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Zwischen Sehnsucht und Verlangen

Zwischen Sehnsucht und Verlangen

Titel: Zwischen Sehnsucht und Verlangen
Autoren: Nora Roberts
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Zehenspitzen. „Sie sind nicht Übel.”
    „Machen wir noch immer Konversation?”
    „Nein, das ist jetzt eine Inspektion.” Er wippte auf den Zehenspitzen leicht hin und her, die Daumen noch immer in die Hosentaschen gehakt, in den Mundwinkeln ein Grinsen, und studierte die Ringe an ihren Fingern.
    „Da ist aber keiner dabei, der mich abhalten könnte, oder?”
    Plötzlich hatte sie Schmetterlinge im Bauch. Sie straffte die Schultern.
    „Kommt ganz darauf an, worauf Sie hinauswollen.”
    Er zuckte nur die Schultern, ließ sich auf einem mit dunkelrotem Samt bezogenen Zweiersofa nieder und legte lässig den Arm über die geschwungene Lehne. „Wollen Sie sich nicht zu mir setzen?”
    „Nein, danke. Sind Sie hergekommen, um Geschäfte mit mir zu machen oder weil Sie die Absicht haben, mich ins Bett zu zerren?”
    „Ich zerre niemals Frauen ins Bett.” Er lächelte sie an.
    Nein, dachte sie. Das hast du mit Sicherheit auch gar nicht nötig, du brauchst nur dieses Grinsen aufzusetzen.
    „Wirklich, Regan. Es ist rein geschäftlich.” Er streckte bequem die Beine aus und legte die Füße übereinander. „Zumindest noch.”
    „Okay. Wie wär’s mit einem heißen Apfelwein?”
    „Danke, gern.”
    Sie wandte sich ab und ging in den hinteren Teil des Ladens. Rafe haderte unterdessen mit sich selbst. Eigentlich hatte er nicht die Absicht gehabt, so direkt zu sein. Der Duft, den sie ausströmte, musste ihm wohl das Hirn benebelt haben. Und provoziert hatte er sich gefühlt durch die kühle Art, wie sie da in ihrem eleganten Schneiderkostüm vor ihm stand.
    Wenn ihm jemals eine Frau über den Weg gelaufen war, die versprach, ihm Schwierigkeiten zu machen, so war es Regan Bishop. Aber er hatte noch niemals den einfacheren Weg gewählt. Er liebte die Herausforderung.
    Kurz darauf kam sie zurück. Beim Anblick ihrer langen Beine stockte ihm fast der Atem.
    „Danke.” Er nahm ihr den emaillierten Becher mit dem dampfend heißen Gebräu aus der Hand. „Eigentlich hatte ich beabsichtigt, eine Firma in Washington oder Baltimore mit der Einrichtung des Hauses zu beauftragen, aber es würde mich wahrscheinlich einige Zeit kosten, eine geeignete zu finden.”
    „Was Ihnen so eine Firma bieten kann, kann ich auch. Und ich mache Ihnen einen besseren Preis.” Sie hoffte es zumindest.
    „Mag sein. Nun, mir wäre es ganz recht, wenn der Laden hier am Ort ist.
    Eine enge Zusammenarbeit ist so besser gewährleistet.” Er kostete von dem heißen Apfelwein. Er schmeckte gut, war aber ziemlich stark. „Was wissen Sie über das Barlow-Haus?”
    „Jammerschade, dass man es so verfallen lässt. Und eigentlich verstehe ich es nicht, denn hier in der Gegend werden doch sehr viele historische Bauten restauriert. Nur dieses Haus wird von der Stadt total ignoriert.”
    „Es ist zwar solide gebaut, aber man muss eine Menge Arbeit hineinstecken …” Er ließ all die Aufgaben, die vor ihm lagen, vor seinem geistigen Auge Revue passieren. „Fußböden müssen gelegt werden, die Wände brauchen einen neuen Verputz, einige will ich auch einreißen, die Fenster sind hinüber, und das Dach ist eine einzige Katastrophe.” Er zuckte die Schultern. „Es wird Zeit kosten und Geld, das ist alles. Wenn es fertig ist, soll es wieder genauso aussehen wie 1862, als die Barlows hier lebten und vom Fenster ihres Salons aus die Schlacht von Antietam verfolgten.”
    „Haben sie das?”, fragte Regan und lächelte. „Ich würde viel eher annehmen, dass sie sich vor Angst in ihrem Keller verkrochen haben.”
    „Glaube ich nicht. Sie waren reich und privilegiert, und es steht zu vermuten, dass die ganze Sache für sie eher eine Art der Unterhaltung war.
    Vielleicht haben sie sich geärgert, wenn vom Lärm des Kanonendonners das eine oder andere Fenster einen Sprung bekommen hat oder wenn die Todesschreie der Soldaten das Baby aus seinem Mittagsschlaf geweckt haben.”
    „Sie sind ja ein echter Zyniker. Reich zu sein heißt doch nicht, dass man keine Panik verspüren würde, wenn direkt vor dem Haus auf dem Rasen Menschen sich im Todeskampf winden und verbluten.”
    „Die Schlacht spielte sich ja nicht unmittelbar vor dem Haus ab. Aber egal. Jedenfalls möchte ich, dass das Haus wieder genau so eingerichtet wird, wie es damals war. Die Tapeten, die Möbel, die Stoffe – und alles in den Originalfarben natürlich.” Er verspürte das drängende Bedürfnis nach einer Zigarette, kämpfte es aber nieder. „Und wie denken Sie darüber, ein Haus, in
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