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Zutritt verboten

Zutritt verboten

Titel: Zutritt verboten
Autoren: K.H. Scheer
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gegeben.
    Wenn die Lager aber überhaupt einen Sinn haben sollten, mußten die wenigen erwachsenen Deneber bald etwas unternehmen.
    Wir ließen die Negativ-Meute aus den Zellen. Überall ruckten die Gitter nach oben, und die Kerls wüteten in die weite Halle hinein. Wir hatten nun scharf aufzupassen, damit sie keinen blutigen Unfug trieben.
    Am späten Nachmittag Stationszeit, erhielten wir den Befehl, sofort nach draußen zu kommen. Oberstleutnant Kamow wollte die neuen Wächter persönlich sehen.
    Ich nickte lächelnd zur Bildfläche hin, und der Offizier schaltete ab. Jetzt war es also soweit. Ob der vogelköpfige Ponti wohl ebenfalls gerufen wurde? Sicherlich. Man wollte ja alle Neuankömmlinge sehen.
     
7. KAPITEL
     
    Oberstleutnant Kamow, Kommandeur der Monsterstationen auf Luna, war ein hochgewachsener, fast dürrer Mann mit angegrauten Haaren. Sein verbindliches Wesen glich dem des Marschalls Potrinskij.
    Wenn man offiziell nach dem Grund dieses gewissen Wohlwollens gefragt hätte, so wäre wohl zweifellos argumentiert worden, das wäre in psychologischer Hinsicht erforderlich. Niemand sollte den positiven Mutanten gegenüber barsch und überheblich auftreten.
    Der wahre Grund mochte darin liegen, daß ein denebisches Hirn andere Auffassungen besaß. Ich wußte es aber nicht genau.
    Er hatte uns der Reihe nach verhört und Fragen gestellt. So standen wir jetzt noch vor dem großen Schreibtisch im ersten Geschoß der langgestreckten Kommandantur. Durch die druckfesten Kunststoffenster konnte man die erleuchtete Hüllenkuppel sehen. Jenseits der Plastikwände begann die unendlich-erscheinende Öde des Mondes.
    Der Kommandant schien recht zufrieden zu sein, nur wurde er offensichtlich stutzig, als er nochmals Hannibals und meine Akten überprüfte. Er sah mich voll an und fragte nach meinen Ansichten über die Unterbringung innerhalb der Monsterhöhlen.
    „Nicht sehr angenehm, aber erträglich“, erklärte ich bereitwillig. „Es kostet einige Mühe, den seit jeher eingeprägten Haß gegen die Negativen zu vergessen und nicht bei jeder Gelegenheit zu schießen. Diese Burschen haben uns ein Leben lang in Atem gehalten, und jenseits der Linie standen die Soldaten der 8. Armee mit durchgeladenen Maschinenwaffen.“
    Kamow lächelte unergründlich und sah kurz den neben seinem Schreibtisch stehenden Chefmediziner der Monsterlager an. Der Mann nannte sich Dr. Wjerbow, Fachgebiet Biomedizin, desgleichen etwas Genetik.
    Der dritte „Mensch“ im Raum war Kapitän Uljitschin, Stellvertreter des Kommandeurs. Sonst waren keine Soldaten anwesend. Uljitschin war aber mit einem Maschinenkarabiner bewaffnet.
    „Sie sollten Ihre begreifliche Abneigung überwinden“, wurde ich von dem Biomediziner freundlich belehrt. „Versuchen Sie, den bedauernswerten Geschöpfen ein guter Freund zu sein.“
    Ich brauchte den ebenfalls anwesenden Vogelköpfigen nicht zum Gelächter aufzufordern. Bisher hatte es zu meiner stillen Verzweiflung noch keinen Grund gegeben, um eine derartige Geräuschkulisse zu fabrizieren. Jetzt hatte der Arzt selbst ein Stichwort gegeben, das Ponti zu einem wahnwitzigen Lachen reizte.
    Es schrillte aus dem spitzen Mund, daß mir selbst die Ohren weh taten. Ponti war außer sich, und so verloren sich seine Töne in die Bereiche unhörbarer Schwingungen.
    Nur Hannibal und ich beobachteten die drei Russen. Der Kommandeur zeigte ein verzerrtes Gesicht. Er hatte die Fäuste an die Schläfen gedrückt und schien sich zu bemühen, nicht in Ohnmacht zu fallen.
    Dem Biomediziner perlte der Schweiß von der Stirn. Sein Mund hatte sich erschreckend verzogen, und die Beine schienen den Dienst versagen zu wollen.
    „Aufhören“, brüllte Kapitän Uljitschin. „Sofort aufhören!“
    Die letzten Worte brachte er nur noch krächzend hervor. Er taumelte, und die Waffe in seinen nervigen Händen war ihm plötzlich viel zu schwer geworden. Dabei hatten wir eine so geringe Gravitation, daß man mit jeder heftigen Muskelbewegung vorsichtig sein mußte. Wir trugen längst bleibeschwerte Schuhe, damit wir nicht unversehens in die Luft sprangen. Und ihm wurde der Karabiner zu schwer!
    Hannibal grinste dünn, als er ebenfalls registrierte, mit wem wir es zu tun hatten. Alle drei waren sie Nachahmungen, Monster in menschlichen Körpern. Sie litten grausam unter den ultrahohen Tönen des Vogelköpfigen. Etwas in ihren Gehirnen konnte das einfach nicht vertragen. Sie schlossen kurz und mußten um ihre Beherrschung
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