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Zurück von den Toten - Dark Village ; 4

Zurück von den Toten - Dark Village ; 4

Titel: Zurück von den Toten - Dark Village ; 4
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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niemandem erzählen, was mit dem Pflegevater passiert ist. Sie müssen so tun, als wäre nichts geschehen, als wüssten sie von nichts.
    Niemand darf erfahren, was Nicholas getan hat!
    Sie läuft los. Dann, nach zehn oder fünfzehn Metern, bleibt sie automatisch stehen. Ein Teil von ihr will weiter. Aber der andere Teil, der plötzlich viel stärker ist, sagt ihr, dass sie weglaufen sollte. Fort von der Vergangenheit. Weg von allem, das sie kaputt gemacht hat.
    Vielleicht erfahren alle davon, was mir passiert ist, denkt sie. Vielleicht bin ich dann nur noch die, an der sich der Pflegevater vergriffen hat. Die, die die Hose runtergelassen hat. Damit er es tun konnte.
    Die Bäume werfen lange, dunkle Schatten. Es riecht feucht. Vom Fluss, der schäumend vorbeirauscht, steigen winzige Tropfen in die Luft.
    Es gibt einen Uferweg. Manchmal verschwindet er kurz im Wald, aber es ist leicht, ihm zu folgen. Er führt hinauf zur Straße am Stauwerk. Nichts hält sie auf. Es wäre ganz einfach, nach Hause zu gehen, ganz leicht, das alte Leben wieder aufzunehmen! Und doch völlig unmöglich.
    In ihrem Kopf dreht sich alles immer schneller. Sie hört Stimmen, mindestens zwei. Was soll sie tun? Das eine oder das andere? Sie friert und schlingt sich die Arme um die Schultern.
    Hau ab, sagt die neue Katie. Sieh zu, dass du diese Hölle, ja, sogar Nicholas hinter dir lässt. Aber die alte Katie, die noch immer ein kleines bisschen in ihr drin ist, sagt: Das kannst du nicht tun!
    Sie kann doch nicht einfach weglaufen …



1
    Bisher hatten sich die Jungs nicht sonderlich für Nora interessiert. Eigentlich so gut wie gar nicht. Aber jetzt war irgendwas passiert. Etwas hatte sich geändert – jedenfalls ein bisschen.
    Sie standen nicht gerade Schlange, um mit ihr zu reden. Sie glotzten sie auch nicht so an, wie sie Benedicte anglotzten: mit der Zunge bis zu den Kniekehlen und den Händen gaaaanz tief in den Hosentaschen. Aber trotzdem … Jetzt guckten sie ab und zu auch zu ihr rüber.
    Manchmal sah Nora auf und blickte plötzlich irgendeinem Jungen in die Augen, der dann nervös grinste und sich schnell abwandte. Fast als ob nichts wäre. Aber eben nur fast. So was war ihr früher nie passiert.
    Aber sie wusste, woran das lag. Sie war ja nicht dumm. Sie war mit Nick zusammen gewesen. Und Nick war cool. Wenn einer wie Nick sich mit ihr verabredete, musste irgendwas an ihr dran sein. Vielleicht war sie viel spannender, als sie aussah? Keiner der Jungs hatte sich bisher die Mühe gemacht, irgendwas über sie rauszufinden. In ihr konnte ja … alles Mögliche stecken. Nora fand den Gedanken, dass alles Mögliche in ihr stecken konnte, ja, dass sie vielleicht sogar spannend, gefährlich und geil war, aufregend.
    Eines Tages, als sie im Klassenraum saß und dem Lehrer zuhörte, sah sie sich heimlich um und dachte: Ich kann das auch! Ich kann genauso gut einen Typen anbaggern wie Benedicte und die anderen. Ich meine, warum auch nicht? Immerhin war ich mit einem der coolsten Typen der ganzen Schule zusammen!
    Besonders realistisch war es aber trotzdem nicht. Irgendwie konnte sie es sich nicht richtig vorstellen, wie sie mit einem Jungen flirtete und ihn verführte. Wie sie ihn mit in ihr Zimmer nahm und ihm ihre Hand auf den Schritt legte. Merkte, wie er steif wurde, und dann zu ihm sagte: Willst du mich? Traust du dich, mich zu nehmen?
    â€žâ€¦ ja, nicht wahr, Nora?“
    â€žWie bitte?“ Sie hob den Kopf.
    Der Lehrer sah sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen an. Es war schwer zu sagen, ob er amüsiert oder ungeduldig war.
    â€žHier. Ich wüsste gern etwas über diese Satzstellung.“ Der Lehrer klopfte an die Tafel, wie man an eine Tür klopfte, mit dem Knöchel seines Zeigefingers. „Meinst du, es gibt einen bestimmten Grund, warum der Autor diesen Satz ausgerechnet so formuliert hat?“
    â€žAch so“, sagte Nora. „Tja, also … bestimmt gibt es einen Grund, ja.“
    Um sie herum breitete sich Gekicher aus. Der Lehrer grinste ebenfalls. „Ja“, sagte er. „Ich glaube auch, dass es einen Grund gibt.“
    â€žAber welchen?“, fragte Nora.
    â€žTja, das ist die Frage“, sagte der Lehrer.
    â€žSie wissen das doch bestimmt“, sagte Nora.
    Da lachte die ganze Klasse laut. Zu jedem anderen Zeitpunkt in ihrem bisherigen Leben hätte Nora sich für immer und ewig ganz
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