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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe
Autoren: Cecelia Ahern
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SAOIRSE !«, schrie die Person im Haus wieder. » ICH RUF DIE POLIZEI , WENN DU VERSUCHST , IN DEN WAGEN ZU STEIGEN !«
    Die Rothaarige schnaubte und drückte auf den Autoschlüssel. Die Lichter begannen zu blinken, und ein Piepen ertönte. Blitzschnell riss sie die Tür auf, kletterte hinein, stieß sich den Kopf, fluchte wieder und knallte die Tür hinter sich zu. Ich hörte, wie die Verriegelung einrastete. Ein paar Kinder draußen auf der Straße hatten aufgehört zu spielen, denn sie wollten sich das Drama nicht entgehen lassen, das sich da vor ihren Augen abspielte.
    Nun kam auch die Besitzerin der geheimnisvollen Stimme aus dem Haus gelaufen, in der Hand das Telefon. Sie sah völlig anders aus als die andere Frau. Ihre Haare waren ordentlich im Nacken zusammengesteckt und sie trug einen eleganten grauen Hosenanzug, der allerdings gar nicht zu der schrillen, unbeherrschten Stimme passte, die aus ihrem Mund kam. Außerdem war sie knallrot im Gesicht, völlig außer Atem, und ihre Brust hob und senkte sich krampfhaft, während sie auf ihren hohen Absätzen mehr schlecht als recht zum Auto rannte. Als sie merkte, dass die Türen verschlossen waren, drohte sie erneut mit der Polizei.
    »Ich rufe die Garda, Saoirse«, rief sie warnend und wedelte mit dem Telefon vor dem Seitenfenster herum.
    Aber Saoirse grinste nur und ließ den Motor an. Mit sich überschlagender Stimme bekniete die andere Frau die Rothaarige auszusteigen, und wie sie da aufgeregt von einem Fuß auf den anderen hüpfte, sah sie aus, als hätte sie ein anderes Wesen in sich, das herauswollte, und ich musste an Hulk denken.
    Schließlich gab Saoirse Gas und bretterte die lange, mit Kopfsteinen gepflasterte Auffahrt hinunter. Auf halbem Weg verlangsamte sie das Tempo, worauf sich die Schultern der Frau mit dem Telefon entspannten und ihr Gesicht einen erleichterten Ausdruck annahm. Aber das Auto hielt nicht an, sondern schlich im Schritttempo weiter, und aus dem Fenster auf der Fahrerseite erschien eine Hand mit zwei in die Höhe gestreckten Fingern.
    »Ah, sie kommt in zwei Minuten zurück«, sagte ich zu Luke, der mich seltsam ansah.
    Entsetzt sah die Frau mit dem Telefon dem Auto nach, das die Straße hinunterfegte und fast ein Kind mitgerissen hätte. Ein paar Haare waren aus dem strengen Knoten in ihrem Nacken rausgekommen, als wollten sie der Flüchtigen auf eigene Faust nachjagen.
    Luke senkte den Kopf und befestigte den Feuerwehrmann wieder an seiner Leiter. Die Frau mit dem Telefon stieß einen Wutschrei aus, warf die Hände in die Luft und drehte sich um. Man hörte ein leises Knacken, als der Absatz im Kopfsteinpflaster stecken blieb. Die Frau schüttelte wild ihr Bein, wurde offensichtlich mit jeder Sekunde frustrierter und schaffte es schließlich mit einer gewaltigen Anstrengung, den Fuß frei zu bekommen. Der Schuh flog heraus, aber der Absatz blieb in der Ritze stecken.
    » VERDAAAAAAMMT !«, schrie sie. Auf einer hohen Hacke und einem flachen Pumps humpelte sie die Verandatreppe wieder hinauf. Die Fuchsientür krachte ins Schloss, und das Haus verschluckte die Frau. Jetzt lächelten die Fenster, der Türknauf und der Briefschlitz mich wieder an, und ich lächelte zurück.
    »Wen grinst du da an?«, erkundigte sich Luke argwöhnisch.
    »Die Tür«, war meine nahe liegende Antwort.
    Aber er starrte mich nur weiter stirnrunzelnd an, in Gedanken halb bei den Ereignissen, deren Augenzeugen wir gerade geworden waren, halb bei der Frage, ob es nicht seltsam war, eine Tür anzugrinsen.
    Durchs Glas der Haustür sahen wir, wie die Frau mit dem Telefon in der Eingangshalle auf und ab tigerte. »Wer ist sie?«, fragte ich und sah Luke an.
    Er sah fix und fertig aus.
    »Das ist meine Tante«, erklärte er mit kaum hörbarer Stimme. »Sie kümmert sich um mich.«
    »Oh«, sagte ich. »Und wer war die Frau im Auto?«
    Langsam schob Luke seine Feuerwehr durchs Gras und walzte die Halme platt. »Ach die. Das ist Saoirse«, erwiderte er leise. »Meine Mom.«
    »Oh.« Wir schwiegen, und ich merkte, dass er traurig war. »Sier-scha«, wiederholte ich den Namen, denn ich mochte das Gefühl, das er auf meiner Zunge erzeugte. Es hörte sich an, als käme der Wind in einem breiten Schwall aus meinem Mund oder als unterhielten sich die Bäume an einem windigen Tag miteinander. »Siiiiiier-schaaaaaa.« Schließlich hörte ich auf, weil Luke mich komisch ansah. Ich pflückte eine Butterblume und hielt sie ihm unters Kinn. Auf seiner blassen Haut erschien ein
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