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0002 - Ich stellte die große Falle

0002 - Ich stellte die große Falle

Titel: 0002 - Ich stellte die große Falle
Autoren: Delfried Kaufmann
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zuklappte.
    »Na?« sagte er fragend und stieß den Rauch aus.
    Ich hatte eine prima Antwort. Ich zog ein wenig die Schultern hoch und sagte: »Tja!« Und dann trank ich.
    Wir FBI-Männer neigen manchmal ein wenig dazu, auf einfache Polizisten herabzusehen, aber die brave Mordkommission hatte sich wirklich keines Versehens schuldig gemacht. Sie hatten alles getan, was in ihrer Macht stand, und es war nicht ihre Schuld, daß sie nichts gefunden hatten.
    »Vier Morde, die ganz offensichtlich von dem- oder denselben Männern begangen wurden«, sagte ich nachdenklich, »müssen ein Motiv haben, nur ist noch keiner bisher darauf gekommen.«
    Ich geriet ein wenig ins Dozieren.
    »Wenn du deine Erbtante allein beerben willst, Phil, dann mußt du alle Leute umbringen, die sonst eventuell als Erben in Frage kämen. Alle deine Opfer weisen also ein Gemeinsames auf, sie wären alle mit deiner Tante verwandt. Die vier Opfer des Mörders weisen auch etwas Gemeinsames auf. Sie waren Berufsboxer. Also muß das Motiv der Tat in irgendeinem Zusammenhang mit ihrem Beruf stehen. Sie wurden getötet, weil sie Boxer waren.«
    »Um Konkurrenten aus dem Wege zu räumen. Gut, das verstehe ich. Aber ›Panther‹ Al Yersey war eine Null, die jeder Anfänger umhauen konnte, ›Goody, die Gans‹ boxte seit Jahren nicht mehr, bei Laraby Pat stimmt deine Theorie, aber bei Harlow Putty stimmt sie wieder nicht, denn er war schon lange Bankangestellter, als er ermordet wurde.«
    »Ich habe nicht behauptet, daß die Männer aus Konkurrenzgründen ermordet wurden. Ich habe nur gesagt, daß sie getötet wurden, weil sie Boxer waren oder gewesen sind. Es braucht sich nicht um eine so auf der Hand liegende Sache wie Konkurrenzneid zu handeln, es kann viel komplizierter und versteckter sein.«
    »Was?« beharrte er.
    Ja, was? Ich wußte keine Antwort auf diese Frage. Welche Gründe konnte es geben, drei abgetakelte und einen aktiven Boxer zu erledigen?
    Ich mußte Farbe bekennen.
    »In Ordnung, Phil, ich weiß es auch nicht, aber diese Berichte«, ich legte die Hand auf die Aktenstöße, »haben sich eingehend damit befaßt, was die Ermordeten vierzehn Tage vor ihrem Tod betrieben haben, aber es steht kein Wort darüber darin, was vorher in ihrem Leben los war. Wir, Phil, werden uns zunächst einmal dafür interessieren, welches Leben die Männer vorher geführt haben. Morgen fangen wir damit an.«
    Das Leben eines Boxers besteht im wesentlichen aus den Schlachten, die er im Ring ausgefochten hat. Ich weiß nicht, ob Sie sich für Boxen interessieren, aber vielleicht haben Sie schon einmal von dem ›Record‹ eines Boxers gehört. Das ist eine Liste, die er führt und in der alle seine Siege und Niederlagen verzeichnet stehen.
    Wir gingen am frühen Morgen los, um uns die ›Records‹ der vier Männer zu beschaffen. Es war ganz einfach. Wir gingen zur Redaktion der Sportzeitung ›Ring frei‹. Nach einigem Palaver mit Portiers und Sekretärinnen wurden wir an den Archivar verwiesen, einen kleinen spitznasigen Mann mit von Büroluft gebleichter Haut, die eher in die Dachstube eines Dichters als in die Redaktion einer Sportzeitung gepaßt hätte. Er half uns sofort. Mit den Listen gingen wir ins Office.
    Sie waren unfreundlich lang.
    ›Panther‹ Al Yersey lag an der Spitze. Er hatte einhundertvierunddreißig Kämpfe ausgefochten, davon hatte er die letzten fünfundzwanzig samt und sonders durch Knockout verloren.
    Ihm folgte Laraby Pat mit einundneunzig Kämpfen. Sieg, Niederlage, Unentschieden hielten sich bei ihm die Waage.
    Harlow Putty hatte vierundfünfzigmal im Ring gestanden, bevor er sich die Knöchel brach.
    Letzter war Goody Ghose mit dreiundvierzig Kämpfen, davon die letzten vier im Schwergewicht.
    Alle Boxer hatten im Mittelgewicht angefangen. Yersey, dem es zum Schluß nicht mehr darauf ankam, wer ihn schlug, hatte schließlich in allen Klassen aufwärts gekämpft.
    Bei Laraby Pat teilte sich die Anzahl der Kämpfe ungefähr in Mittel- und Halbweltergewicht. Ghose hatte die Mittelgewichtsklasse früh verlassen, rund zwanzig Kämpfe im Halbschwergewicht ausgefochten, dann die vier Kämpfe in der höchsten Klasse. Einzig Harlow war immer Mittelgewichtler geblieben.
    Und jetzt versuchten wir festzustellen, wer gegen wen gekämpft hatte, wer wen geschlagen hatte. Wir versuchten, aus den längst vergangenen Ringschlachten Beziehungen herauszufinden, durch die die einzelnen Opfer miteinander verknüpft waren. Natürlich hatten sie auch
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