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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers
Autoren: Jean M. Auel
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»aber er jagt auch für sich selbst. Ich führte ihn hier herein, damit er weiß, wo sein Platz ist, aber als ich das erste Mal ins Tal hinunter zu den Pferden ging, kam er mit und wollte dort bleiben. Er kommt und geht, wie er das will, außer wenn ich möchte, dass er bei mir ist.«
»Woher weiß er, dass du ihn bei dir haben willst?«
»Sie ruft ihn mit einem speziellen Pfiff«, sagte Jondalar. »Auch die Pferde rufen wir mit einem Pfiff.« Er nahm seinen Becher, probierte und seufzte dann anerkennend. »Jetzt weiß ich, dass ich zu Hause bin.« Er nahm noch einen Schluck und schloss genießerisch die Augen. »Aus welchen Früchten ist das gemacht, Mutter?«
»Zum größten Teil aus diesen runden Beeren«, erklärte Marthona und wandte sich an Ayla, »die in Büscheln an langen Ranken wachsen, auf Hängen, die geschützt sind und nach Sü den gehen. Ein paar Kilometer südöstlich von hier gibt es ein Gebiet, wo ich immer nachschaue. In manchen Jahren wachsen sie gar nicht gut, aber vor einigen Jahren hatten wir einen recht warmen Winter, und im Herbst darauf waren die Büschel riesig und schmeckten sehr fruchtig und süß, aber nicht zu süß. Ich habe ein wenig Holunder und Brombeere dazugetan, aber nicht viel. Dieser Wein kam bei den Leuten sehr gut an. Er ist ein wenig stärker als sonst. Ich habe nicht mehr viel davon übrig.«
Ayla roch das fruchtige Aroma, als sie den Becher an die Lippen hob. Der Wein schmeckte herb und streng, nicht etwa süß, wie es der Duft hätte erwarten lassen. Sie schmeckte auch das typisch Alkoholische, das sie zuerst bei dem Birkenbier von Talut, dem Anführer des Löwenlagers, kennen gelernt hat te. Dies hier war aber eher mit dem vergorenen Heidelbeersaft der Sharamudoi vergleichbar, nur dass jener ihrer Erinnerung nach süßer gewesen war.
Der scharfe und schroffe Geschmack des Alkohols hatte ihr zunächst nicht zugesagt, aber die übrigen im Löwenlager schienen das Birkenbier sehr zu mögen, und sie hatte dazuge hören und wie sie sein wollen, also hatte sie sich gezwungen, es zu trinken. Nach einer Weile hatte sie sich einigermaßen daran gewöhnt, auch wenn sie vermutete, dass die Leute nicht so sehr den Geschmack des Biers mochten, sondern das be rauschte und desorientierte Gefühl, das es erzeugte. Wenn sie zu viel trank, wurde ihr meist schwindlig, und sie war freundli cher, als sie eigentlich sein wollte, während andere traurig, wütend oder sogar gewalttätig wurden.
Dieses Getränk aber hatte mehr zu bieten. Schwer zu fassen de, komplexe Geschmacksfacetten verwandelten den einfachen Fruchtsaft in etwas Außergewöhnliches. Dies war ein Getränk, das sie mit der Zeit sicher zu schätzen wissen würde.
»Das schmeckt sehr gut«, sagte Ayla. »Ich habe nie jemals ... noch niemals so etwas geschmeckt«, korrigierte sie sich und wurde ein wenig verlegen. Das Zelandonii ging ihr leicht von den Lippen. Es war die erste gesprochene Sprache, die sie nach ihrer Zeit im Clan gelernt hatte. Jondalar hatte sie ihr beigebracht, während er von den Wunden genas, die ihm der Löwe zugefügt hatte. Sie hatte zwar Mühe mit bestimmten Lauten, die sie nie ganz richtig hinbekam, ganz gleich, wie sehr sie sich auch anstrengte, aber falsche Formulierungen wie eben unter liefen ihr mittlerweile nur noch selten. Sie blickte Jondalar und Marthona an, aber sie schienen gar nichts bemerkt zu haben. Sie entspannte sich und begann, Marthonas Wohnplatz näher in Augenschein zu nehmen.
Obwohl sie ihn mehrmals betreten und wieder verlassen hat te, hatte sie sich bislang noch nicht richtig umgesehen. Nun nahm sie sich die Zeit dafür, und alles, was sie entdeckte, über raschte und entzückte sie. Die Bauweise der Behausung war interessant und hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit denen in der Losadunai-Höhle, wo sie Halt gemacht hatten, ehe sie den Gletscher auf dem Hochplateau überquerten.
Die Außenwände jedes Wohnplatzes bestanden auf einer Hö he von einem halben bis einem Meter aus Kalksteinen. Auf beide Seiten des Eingangs hatte man ziemlich große, grob zu gehauene Blöcke gesetzt. Steinwerkzeuge eigneten sich nicht dazu, Bausteine leicht in die gewünschte Form zu bringen. Deshalb bestand der Rest der niedrigen Mauern aus unbearbei teten oder nur grob zurechtgeklopften Steinen. Die meisten Blöcke hatten in etwa die gleiche Größe - vielleicht fünf bis acht Zentimeter breit, nicht ganz so hoch und drei- oder vier mal länger als breit -, aber größere und kleinere Steine waren so
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