Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
Vom Netzwerk:
Absturz geführt hatte.
    Trotz intensiven Nachdenkens fiel ihm beim besten Willen allerdings nicht mehr ein, wer von den zwei gestern anwesenden Frauen das fragliche Dessous bei ihm vergessen hatte. Noch weniger konnte er sich daran erinnern, warum das gute Stück überhaupt bei ihm im Wohnzimmer lag. Falls es zu irgendwelchen sexuellen Aktivitäten gekommen war, hatte der Alkohol diese völlig aus seinem Gedächtnis getilgt.
    Nach dem Duschen fühlte sich Rainer zwar noch nicht ganz wiederhergestellt, aber zumindest so weit stabilisiert, dass er es wagte, einen Blick in seine Küche zu werfen. Er war angenehm überrascht. Eine Totalrenovierung war nicht erforderlich.
    Esch zog sich Jeans und T-Shirt an und machte sich daran, seine Wohnung noch vor dem Frühstück aufzuklaren.
    Als er ins Wohnzimmer kam, fiel ihm ein ständig wiederkehrendes, leise schleifendes Geräusch auf, das er eben noch nicht wahrgenommen hatte. In ihm keimte ein schrecklicher Verdacht.
    Ein Blick auf den Plattenteller ließ diesen Verdacht zu Gewissheit werden. Er hatte zu vorgerückter Stunde damit kokettiert, dass er selbstverständlich nicht nur alle Rolling
    Stones-Langspielplatten auf CD besaß, sondern auch sehr rare Raubpressungen, so genannte Bootlegs. Eine von diesen Raritäten drehte sich auf dem Plattenteller. Und der nicht mehr ganz taufrische Tonabnehmer versuchte augenscheinlich seit gestern Nacht, eine neue Rille in das Ende der Platte zu fräsen.
    Esch schaltete den Verstärker ein und hob den Tonarm auf den Anfang von Bright Lights, Big City. Die unveröffentlichten Studioaufnahmen aus den frühen Sechzigern schallten durch seine Wohnung. Am Anfang der Platte war kein Schaden hörbar. Esch ließ die Scheibe laufen und räumte die Reste des Gelages vom Vorabend weg.
    Eine Plattenseite später war der gröbste Dreck beseitigt und glücklicherweise bewiesen, dass die LP unbeschädigt geblieben war, was man von einigen der CD-Hüllen nun nicht gerade behaupten konnte. Die klebenden Reste von Bier und Wein würde Rainer mit Reinigungsmittel vernichten müssen.
    Diese Arbeit, nahm er sich vor, war nach dem Frühstück fällig.
     
    Rainer Esch setzte Kaffee auf, schmiss zwei Scheiben Weißbrot in den Toaster und bereitete sich ein Rührei mit viel Speck zu, ohne dabei an die Warnungen seines Arztes über die negativen Folgen eines zu hohen Cholesterinspiegels zu denken. Nach dem Frühstück zündete er sich eine Reval an und inhalierte genussvoll und mit tiefen Zügen, auch das gegen jede medizinische Vernunft.
    Er war gerade in das spannende Studium eines Artikels in einer Modellbahnzeitschrift über die Vor-und Nachteile der manuellen Gleisreinigung vertieft, als das Telefon klingelte.
    Zögernd legte Esch die Zeitschrift zur Seite, blieb zunächst noch sitzen, entschied sich dann aber doch, den Hörer abzunehmen.
    Es war Cengiz.
    »Na, von den Toten wieder auferstanden?«, erkundigte sich sein Freund.
    »Hmm. Wie man’s nimmt. Wann seid ihr denn gegangen?«, wollte Rainer wissen.
    »Ich gegen zwei. Da waren noch Karl und Heinz da. Ihr habt ja kein Ende gefunden.«
    »Ich ahne Übles. Cengiz, ähm, haben wir uns Sigrid und Chris gegenüber«, Esch zögerte, »ordentlich benommen?«
    »Wie meinst du das denn?«
    »Ich habe hier bei mir in der Wohnung… Scheiße, ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll… einen BH gefunden.«
    »Seit wann bist du so prüde?«
    »Ich bin immer zurückhaltend, wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, was eigentlich los war.«
    Cengiz lachte schallend. »Sei froh, dass nicht auch noch Chris’ Bluse bei dir auf der Couch liegt.«
    »Scheiße, Cengiz, lass mich nicht hängen. Was war los?«
    Sein Freund lachte erneut auf. »Du hast Chris dazu veranlasst, ihre Bluse und ihren BH auszuziehen.«
     
    »Oh Mann, ist mir das peinlich. Scheißalkohol. Was hab ich gemacht?«, fragte Rainer besorgt.
    »Keine Panik. Du hast nichts gemacht. Jedenfalls nichts, wofür du dich schämen müsstest. Wenn man davon absieht«, schränkte Cengiz ein, »dass du Chris bei dem Versuch, im Suff eine Rotweinflasche zu entkorken, die halbe Pulle über die Bluse geschüttet hast. Sie hat sich dann ihre Bluse und den BH
    bei dir im Bad ausgezogen, ausgewaschen und einen Pulli von dir übergezogen. Als sie dann ging, war die Bluse halbwegs trocken, nur der BH nicht. Und Karl oder Heinz hat dann das Ding von der Heizung im Bad wie eine Trophäe ins Wohnzimmer geschleppt. Gib ihr das Teil wieder und alles ist in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher