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Zweifel

Zweifel

Titel: Zweifel
Autoren: Ally Blue
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nicht.
    Die Tatsache, dass Bo Janine bisher nicht um eine Scheidung gebeten hatte, schmerzte mehr als sein Zögern, mit Sam zu schlafen. Sogar mehr als seine Weigerung, offiziell mit Sam zusammen zu sein. Auch wenn die beiden getrennt lebten, wusste Sam, dass er und Bo keine Chance auf eine richtige Beziehung hatten, bevor die Ehe nicht geschieden war.
    »Denkst du, ich hätte auch nur die geringste Chance, das Sorgerecht zu bekommen?« Bo lachte kurz und hart auf. »Wohl kaum. Sie hat alle Karten in der Hand. Sie verdient siebzigtausend im Jahr, während ich kaum genug verdiene, um die Firma am Laufen zu halten. Sie arbeitet von zu Hause aus. Ich habe unregelmäßige Arbeitszeiten und bin ständig unterwegs. Und würde ich das Sorgerecht beantragen, würde ihr Anwalt herausfinden, dass...« Er biss sich auf die Unterlippe und wandte den Blick ab.
    »Dann finden sie heraus, dass du schwul bist, und verwenden es gegen dich«, beendete Sam den Satz für ihn.
    »Glaub‘ ja nicht, dass ich übertreibe.« Hilfloser Zorn flammte in Bos Augen auf. »Du hast keine Ahnung, wie skrupellos Janine sein kann. Und es gibt hier immer noch Richter, die glauben, dass... unsere Lebensweise an sich schon Grund genug ist, um sogar das Besuchsrecht zu verweigern.«
    »Wieso kannst du es nicht einmal aussprechen? Wir sind homosexuell, Bo. Schwul. Vom anderen Ufer.« Sam schüttelte den Kopf. »Du hattest vorher keine Probleme, es zu sagen, in Oleander House.«
    Bo versteifte sich in Sams Armen. »Das war anders.«
    »Oh, ich verstehe. Damals war nur ich schwul und du nicht.« Er schob Bo von sich und begann auf und ab zu gehen, die Arme in einer Abwehrhaltung vor der Brust verschränkt.
    »So hab‘ ich das nicht gemeint.« Bo atmete gereizt aus und ließ sich auf die Ecke seines Schreibtischs sinken. »Verdammt, Sam, ich dachte, du würdest verstehen, wie schwer das alles für mich ist. Mein Leben wurde komplett über den Haufen geworfen.«
    »Das weiß ich. Ich verstehe es, wirklich.«
    »Warum benimmst du dich dann so? Was zur Hölle willst du von mir?«
    Das ließ Sam erstarren. Was wollte er wirklich? Sex? Die Freiheit, nicht verstecken zu müssen, was er fühlte? Ja und ja. Aber er wusste, dass diese Dinge nicht der Grund für seine Rastlosigkeit waren. Die Wurzel all dessen war simpler und zugleich komplexer. Sams Wut, Schmerz und Frustration verflüchtigte sich plötzlich und ließen nur eine tiefe Traurigkeit zurück.
    Er ging zu Bo hinüber, blieb zwischen dessen geöffneten Beinen stehen. Dann legte er seine Arme um ihn und lehnte seine Stirn an Bos. »Wirst du das mit uns jemals wirklich akzeptieren, Bo? Oder wird es immer so bleiben wie jetzt?«
    Bo antwortete nicht sofort. Er umfasste Sams Gesicht mit den Händen und küsste ihn sanft auf Wangen und Kinn. Als ihre Lippen sich trafen und Bos Mund sich öffnete, wusste Sam Bescheid. Er konnte Bos Angst und Verwirrung in seinem Kuss schmecken.
    »Ich will, dass das mit uns funktioniert, Sam«, flüsterte Bo und seine Finger strichen durch Sams Haar. »Das tue ich wirklich. Aber ich will meine Kinder nicht verlieren. Kannst du noch eine Weile durchhalten? Nur, bis Janine und ich geschieden sind und ich einem Richter beweisen kann, dass ich ein guter Vater bin?«
    »Also wirst du die Scheidung einreichen?«
    »Ja. Du hast recht, ich muss diesen Schritt machen. Janine und ich wissen beide, dass wir nicht mehr zusammenfinden werden. Also gibt es keinen Grund mehr zu warten, denke ich. Aber Janine darf das mit uns beiden nicht herausfinden und auch sonst niemand. Jetzt noch nicht.« Bo küsste Sam nochmal. Die Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Bitte, Sam. Bitte. Gib mir nur noch ein bisschen mehr Zeit.«
    Sam sah den flehenden Blick in Bos Augen und wollte lügen. Er sehnte sich danach, all die Dinge zu sagen, die Bo hören wollte. Ihm zu versprechen, dass er für immer auf ihn warten würde, wenn es sein musste.
    Das Problem war nur, dass es womöglich wirklich für immer sein könnte. Bo hatte diesen Teil von sich noch nicht akzeptiert. Bis das der Fall war, würde er Entschuldigung um Entschuldigung finden, um seine Beziehung mit Sam geheim zu halten. Und Sam war sich nicht sicher, ob er sich damit auf lange Sicht arrangieren konnte.
    Er legte eine Hand an Bos Wange und versuchte, die richtigen Worte zu finden, um das zu sagen, was er zu sagen hatte. »Bo, ich –«
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn. »Ja, bitte?«, fragte Bo, ohne seinen Blick von Sams
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