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Zurückgeküsst (German Edition)

Zurückgeküsst (German Edition)

Titel: Zurückgeküsst (German Edition)
Autoren: Kristan Higgins
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schon Ihre selbstlose gute Tat des Tages vollbracht?“
    Ich schnitt eine Grimasse. „Ich weiß nicht. Es war eine … eher eigennützige gute Tat.“ Pater Bruce, der meine Seelenrettung wohl als persönliche Mission betrachtete, hatte mich wortwörtlich dazu aufgefordert, „das Übel meines Berufsstands zu kompensieren“, indem ich täglich eine selbstlose gute Tat vollbrächte. „Ich habe im Schnellcafé einer sechsköpfigen Familie den Vortritt gelassen. Das Baby hat geschrien. Zählt das?“
    „Aber ja“, sagte der Pater gütig. „Sie sehen heute übrigens hübsch aus. Sind Sie mit Dennis verabredet?“
    Ich sah mich um. „Es ist mehr als eine Verabredung, Pater“, raunte ich und zuckte zusammen, als John Caruso mir vermutlich nicht versehentlich in den Rücken stieß und eine undeutliche Entschuldigung murmelte. Wenn man so erfolgreich war wie ich, musste man sich an derartige Entgleisungen gewöhnen. (Mrs Caruso hatte die Eigentumswohnung an der Back Bay und das Haus hier im Ort bekommen, nicht zu vergessen die großzügige monatliche Abfindung.) „Heute ist der Tag. Ich werde die Fakten präsentieren, den Fall überzeugend darlegen und auf den Urteilsspruch warten, der sicher ganz zu meinen Gunsten ausfallen wird.“
    Pater Bruce hob eine seiner buschigen weißen Augenbrauen. „Wie romantisch.“
    „Ich denke, meine Einstellung zu Romantik ist wohl mehr als eindeutig dokumentiert.“
    „Man könnte den armen Teufel ja fast bedauern.“
    „Man könnte, aber der Junge hat alles, was man sich nur wünschen kann, und das wissen Sie.“
    „Ach ja?“
    „Bitte.“ Ich stieß mein Glas gegen das von Pater Bruce und trank einen Schluck. „Auf die Ehe! Und wo wir gerade vom Teufel sprechen, da ist er auch schon, vier Minuten zu früh. Es geschehen doch immer wieder Wunder.“
    Seit zweieinhalb Jahren war ich mit meinem Freund Dennis Patrick Costello zusammen. Stellen Sie sich den Feuerwehrmann vor, von dem Sie schon immer geträumt haben … Genau so sieht er aus – ein wahrer Augenschmaus: dichtes dunkles Haar, blaue Augen und die gesunden roten Wangen eines typischen Iren. Eins achtundachtzig. Die Schultern so breit, dass sie eine vierköpfige Familie tragen könnten. Das Einzige … hm … beinah sprichwörtliche Haar in der Suppe war ein Zopf – ein langer, dünner geflochtener Rattenschwanz, der Dennis im Nacken baumelte. Und Dennis hing aus unerfindlichen Gründen an ihm. Nun gut, ich versuchte es zu ignorieren, da seine ansonsten sexy Erscheinung und die konstante Leutseligkeit mich mit Stolz erfüllten. Es gab auf der ganzen Insel keinen Menschen, der Dennis nicht mochte, und keine Frau, die nicht mitten im Satz abbrach, wenn er lächelte. Und er gehörte zu mir!
    Dennis kam mit Chuck, seinem Kumpel aus der Feuerwehrstaffel, der mich mit einem bösen Blick bedachte, bevor er ans andere Ende der Theke marschierte. Chuck hatte seine liebe, gute Ehefrau Constance betrogen, und das nicht nur ein Mal, nein, er hatte den Tiger Woods von Martha’s Vineyard gegeben und letztlich vier Affären in sechs Jahren Ehe gestanden. Als Folge davon bewohnte Chuck jetzt eine schiefe, vierundfünfzig Quadratmeter große „Ein-Zimmer-Hütte“ auf Chappaquiddick und musste jeden Tag mit der Fähre zur Arbeit fahren. Tja, das ist eben der Sünde Lohn.
    „Hallo, Chuck! Wie geht es dir?“, erkundigte ich mich. Chuck ignorierte mich, wie immer. Egal. Ich drehte mich zu Dennis um. „Hallo, Liebling! Sieh mal an, vier Minuten zu früh!“Dennis beugte sich vor und küsste mich auf die Wange. „Hallo, schöne Frau. Hallo, Pater B.“
    „Dennis. Viel Glück, mein Sohn. Ich werde ein Ave-Maria für Sie beten.“
    „Danke, Pater.“ Augenscheinlich nicht weiter daran interessiert, warum ein Priester für ihn beten wollte, lächelte Dennis mich an. „Ich bin am Verhungern. Wie steht’s mit dir?“
    „Oh ja, ich auch. Bis bald, Pater Bruce.“ Ich glitt vom Hocker, und Dennis musterte mich anerkennend – was genau der Grund für die Wahl meines Kleides und der schmerzhaft und fast schon unanständig hohen Schuhe war. Ich wollte Dennis’ volle Aufmerksamkeit, und da er ein Mann war, konnte ein betontes Dekolleté nicht schaden.
    An diesem Abend wollte ich die Frage aller Fragen stellen. Zweieinhalb Jahre mit Dennis hatten mich überzeugt, dass er als guter Ehemann taugen würde. Er war ein anständiger Kerl, hatte ein gutes Herz, eine feste Stellung, eine nette Familie, und er war äußerst attraktiv. Es galt:
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