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0002 - Ich stellte die große Falle

0002 - Ich stellte die große Falle

Titel: 0002 - Ich stellte die große Falle
Autoren: Delfried Kaufmann
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schneiden.
    Seine Lebensgeschichte und die Story seiner Laufbahn waren so das übliche. In New York geboren und zur Schule gegangen, fiel er schon in der Schulriege als Boxbegabung auf, und er erkämpfte sich schöne Erfolge als Amateur, wurde Profi und begann eine Karriere, die sich so anließ, daß ihm die Weltmeisterkrone im Mittelgewicht in Reichweite schien. Dann gab es die erste Niederlage, einen Sieg, ein Unentschieden, Niederlage, Niederlage, Niederlage, und er rutschte ab in das große Heer der Boxer mittlerer Qualität. Als er schon ganz unten war und sich ein rundes Dutzend Niederlagen eingehandelt hatte, passierte der Autounfall. Ein knapper Nachruf, und niemand sprach mehr von Cross Crower, bis wir ihn ausgruben.
    Phil hatte, während ich las, an seinem Drink genuckelt.
    »Na?« fragte er, als ich die Akte schloß.
    »Tot ist er«, antwortete ich.
    »Bestimmt? Ich kenne eine Menge Verkehrsunfälle, die gestellt waren und bei denen ein Mann umkam, der alles andere, nur nicht der Besitzer des Wagens war, obwohl er alle Papiere bei sich trug.«
    »Scheint bei Crower nicht zuzutreffen. War kein Unfall mit Sturz in den Abgrund und verbranntem Wagen einschließlich Insassen, sondern ein Zusammenstoß mitten in New York, noch dazu mit einem Omnibus der Stadt. Nein, tot scheint Cross Crower wirklich zu sein.«
    »Also ein Irrtum«, sagte Phil und warf den zerkauten Strohhalm fort.
    »Vielleicht ist es doch der richtige Tip. Ich lese dir einen Zeitungsartikel vor, der nach seinem vierten Kampf geschrieben wurde.« Ich schlug den Ordner wieder auf, suchte die Stelle und las vor: »Die Art, in der Crower seinen Gegner zu Boden schmetterte, war überzeugend. Dieser Junge verfügt über eine Mordfaust, gegen die es keine Rettung gibt. Ich fragte mich, ob seine Partner im Ring nicht riskieren, von ihm totgeschlagen zu werden, und ich garantiere, daß wir von ihm und seiner mörderischen Faust in der nächsten Zeit noch eine Menge hören werden.«
    Ich sah Phil an.
    »Das wurde vor vier Jahren geschrieben. Der Journalist war ein Prophet. Er hat sich nur in der Zeit ein wenig vertan. Der Ausdruck Mordfaust kommt im Zusammenhang mit Cross Crower noch ein paarmal vor. Einige Zeit scheint man ihn sozusagen den ›Mann mit der Mordfaust‹ genannt zu haben, wie Al Yersey der ›Panther‹ genannt wurde oder Joe Louis ›der braune Bomber‹ oder Paolino ›der baskische Holzfäller‹«
    »Ich verstehe«, antwortete Phil. »Die Mordfaust. Darum waren die Opfer so zugerichtet, aber die nackte Faust eines Mannes kann einen Menschen nicht so zurichten, wie Yersey und die anderen aussahen.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Die Ärzte haben festgestellt, daß sie durch Verletzungen des Gesichtes und des Kopfes, herbeigeführt von einem oder mehreren Schlaginstrumenten, gestorben sind.«
    Phil wurde ganz aufgeregt.
    »Hör zu, Jerry«, sagte er. »Ich habe eine verrückte Idee. Wenn ich deine Vermutungen richtig verstanden habe, dann heißt das: Irgendwer in New York hält sich für Cross Crower, der längst tot ist, glaubt sich mit einer Mordfaust begabt und zieht aus, um alle die Boxer zu besiegen, die gegen Cross gewonnen haben. Die Psychologen nennen das Ersatzhandlungen, und die Irrenärzte sagen Schizophrenie dazu.«
    Ich lachte. »Phil, ich stamme aus Connecticut, und wir hatten weder ein College noch ’ne Irrenanstalt in unserem Dorf, und wenn wir in der Schule etwas verbrachen, dann wurden wir nicht mit Psychologie behandelt, sondern durchgehauen. Aber eines liegt auf der Hand. Solange der Mann nicht gefaßt ist, der die vier Boxer tötete, solange sind alle Männer bedroht, die Cross Crower jemals schlugen.«
    »Und?«
    »Einen Mörder zu fassen ist die eine Seite unserer Aufgabe. Sein vermutlich nächstes Opfer zu schützen die andere und im Augenblick die dringendere.«
    ***
    Da wir Crowers ›Record‹ besaßen, war es ein leichtes, festzustellen, gegen wen er verloren hatte. Insgesamt waren es zwölf Kämpfe. Der Vorsicht halber berücksichtigte ich auch die beiden Boxer, gegen die es nur zu einem Unentschieden gekommen war. Unsere Liste umfaßte dreizehn Namen, davon waren vier Männer tot. Zwei weitere waren eines natürlichen Todes gestorben, und einer befand sich in Südamerika. Blieben sechs Namen, von deren Trägern nur noch fünf aktiv boxten. Noch am Abend desselben Tages machten sich sechs FBI-Beamte auf den Weg, um diese sechs Männer für den nächsten Morgen zu einer Zusammenkunft in das Hauptquartier
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