Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0002 - Ich stellte die große Falle

0002 - Ich stellte die große Falle

Titel: 0002 - Ich stellte die große Falle
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
»Leider haben Sie recht.«
    »Sie werden nichts dagegen tun?« fragte er.
    »Wo denken Sie hin, Baker? Natürlich bemühen wir uns, Shine an der Krawatte zu packen. Wir tun alles, um Goodman und Firestone endlich das Geständnis seiner Mittäterschaft zu entreißen, aber es sieht so aus, als wären ihre Lippen verklebt. Außerdem funken uns diese elenden, von Shine bezahlten Rechtsanwälte dauernd dazwischen. Immer steht solch ein Kerl im Hintergrund und erhebt Einspruch gegen die gestellten Fragen.«
    Ich flunkerte ihm einiges vor. Ich hatte heute morgen eine Mitteilung des Untersuchungsrichters erhalten, daß Shines Konkurrenten der Geduldsfaden gerissen war, als sie nichts von seinem Eingreifen spürten. Sie hatten ihn beschuldigt. Ich konnte jetzt Shine in jedem Augenblick verhaften, in dem ich es wünschte.
    Lush Baker stand auf. »Ich werde mich bemühen, Zeugen zu finden«, sagte er und verabschiedete sich knapp.
    Ich stützte das Gesicht in die Hand und starrte lange die Tür an, durch die er hinausgegangen war. Entweder hatte dieser Bursche ein relativ reines Gewissen, oder er hatte eben einen großen Fehler gemacht.
    Ich dachte noch darüber nach, als das Telefon schrillte. Ich nahm ab und meldete mich. Trown war am Apparat. Ich hatte den Journalisten die ganze Zeit über nicht gesehen.
    »Sind Sie es, Cotton?« fragte er. Ich hörte seiner Stimme an, daß er eine große Neuigkeit auf dem Kasten hatte. »Cotton, soll ich Ihnen den Namen des Killers nennen? Wollen Sie wissen, wer Ihre Boxer umgebracht hat? Soll ich es Ihnen sagen, oder wollen Sie es lieber morgen in der Zeitung lesen?«
    »Wenn Sie irgend etwas in Ihrer Zeitung schreiben, bringe ich Sie um«, verhieß ich ihm. »Und jetzt überlegen Sie mal genau, bevor Sie Ihre Rede fortsetzen. Wissen Sie wirklich, wer der Killer ist?«
    Er war so verblüfft, daß eine halbe Minute lang Schweigen in der Leitung herrschte. Dann sagte er: »Nun ja, ich denke, ich weiß es. Es hat mit der Laufbahn von Lush Baker zu tun. Wissen Sie, als was er angefangen hat? Er war Gehilfe in der Ringecke, wenn Kämpfe stattfanden. Sie wissen, so ein Mann, der mit dem Handtuch wedelt, die Boxer abreibt. Kein Trainer und auch kein Manager, beileibe nicht. Nur so ein Handlanger, und er spielte diese Handlangerrolle bei siebzehn Kämpfen in der Ecke von Cross Crower.«
    ***
    »Kommen Sie her. Ich denke, Sie haben noch andere interessante Einzelheiten«, sagte ich und legte den Hörer auf.
    Trowns Nachricht war mir ins Blut gefahren. Ich stand auf und ging im Zimmer auf und ab. Ich hatte das Gefühl eines Mannes, der einen Tiger fangen will und seine Falle einfach mitten in den Urwald gestellt hat. Und nun hört er urplötzlich, daß genau an der Stelle, an der er seine Falle auf gut Glück aufgebaut hat, die Tatzenabdrücke eines großen Tigers gesehen worden sind.
    Trown betrat eine Viertelstunde nach seinem Anruf mein Büro. Er schwenkte einige Papierblätter in der Hand.
    »Ich habe alles herausbekommen«, sagte er. »Ich wollte so genau sein wie Ihr Kollege Sherlock, aber ich fürchte, meine journalistische Feder ist mit mir durchgegangen.«
    Tatsächlich, sie war es. Ich merkte das, als ich die Blätter zu lesen begann. Trown berichtete über die einfachsten Tatsachen, als käme ihnen die größte Bedeutung zu.
    Nach Trowns Bericht war, wenn man die schmückenden Zutaten fortließ, Lush Baker kein gerade überragender Mann gewesen.
    Er stammte aus kleinsten Verhältnissen, hatte selbst versucht, im Ring Geld zu verdienen, es aber sehr rasch wieder aufgegeben. Dann hatte er eine Menge Gelegenheitsarbeit getan, Arbeiten, die kaum mit fünfzig Cent die Stunde bezahlt wurden. Und nun plötzlich wagte er es, den Großen im Boxgeschäft Paroli zu bieten. Es war etwas dran an diesem Lush Baker, daß er sich so im Handumdrehen mauserte.
    Trown sah mich erwartungsvoll an, als ich seinen Bericht zu Ende gelesen hatte.
    »Interessant, Robby«, sagte ich, »aber es beweist noch nichts. Ich habe Ihnen versprochen, Sie würden die Verhaftung des Killers miterleben. Es tut mir leid, aber ich werde mein Versprechen wahrscheinlich nicht halten können.«
    ***
    In der Nacht nach diesem Tag begab sich ein Mann in die 115. Straße. Die Bowery schien zu dieser späten Stunde ausgestorben. Der Mann betrat das Haus Nummer 13, dessen Tür nicht einmal verschlossen war. Sicherlich sahen viele Augen, wie der Mann die Tür öffnete, aber kein Polizist pfiff Alarm, kein G-man kam aus seinem Versteck
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher