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Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg

Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg

Titel: Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg
Autoren: Sandra Braun
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einer
Wellenlänge, das ist klar. Schließlich verlassen sie aber doch noch die
Örtlichkeiten und wir sehen sie zum Glück erst wieder schlafend, als wir vom
Essen zurück kommen.
Bevor wir eine Bar fürs Abendessen aufsuchen, kaufen wir noch unsere Vorräte
für den kommenden Tag. In einem kleinen Laden gibt es alles was wir benötigen.
Der Kaufmann war ein merkwürdiger Kauz. Als ihm Karola einen 5,- €- Schein
reicht, der einen kleinen Einriss hat, will er fast die Annahme verweigern. Er
wundert rum und zetert und kann sich gar nicht beruhigen. Wir machen ihm aber
klar, das der Schein da bleibt und wir jetzt gehen. Was wir dann auch machen.
Beim Abendbrotbestellen vermissen wir mal wieder unser Wörterbuch und können
nur die wenigsten Vokabeln auf der Karte richtig deuten. Gänzlich fremde Worte
lassen wir bei der Bestellung außer Acht. Das geht dann auch gut. Da wir rundum
satt sind, wollen wir uns noch einen Kräuterlikör bestellen, diese Aufgabe ist
eine echte Herausforderung und geht gründlich daneben. Wir bekommen 2 doppelte
Cognac. Oho! Lustig geht es nun in Richtung Herberge. Ich habe nun gar keine
Lust, in diese Abstellkammer zu gehen und beschließe, das kostenlose Internet
ausgiebig zu nutzen. Das war auch gut, denn kostenlos war es nie wieder. Bis
tief in die Nacht sitze ich vor dem Bildschirm, mein angeschwollener Fuß zwingt
mich aber doch irgendwann ins Bett und das Einschlafen klappt wider Erwarten
auch.
    06. Oktober 2011, Donnerstag, Zubiri - Pamplona, 21 km,
Sonne, 35 °C
    Fluchtartig verlassen wir die Herberge. Die ganze Nacht bei
geschlossenem Fenster, das ist zu viel. Karola kann mittlerweile viele Aussagen
von H. P. Kerkeling nachvollziehen und seine Maßnahmen, nur in Pensionen zu
übernachten, gut verstehen.
Unser Ziel ist heute Pamplona. Wir müssen zur Brücke zurück und dann geht es
nach rechts einen Berg hinauf. Der Weg führt uns über das Gelände eines
Magnesiumwerks, idyllisch ist anders. Wir werden aber bald wieder durch eine
unschlagbar schöne Landschaft besänftigt. Es geht durch herrliche Natur, wieder
über Berg und Tal, oft begleitet uns ein romantischer Fluss.
Der Tag verspricht wieder schön zu werden und so ist es auch. Wir können unser
Glück kaum fassen, 35 Grad, keine Wolke am Himmel. Wir treffen viele bekannte
Gesichter, allmählich wachsen wir zu einer Gemeinschaft zusammen. Einige neue
Leute kommen am Tage dazu und andere sehen wir heute nicht wieder, aber es kann
sein, das sie morgen plötzlich wieder da sind. Da gibt es die dollsten
Geschichten zu erleben.
Der Fluss Rio Arga begleitet uns den ganzen Tag, auch durch Pamplona, unserem
heutigen Tagesziel, wandern wir an seinem Ufer entlang. Wir sind versucht, die
heißen Füße ins Wasser zu stecken, aber diesen verlockenden Gedanken verwerfen
wir schnell wieder. Es dauert einfach zu lange. Die Fußverbände müssten
komplett erneuert werden und dazu hab ich auch wenig Lust. Um die Mittagszeit
kommen wir durch einen kleinen Ort und denken beide an Pause. Wir halten
Ausschau nach einem geeigneten Platz für unsere Rast. Es ist erstaunlich, wo es
überall „Very nice Place“ gibt. Wir haben bisher jeden Tag ein schönes
Plätzchen gefunden. Heute ist es wieder eine große Wiese auf einem Hügel. Sie
ist oberhalb durch die Hauptstrasse und unterhalb durch den Jakobsweg, der ins
nächste Dorf führt, begrenzt. Von hier oben haben wir einen guten Blick auf die
vorüberziehenden Pilger. Wir würden die meisten von ihnen sonst den ganzen Tag
nicht sehen, da ja alle in etwa das selbe Tempo haben und analog zueinander
laufen. Viele der vorbeikommenden Pilger grüßen freundlich. Man hat sich hier
und da schon gesehen und das Kennenlernen fällt einem nicht schwer. Wenn man
sich an der nächsten Bar bei einem Kaffee trifft, kommt man schnell ins
Gespräch.
Die üblichen Pilgergespräche über Füße, Muskeln, Gelenke, tägliche
Kilometerzahlen, Rucksackgewicht usw. würden im normalen Alltag schon sehr
merkwürdig anmuten.
Aber bevor wir in irgendwelchen weiteren Kaffee-Pausen neue Leute kennen
lernen, machen wir unsere wohlverdiente Mittagspause. Es ist immer das selbe
Ritual: Rucksack ab - Matte ausrollen - alle Sachen die benötigt werden aus dem
Sack direkt auf die Matte (Essen, Trinken, Janos Kertezs Buch, Fußpflaster) -
obligatorisches Foto mit Selbstauslöser - Schuhe aus und los geht die Pause. Dann
wird erst einmal gespeist. Anschließend gibt es aus dem Buch von Janos Kertesz
einen Text vorgelesen - der Mann
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