellte die große Falle

0002 - Ich stellte die große Falle

Titel: 0002 - Ich stellte die große Falle
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
wußte niemand, wo sich Lush Baker befand. Er mochte unten irgendwo zwischen dem Gerümpel stecken, das in Massen auf dem Hof stand.
    Es war an der Zeit, die Sache zu beenden. Ich richtete mich auf und rief: »Macht das Licht an!«
    Aus vier Fenstern schossen Lichtbündel der starken Scheinwerfer, tauchten den schmutzigen und engen Hof in weißes Licht.
    Ich wartete eine Minute lang. Dann rief ich: »Gib es auf, Lush. Wir haben dich umstellt. Drei Minuten für dich. Dann räuchern wir dich aus.«
    Nichts rührte sich. Ich sah auf die Armbanduhr und wartete genau drei Minuten.
    »Tränengas!« rief ich.
    Aus allen Häusern fielen die Bomben, platzten mit leisem Zischen. Weiße Schwaden wallten hoch, hüllten den Hof in einen dichten Nebel.
    Minuten später hörten wir Husten, erst leises, dann krächzendes, verzweifeltes Husten.
    Und dann, immer gestoßen von dem verzweifelten Husten, war da Lush Bakers Stimme. »Ich ergebe mich. Holt mich heraus! Schießt nicht!«
    »Wirf deine Waffe weg!« rief ich.
    Wir hörten das Scheppern von Metall auf dem schlechten Steinpflaster des Hofes.
    Ich gab ein Zeichen. Schemenhaft drangen aus den Häusern die Schatten von Polizisten mit Gasmasken. Sie tauchten unter in dem Nebel, verschwanden in dem weißen Dunst, tauchten wieder auf, zwischen sich einen von Husten gekrümmten Mann. Lush Baker, der die Morde des Boxer-Killers organisierte.
    Ich wandte mich Phil zu. Er stand im Hintergrund des Zimmers und drehte einen Gegenstand in seinen Händen, einen Lederhandschuh, der mit Metallspitzen beschlagen war, die wie die Eckzähne eines Tigers aussahen.
    ***
    Tja, mir bleibt nur noch, das Ende nachzutragen, oder richtiger, den Anfang. Es war nicht schwer, aus Lush Baker herauszubekommen, wie sich alles abgespielt hatte. Er war völlig gebrochen und beantwortete jede Frage, wenn wir ihm nur eine Zigarette gaben.
    Es gab noch eine kleine Sensation, und sie drehte sich um Webb Stumpton, jenen alten Mann, der die Morde begangen hatte.
    Amerikas Ärzte stürzten sich auf den Fall, und es erschienen in allen Zeitungen eine Menge von Fachwörtern, die seinen speziellen Zustand von Verrücktheit bezeichnen sollten, aber Webb Stumpton war das ganz gleich. Er hatte sich zu Tode gestürzt. Und jetzt auf einmal erinnerten sich sämtliche Sportzeitungen, daß Webb Stumpton vor dreißig Jahren ein Mann gewesen war, der Beachtliches im Boxen geleistet hatte. Ganz bis zur Spitze war er nie gedrungen, und so hatte man ihn vergessen, als es mit ihm zu Ende ging.
    Eines Tages traf er in der Bowery Cross Crower. Er betreute den Jungen. Er zeigte ihm alles, was er vom Boxen verstand. Webb fristete sein Leben mit Gelegenheitsarbeit, aber er hängte sein ganzes Herz an Cross Crower. Wahrscheinlich überschätzte er die Fähigkeiten des Jungen gewaltig. Er hielt ihn für den größten Boxer aller Zeiten. Er saß mit bebenden Knien auf einem schlechten Platz, wenn Cross im Ring stand. Er jubelte über jeden Sieg, und er gab Ringrichtern und Gegnern die Schuld, wenn Crower verlor. Wahrscheinlich war er damals schon nicht mehr ganz richtig im Kopf.
    Dann fiel Crower dem Verkehrsunfall zum Opfer, und Webb Stumpton mußte alle seine Hoffnungen mit ihm begraben.
    Keiner vermochte mehr zu sagen, was dann eines Tages in seinem Gehirn passierte. Aus einem dreckigen Loch in der Bowery, in dem er hauste, zog er aus, um Crowers Niederlagen zu rächen. Er kannte jeden Gegner, dem der Junge, sein Idol, je gegenübergestanden hatte, und er wußte sie zu finden.
    Selbst Baker konnte nicht sagen, wie er sich an Al Yersey und all die anderen herangemacht hatte. Vielleicht hatten sie Mitleid mit ihm. Bestimmt hatte ihn Laraby Pat aus diesem Grunde in seinem Wagen mitgenommen. Yersey mochte betrunken gewesen sein, und Ghose und Putty überraschte er in ihren Wohnungen.
    Die Tat an ›Panther‹ Al Yersey verübte Stumpton noch nicht unter dem Einfluß von Baker. Auch Goody Ghose brachte er aus seinem seltsamen Rachebedürfnis heraus um.
    Aber zwischen diesem und dem Mord an Laraby Pat war Lush Bakers große Stunde.
    Baker hatte natürlich von den beiden Morden erfahren, und er verfiel auf den Gedanken, daß Webb Stumpton der Täter sein könnte. Er kannte den verrückten Alten aus jener Zeit, da er Gehilfe in Cross Crowers Ecke gewesen war, und er machte sich auf den Weg, ihn zu finden. Vielleicht wollte er ihn anfangs nur der Polizei übergeben, aber als er Stumpton fand, als er sah, daß er eigentlich keinen verrückten Eindruck
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher