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Zwischen Himmel und Liebe

Zwischen Himmel und Liebe

Titel: Zwischen Himmel und Liebe
Autoren: Cecelia Ahern
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sagen wollte oder eher nicht. Diesen Teil meines Jobs hasse ich aus tiefstem Herzen. Es ist echt blöd, wenn man sich mit jemandem anfreunden will, der umgekehrt gar kein Interesse daran hat. Manchmal passiert das schon, aber irgendwann entscheidet sich der Betreffende dann immer doch für mich, weil er merkt, dass er gern mit mir zusammen sein möchte, auch wenn er es anfangs nicht kapiert hat.
    Der Junge hatte weißblonde Haare und große blaue Augen. Ich kannte das Gesicht von irgendwo, aber ich konnte mich nicht erinnern, woher.
    Schließlich sagte er: »Ich heiße Luke. Und du?«
    Ich stopfte die Hände tief in die Hosentaschen und konzentrierte mich ganz darauf, mit dem rechten Fuß gegen die Mauer zu treten. Ein paar Backsteinkrümel lösten sich und fielen auf den Boden. Ohne den Jungen anzusehen, antwortete ich: »Ivan.«
    »Hi, Ivan.« Er lächelte. Er hatte vorn eine Zahnlücke.
    »Hi, Luke«, grinste ich zurück.
    Ich hab keine Zahnlücke.
    »Deine Feuerwehr gefällt mir. Mein best…, äh, mein alter bester Freund Barry hatte auch so eine, und wir haben immer damit gespielt. Eigentlich ist Feuerwehr aber ein blöder Name, weil sie nämlich schmilzt, wenn man sie durchs Feuer fahren lässt«, fügte ich hinzu, die Hände immer noch in den Taschen vergraben. Dadurch schoben sich meine Schultern aber bis zu den Ohren hoch, sodass ich nicht richtig hören konnte, und ich nahm meine Hände lieber wieder raus.
    Luke rollte im Gras herum und lachte. »Du hast deine Feuerwehr durchs Feuer fahren lassen?«, kreischte er.
    »Na ja, schließlich heißt sie doch
Feuer
wehr, oder?«, verteidigte ich mich.
    Jetzt rollte er sich auf den Rücken und johlte: »Nein, du Dummi! Eine Feuerwehr ist dafür da, dass sie das Feuer
löscht

    Ich ließ mir seine Erklärung eine Weile durch den Kopf gehen. »Hmmm. Tja, ich kann dir jedenfalls sagen, womit man eine Feuerwehr löschen kann«, erklärte ich sachlich. »Nämlich mit Wasser.«
    Luke schlug sich mit der flachen Hand an den Kopf, schrie »Neeeinnn!«, verdrehte die Augen, bis er schielte, und ließ sich dann wieder ins Gras plumpsen.
    Ich lachte. Luke war echt lustig.
    »Willst du mit mir spielen?«, fragte er und zog die Augenbrauen hoch.
    »Klar, gern. Spielen tu ich immer am liebsten«, grinste ich, sprang über die Gartenmauer und kam zu ihm ins Gras.
    »Wie alt bist du?«, erkundigte er sich argwöhnisch. »Du siehst aus, als wärst du genauso alt wie meine Tante«, fügte er stirnrunzelnd hinzu. »Und die spielt überhaupt nicht gern mit meiner Feuerwehr.«
    »Na ja, dann ist deine Tante ein langweiliger alter Reliewgnal!«
    »Ein
Reliewgnal
!«, wiederholte Luke und brüllte vor Lachen. »Was ist denn ein Reliewgnal?«
    »Jemand
Langweiliger
«, antwortete ich und rümpfte die Nase, als wäre Langeweile eine schlimme Krankheit. Ich drehe Wörter gern um, das ist, als erfinde man seine eigene Sprache.
    »Wie alt bist
du
überhaupt?«, fragte ich Luke, während ich die Feuerwehr mit dem Polizeiauto rammte. Wieder stürzte der Feuerwehrmann von der Leiter. »Du siehst nämlich aus wie
meine
Tante«, behauptete ich, während Luke sich vor Lachen den Bauch hielt. Er lachte ziemlich laut.
    »Ich bin erst sechs, Ivan! Und kein
Mädchen

    »Oh.« In Wirklichkeit habe ich gar keine Tante, ich wollte ihn bloß zum Lachen bringen. »Aber warum sagst du
erst
sechs, als würde das nicht reichen? Ich finde, sechs ist genau richtig.«
    Gerade als ich ihn nach seinem Lieblingscomic fragen wollte, ging die Haustür auf, und ich hörte, wie jemand schrie. Luke wurde ganz weiß, und ich schaute auch dorthin, wo er hinstarrte.
    » SAOIRSE , GIB MIR SOFORT MEINEN SCHLÜSSEL ZURÜCK !«, brüllte eine verzweifelte Stimme. Dann kam eine zerzauste Frau mit geröteten Wangen, wilden Augen und langen, ungewaschenen roten Haaren, die ihr strähnig ums Gesicht wehten, aus dem Haus gerannt. Ein weiterer Entsetzensschrei ertönte aus dem Haus hinter ihr, und sie geriet vor Schreck mit ihren Plateauschuhen auf der Verandatreppe ins Stolpern. Laut fluchend und schimpfend suchte sie Halt an der Hauswand. Als sie aufblickte, starrte sie zu Luke und mir herüber. Ihr Mund dehnte sich zu einem Lächeln und entblößte eine Reihe schiefer gelber Zähne. Unwillkürlich zog ich mich ein paar Schritte zurück und merkte, dass Luke das Gleiche tat. Aber sie streckte den Daumen in die Höhe und krächzte: »Bis dann, Kiddo!«, ließ die Wand los und eilte zu dem Auto, das in der Auffahrt parkte.
    »
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