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oben bringen lassen.«
    »Sie sind außerordentlich freundlich zu uns«, sagte Margaret.
    »Man soll die Gelegenheiten nutzen, die einem das Leben bietet«, sagte Wendley Roper.
    Beech zündete eine zweite Öllampe an, die auf einer schweren Kommode gestanden hatte, und leuchtete den beiden rucksackschleppenden Frauen auf ihrem Weg nach oben nur unvollkommen. Auf dem Treppenabsatz des ersten Stockwerks gab es mehrere große Türen, die wie Eingänge zu Zimmern in einem Eisenbahnhotel aussahen, doch nirgends waren Möbel zu sehen, und weder die Treppe noch einer der Treppenabsätze waren mit Teppichen ausgelegt.
    Im Dachgeschoß führte Beech sie zu einem Zimmer, das zuerst aufgeschlossen werden mußte. Er trat nicht beiseite, um sie als erste eintreten zu lassen, sondern ging geradewegs hinein und zog schwere Vorhänge vor die Fenster. Die Lampe hatte er auf den Boden gestellt. Die Frauen folgten ihm. Hier gab es einen dicken, braunen Teppich, dennoch war die Primitivität des Zimmers nicht zu übersehen. Außer dem Teppich und den dazu passenden Vorhängen bestand das Mobiliar einzig aus einem Bettgestell. Es war ein nacktes, eisernes Bettgestell, plump und häßlich.
    »Ich bringe Ihnen heißes Wasser, wie Mr. Roper gesagt hat, und eine Waschschüssel und Handtücher, ein paar Stühle und so weiter.«
    »Danke«, entgegnete Margaret. Beech zog sich zurück und schloß die Tür.
    »Ob man die Tür wohl abschließen kann?« Mimi durchquerte das Zimmer. »Geht nicht. Der Schlüssel hängt an Beechs Kette. Mir gefällt Beech nicht.«
    »Da kann man nichts machen.« Margaret hatte sich ihrer Kleider bereits entledigt und rieb sich mit einem kleinen Handtuch trocken, das sie aus ihrem Rucksack hervorgeholt hatte.
    »Ich bin zwar nicht naß bis auf die Knochen wie Du, aber es ist verdammt kalt für diese Jahreszeit.« Mimis Wechselgarderobe bestand aus einem dunklen Pulli mit Polokragen und einem Paar Flanellhosen in hellerem Grau. Schnell hatte sie die Sachen angezogen, nachdem sie zuerst Büstenhalter und Schlüpfer angelegt hatte, zum Zeichen des Wiedereintritts in die Gesellschaft. »Hat was von einem Schweinestall, oder?« fuhr sie fort. »Aber wir müssen wohl dankbar sein.«
    »Mir gefällt unser Gastgeber recht gut. Wenigstens hat er nicht lange überlegt, ob er uns reinlassen soll.« Margaret trocknete sich systematisch ab.
    »Und er hat eine angenehme Stimme.« Mimi entschied, daß ihr mit dem Pullover in der Hose wärmer wäre und nahm die Veränderung vor. »Nicht so wie Beech. Beech hat eine Stimme wie Pflaumenmus. Wo sind übrigens die Dachbalken?«
    Das Zimmer, das viel länger als breit war und nur an jeder weit entfernten Wand ein Fenster hatte, trug eine Decke aus gewöhnlichem, gerissenem und schmutzigem Verputz.
    »Ich nehme an, genau über uns.«
    »Da oben?« Mimi wies auf eine Falltüre in einer Ecke der Decke.
    Margaret hatte sie noch nicht bemerkt. Doch ehe sie etwas sagen konnte, war der Raum mit einem Mal von einem ratternden Crescendo erfüllt, das die massiven Bodenbretter vibrieren und das leichte Bett auf- und abhüpfen ließ. Selbst die schweren, schwarzen Wandsteine schienen leicht zu erbeben.
    »Die Züge!«
    Mimi eilte zu einem der Fenster, riß die Vorhänge zur Seite, schob es nach oben und winkte, plötzlich ganz aufgeregt, als das Tosen hinunter nach Pudsley verhallte.
    Dann rief sie: »Margaret, das Fenster ist vergittert.«
    Doch Margarets Aufmerksamkeit war abgelenkt. Während des Getöses hatte sich die Tür geöffnet und Beech, mit einer großen, altmodischen Kanne, die in der einen Hand dampfte, und einer großen, altmodischen Waschschüssel, die von der anderen Hand herabbaumelte – und sie war absurderweise nackt.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte er. »Sie haben mich wohl nicht klopfen gehört.«
    »Hinaus!« rief Mimi aufbrausend, von einem uralten Tabu im tiefsten Innern entflammt.
    »Es macht nichts«, intervenierte Margaret und griff nach dem kleinen, nassen Handtuch.
    »Ich hole Ihnen ein paar Handtücher.«
    Er war schon wieder fort. Er schien völlig ungerührt.
    »Er konnte nichts dafür«, sagte Margaret. »Die Züge waren schuld.«
    Mimi ließ das Fenster wieder herunter und zog die dicken Vorhänge vor.
    »Ich habe eine Idee«, sagte sie.
    »Ja? Was denn? Wegen Beech?«
    »Sag ich dir nachher. Ich warte an der Tür.« Bald kam Beech mit zwei großen und willkommenen Badetüchern und einem riesigen, unwahrscheinlich neuen Stück teurer, duftender Seife zurück.
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