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0002 - Ich stellte die große Falle

0002 - Ich stellte die große Falle

Titel: 0002 - Ich stellte die große Falle
Autoren: Delfried Kaufmann
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dieser Mörder als ein alter Mann, der in mir so etwas wie Mitleid erweckte und doch ein abscheulicher Verbrecher war.
    »Steh auf, Stumpton!« befahl ich.
    Er lag immer noch wie ausgelöscht auf dem Boden, aber jetzt gehorchte er, richtete sich hoch, erst auf die Knie, dann in den Stand. Er sah mich mit einem Blick an, in dem alles Wilde erloschen war.
    »Geh dort hinein!« sagte ich und wies auf die Tür zum Wohnzimmer.
    Er drehte sich auch um, aber dann plötzlich rannte er los, auf das Fenster zu.
    »Stehenbleiben!« schrie ich und setzte ihm nach.
    Es waren nur wenige Schritte bis zum Fenster. Ich griff nach ihm, als er den Vorhang erreicht hatte, aber dann schlug der Vorhang zurück und geriet mir zwischen die Finger.
    Ich schleuderte ihn zur Seite, stürzte vor. Webb Stumpton stand auf der Fensterbank, setzte den Fuß auf die oberste Sprosse der Feuerleiter. Ich warf mich nach vorn und griff nach ihm, aber noch bevor meine Finger ihn berührten, fiel er nach rückwärts.
    Er fiel so schnell und ganz lautlos, als habe die Dunkelheit des Hinterhofes ihn auf gesaugt. Er schrie nicht, und nur ein einziges dumpfes, schmetterndes Geräusch beendete diesen Sturz. Ich riß die Taschenlampe aus der Hosentasche, in die ich sie gesteckt hatte, drückte den Knopf und richtete den Strahl nach unten in den dunklen Hof.
    Das Lichtbündel riß die reglose Gestalt des Gestürzten aus der Nacht. Daneben stand ein Mann, der sein Gesicht nach oben drehte, als das Licht ihn traf, und dieser Mann war Lush Baker.
    Er griff in die Tasche, riß eine Waffe heraus und schoß nach mir. Der Knall des Schusses peitschte gellend durch die nächtliche Stille. Er zielte nicht einmal schlecht. Die Kugel riß ein Stück des Verputzes vom Fensterrand.
    Er feuerte noch drei Schüsse hinterher, und ich mußte in Deckung gehen, denn mein Licht verriet ihm zu genau, wo ich stand.
    Ich sprang zur Seite, hob die Hand mit dem .38er und zog durch. Diesmal knallte es, aber er lief schon, und ich verfehlte ihn. Ich sah, wie er in einen Kellergang zwischen zwei Mülltonnen rutschte.
    Schon Bakers erster Schuß hatte einiges ausgelöst, aber jetzt erst drangen diese Geräusche in mein Bewußtsein. Polizeipfeifen schrillten, Füße trappten, die ersten Sirenen heulten. Schon jagte ein Mann die Treppe herauf, öffnete mit seinem Schlüssel die Wohnungstür, stand heftig atmend neben mir. Es war der Kollege, der den Friseurladen übernommen hatte.
    »Was ist los, Cotton?« fragte er keuchend.
    »Da liegt er«, antwortete ich und ließ den Strahl der Taschenlampe über das reglose Bündel Kleider auf dem Steinpflaster des Hofes gleiten. »Der andere steckt dort!« Ich schwenkte den Schein ab zu dem Kellereingang zwischen den Mülltonnen.
    »Dort kommt er nicht heraus!« sagte der Kollege. »Der Weg führt nur zur 117. Straße, und dort sind Freders und Bane auf dem Posten.«
    Als hätte sein Satz ein Stichwort enthalten, so peitschten zwei Schüsse von der anderen Seite, und wir hörten eine Stimme rufen: »Kommen Sie heraus!«
    »Gefangen«, sagte der Beamte an meiner Seite. »Gefangen wie eine Ratte in der Falle!«
    Ich sah eine Bewegung zwischen den Mülltonnen und tat ein wenig den Kopf zur Seite.
    »Ich glaube, da ist er«, sagte ich. Im nächsten Augenblick tauchte Lush Baker zwischen den Tonnen auf und raste über den Hof.
    Mein Kollege riß seine Waffe heraus, aber ich legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Laß«, sagte ich. »Es ist zu Ende. Er hat keine Chance.«
    Baker verschwand im Eingang eines Flures. Kurz darauf knallte es. Er war auf unsere Leute gestoßen.
    Es wurde jetzt lebendig, sehr lebendig in den Häusern, die den Hinterhof umgaben. In allen Fenstern wurde Licht gemacht. Köpfe, bereit, jeden Augenblick zurückzuzucken, erschienen hinter den Gardinen. Irgendwer mußte das Hauptquartier alarmiert haben, denn immer neue Sirenen heulten heran. In Stenton Shines Wohnung wimmelte es bald von uniformierten Beamten und FBI-Männern. Auch Phil tauchte auf, und ich berichtete ihm mit wenigen Worten, was vorgefallen war.
    Noch einmal rannte Lush Baker über den Hof und versuchte, einen Ausweg zu finden. Und wieder waren es Schüsse, die ihn zurücktrieben.
    Eine Dreiviertelstunde mochte vergangen sein, seitdem Webb Stumpton sich ins Schlafzimmer geschlichen hatte. Der Ring von Polizisten um den Gebäudekomplex hatte sich verstärkt. Ich gab einen Befehl. Sie holten Akkuscheinwerfer und stellten sie an die Fenster.
    Es war ruhig geworden. Im Augenblick
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